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Ganz schön geheimnisvoll gibt sich das Projekt Spitzbart um den Gitarristen Björn Müller! Von Medien-, bzw. Internetpräsenz kann kaum die Rede sein und selbst die Promo-Agentur rückt nicht so richtig mit der Sprache raus. Fakten sind wohl, dass der Mann im Jahr 1976 geboren wurde und 1999 nach Los Angeles ging, um dort Gitarre zu studieren. Wieder zurück in deutschen Landen, spielte er in allen möglichen Projekten von Musical über Jazz bis hin zum Metal und stieg 2004 bei der Kölner Band Frameless ein, bis er 2007 das Instrumental-Trio Spitzbart auf die Beine stellte. So weit, so gut!
Nach dem Einverleiben dieser Informationen war mein erster Gedanke allerdings: 'Oh weh, ein Studierter!', unterlegt mit der Befürchtung, dass schulisch angelernte Theorie sowie Praxis und Rockmusik in den seltensten Fällen überzeugend nebeneinander hergehen können. Aber weit gefehlt, zumindest was den hier rezensierten Longplayer betrifft!
Was Müller und seine Mitstreiter auf den acht Songs des Debütalbums von Spitzbart zum Besten geben, das hat was! Da wird durchgängig ein astreiner und cooler Groove aufgefahren, es wurde sich effektiv auf den jeweiligen Song und die Atmosphäre desselben konzentriert, ohne dass sich einer der (außer Björn Müller nicht namentlich genannten) Mit-Musiker oder gar der Meister selbst auf einen Ego- bzw. Selbstverwirklichungstrip begibt.
Mit "Traditional Spitzbart" geht es sehr beschwingt und lebendig los, wobei recht schnell auffällt, dass der Gitarrist sehr facettenreich zur Sache geht. Stetige Tempiwechsel und ein klasse Sound runden das Bild eines guten Starts dann erstmal ab. Bei "Schweben im Zustand des Schümli" (was immer das auch bedeuten mag) wird dann, nach verhaltenem Anfang, eine richtig dicke, fette und plakative Gitarrenlinie aufgefahren, die es in sich hat. Da schreit uns eine satte, klagende Melodie mit tonnenweise Feeling an, nur um dann wieder in ruhigere Fahrwasser zu gleiten, bevor sie mit aller Macht zurückkommt.
Nach dem lamentierenden "Sie hat Unrecht", bei dem Müller die Gitarre einmal mehr sprichwörtlich zum Sprechen bringt, hat "Crazy Spitzbart" etwas von diesem ganz speziellen Zappa-Feeling, das so schwer in Worte zu fassen ist. Wobei ich hier mal allgemein festhalten muss, dass das Songwriting und die Melodieführungen über den Verlauf des gesamten Albums abwechslungsreich und spannend gehalten sind. Ich erspare mir mal auf jeden Track einzeln einzugehen, denn schließlich soll es für euch ja auch noch was zu entdecken geben.
Auf jeden Fall kann ich aber feststellen, dass ich schon lange (ca. seit Klaus Hess' Sternentanz) nicht mehr so viel Spaß mit einem Instrumental-Album hatte. Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Musik von Spitzbart locker und leicht ihre Schwingen ausbreitet und vordergründig vollkommen auf die 'jetzt-zeig-ich-mal-was-ich-kann'-Schiene verzichtet. Was die Musiker können, schleicht sich dann beim Anhören ganz automatisch ins Bewusstsein des Konsumenten ein. Und das ist eine sehr angenehme und überzeugende Art, mit seiner Musik Eindruck zu machen.
Ein Vor- wie aber auch Nachteil ist die mit 32:26 Minuten sehr kurze Spielzeit. Ich halte es hier aber mal mit dem Protagonisten, der ganz offensichtlich die Qualität der Quantität vorzieht, was gerade bei Instrumental-Alben von unschätzbarem Wert ist. Und Qualität haben Björn Müller und seine Musiker allemal.
Naja, Musiker…irgendwie irritiert mich der Umstand, dass Müller auf dem Cover seinen Live-Bassisten namentlich erwähnt, über die Studio-Truppe aber kein einziges Wort verliert. Hat er das alles vielleicht doch ganz alleine eingespielt???
Diese Frage ist aber letztendlich müßig, denn Spitzbart haben ein variables, nie langweilig werdendes Debüt-Album vorgelegt, mit dem sie sich 7 von 10 RockTimes-Uhren redlich verdient haben. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir von Björn Müller in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen werden!
| Tracklist |
01:Traditional Spitzbart
02:Schweben im Zustand des Schümli
03:Sie hat Unrecht
04:Crazy Spitzbart
05:Pisa
06:Ein Spionagehai tanzt Polka
07:Aus dem Leben eines Lords
08:Spitzbart on Speed
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