Spaceship Landing / Same
Same Spielzeit: 79:26
Medium: CD
Label: World In Sound, 2012
Stil: Space Rock, Stoner Rock

Review vom 30.08.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Bei einem Bandnamen wie Spaceship Landing kann man, ohne einen Ton des Silberlings gehört zu haben, schon erahnen in welches Genre-Logbuch man die Oldenburger Gruppe eintragen muss. Beim ersten Hören stellte sich allerdings die Frage, ob sie überhaupt einen Vermerk wert ist. Stutzig macht einen auch die verdammt spärlichen Angaben über die Stoner- beziehungsweise Space-Rocker. Die Homepage ist »under construction« und MySpace (in der URL steht »spaceshiplandingistot«) sowie Facebook sind so informativ wie ein leeres Blatt Papier. Tourtermine... Fehlanzeige! Die auch psychedelisch improvisierende, norddeutsche Band macht in dieser Hinsicht dem Weltraum alle Ehre... dort herrscht Stille.
Die vorliegende Platte stammt aus dem Jahr 2006 und ist sechs Jahre später bei World in Sound neu aufgelegt worden. Auf der Verpackungsrückseite steht etwas von »Zugabe«. Darunter werden die Songs "Why Don't We Do It On The Roof", "Fresh" und "Lowland Depressions" gelistet. Diese Nummern sind wohl für die Neuauflage zusätzlich in die Tracklist aufgenommen worden.
Der Opener "8tel Ride" ist geprägt von heftigen, tiefer gelegten Riffs und Wah Wah-Aktionen. Vallentin Skrzypczaks Gesang unterliegt Effekten und wurde eher in den Hintergrund verfrachtet. Was bei der Combo zählt, ist offensichtlich der instrumentale Schwerpunkt. Das erste Stück erweist sich als eine ordentliche Standortbestimmung. Am Ende tritt die Gallmucke-Orgel in den Vordergrund. In "No Punk" zündet der Raketenantrieb von Spaceship Landing und sorgt für Tempo-Nachschub. Furios geht es zu. Skrzypczaks Vocals sind so sehr verfremdet, dass man den Text nicht nachvollziehen kann. Das Stück ist nicht spektakulär, aber gut.
Blubber, blubber... "Orbit AG" bietet einen sehr interessanten Gitarrensolo-Einstieg. Der Bass hat hier eine ordentliche Portion Fuzz getankt und wenn der Track dann Formen annimmt, muss man schon von Ähnlichkeiten zu den ersten beiden Nummern sprechen. Mal schweift die Orgel, dann der Sechssaiter in psychedelische Gefilde ab. Und was ist mit Skrzypczak? Der hat Pause, kommt aber in "Why Don't We Do It On The Roof" wieder verfremdet zu Wort. Das Stück hat einen leckeren Groove, für den ganz besonders der Bassist Jan Wolfgang Sieber sorgt. Die E-Gitarre serviert durchaus melodische Riffs, die bis zur Halskrause in den Siebzigerjahren stecken. Mittendrin gibt es ein luftiges Intermezzo. Dann wird die Gitarre wieder tiefer gelegt und weil es so schön ist, wiederholt sich dieser Part in anderer Form nochmals. Feine Sache, dieses "Why Don't We Do It On The Roof"! Was die Texte angeht, habe ich es aufgeben, etwas zu verstehen.
Nach einem kurzen, relativ belanglosen "Fresh"-Zwischenspiel erleben wir Spaceship Landing zum ersten Mal in einem von vier Long-Tracks. "Guitar Sound Machine" lässt die Studio-Atmosphäre spüren. Gitarrist Steffen Peter Schneider sowie bereits erwähnter Gallmucke machen hier zunächst gemeinsame Sache und Sieber lässt es krachen. Ah, es gibt erste deutliche Anzeichen einer Atempause. Der Organist spielt Piano und Schneiders Instrument schraubt sich bedächtig in höhere Sphären. Dieses Stück darf bis hierher unter Highlight verbucht werden. "Still Hanging" wird durch die Klänge des Saxofons interessant. Der Wah Wah-Einsatz bewegt sich in eine richtig heftige Richtung. Orgiastisch wird Spaceship Landing zur Jam-Band und kanalisiert schließlich alles in einem spacig-schwebenen Songteil.
"Lowland Depressions" kann durchaus als Aushängeschild der Platte bezeichnet werden. Die Band ist endgültig in der Unendlichkeit des Weltraums angekommen. Mit zunehmender Spielzeit entlädt die Combo dann all ihren Frust. Wer auch immer "Erics Mom" sein mag... sie scheint eine nette Person zu sein. Aus der Tiefe der Schwerelosigkeit formiert sich die Gruppe abermals zu einer wilden Attacke und wie bereits im Opener ähnelt der Wah Wah-Pedaleinsatz einem Jimi Hendrix.
Die anfängliche Skepsis bezüglich der musikalischen Qualität von Spaceship Landing entpuppt sich in gewisser Weise als Fehleinschätzung. Das Album offenbart zwar keine neuen Aspekte des harten Stoner Rock mit spacig-psychedelischen Ausläufern, ist insgesamt allerdings gehobener Durchschnitt.
Line-up:
Vallentin Skrzypcak (vocals)
Steffen Peter Schneider (guitar)
Malte Gallmucke (organ)
Jan Wolfgang Sieber (bass)
Hannes Rippka (drums)
Tracklist
01:8tel-Ride (3:48)
02:No Punk (2:47)
03:Orbit Ag (3:17)
04:Why Don't We Do It On The Roof (4:28)
05:Fresh (2:26)
06:Guitar S.M. (10:46)
07:Still Hanging (12:01)
08:Black Taxi (6:43)
09:Lowland Depressions (11:00)
10:1x im Prinzip (4:48)
11:Erics Mom (17:18)
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