Die Stage Dolls sind zurück. In den Achtzigern als norwegischer Glam Rock-Export durch Alben wie "Commandos" (1986) und die "Stage Dolls" (1988) in einschlägigen Kreisen bekannt geworden und auch im weiteren Karriereverlauf durch qualitativ hochwertige Kost geschätzt, veröffentlicht das Trio dieser Tage sein neues Studioalbum. "Always", so der Titel der Silberscheibe, erscheint mehr als zehn Jahre nach der letzten regulären Veröffentlichung "Dig" (1997) und ein Vierteljahrhundert nach dem Debütwerk "Soldier's Gun" (1985) - somit sollte man grundsätzlich hochkarätiges Liedgut erwarten dürfen, da ja niemand ein Jubiläumswerk wie dieses gerne als Rohrkrepierer untergehen lässt.
Die Messlatte hat sich die Band in der Vergangenheit selbst verdammt hoch gelegt, denn an Bandklassiker à la "Wings Of Steel", "Still In Love", "Love Cries", "Love Don't Bother Me" und "Hard To Say Goodbye" kommt man erfahrungsgemäß nicht mal eben so einfach heran. Mit "Love Cries" konnten die Mannen übrigens, als zweite norwegische Band nach den Poppern a-ha, die amerikanische Hitliste knacken und einen respektablen 46. Platz einfahren - das aber nur am Rande.
Älter und reifer sind sie geworden, die Herren Torstein Flakne, Terje Storli und Morten Skogstad, was sich unmittelbar in ihrer Musik niederschlägt. Richtig harten, dreckigen Rock haben sie zwar ohnehin nie gespielt, dennoch klingt "Always" insgesamt hochmelodisch und, ja, irgendwie fast zu weichgespült. Die zehn Songs sind kompositorisch vom allerfeinsten und man merkt den Stage Dolls ihre Fähigkeiten durchweg an, dennoch hätte es hier und da doch gern etwas mehr Rotz und Bums geben dürfen. So aber plätschert die ganze Chose im glattgeschliffenen Rockbereich herum und kann schamlos irgendwo zwischen rockigen Roxette, aktuellen Bon Jovi und Bryan Adams einsortiert werden.
Das muss prinzipiell gar nichts Schlechtes sein, denn natürlich stehen alle drei Gruppen für hochwertigen (Pop-) Rock. Jedoch soll dieser Vergleich verdeutlichen, in welchen musikalischen Sektor man sich begibt, wenn man die Scheibe zum rotieren bringt. Für Fans von ordentlich gespieltem, authentischem, aber zu keiner Sekunde hartem Melodic Rock mag "Always" daher das richtige Album sein. Der Silberling zeigt die Band von einer erwachsenen, hochgradig kommerziellen Seite, lässt den einen oder anderen Ohrwurm dabei natürlich nicht vermissen, ist mir persönlich aber doch ein gutes Stück zu weich und konturlos.
Als Anspieltipps sollten sich besagte Käuferschichten dennoch das bittersüße, sehr entspannt vor sich hin plätschernde "Raining On A Sunny Day", die lockere Rocknummer "Rollin'" oder den lupenreinen Ohrwurm "Highway's Open" notieren. Darüber hinaus gibt's das fetzig-rockige, mit Bläsern gewürzte "Saturday Night", das durch seine Frische und Dynamik ziemlich aus der übrigen Gleichförmigkeit hervorsticht. Gegen Ende präsentieren die Stage Dolls mit "Where The Blacktop Ends" dann noch ein ganz schönes Cover von New Country-Star Keith Urban sowie im Anschluss daran die wohl beste Nummer der Scheibe: "My Strangest Friend" ist eine ganz ruhige, komplett akustisch gehaltene Ballade allererster Güte.
Line-up:
Torstein Flakne (guitar, vocals)
Terje Storli (bass)
Morten Skogstad (drums)
Tracklist |
01:Always (3:39)
02:Raining On A Sunny Day (4:06)
03:Rollin' (3:51)
04:Highway's Open (4:09)
05:Eye Of My Heart (4:01)
06:Better Off Pretty (4:06)
07:Taillights (3:35)
08:Saturday Night (3:15)
09:Where The Blacktop Ends (3:34)
10:My Strangest Friend (3:14)
|
|
Externe Links:
|