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Stage Dolls & Keel - 23.09.2011, Rock Temple, Kerkrade (NL)
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Stage Dolls & Keel
Rock Temple, Kerkrade (NL)
23. September 2011
Stil: Rock'n'Metal
Konzertbericht

Artikel vom 07.10.2011

Jochen v. Arnim
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Nur wenige Tage zuvor hatte ich an derselben Stelle vor derselben Bühne in dieser Kultstätte des Hard Rock gestanden und begeistert dem Treiben des Trios American Dog zugeschaut, nicht ahnend, dass dieser tollen Show direkt eine weitere folgen würde. Als zweifache Headliner-Show angekündigt, waren die norwegischen Stage Dolls und die Amis von Keel gebucht - Stadion Rock der achtziger Jahre möchte man fast sagen. Beide Bands sind durchaus gewisse Gemeinsamkeiten zu eigen, die ihre Ursprünge in der Tat in den frühen Achtzigern haben. In ihren Glanzzeiten waren sie in

der Lage, spielend große Mengen an Zuschauern zu ziehen und entsprechende Hallen zu füllen. Die Norweger waren zeitweilig eine der populärsten Rockbands in ihrer Heimat und auch die Metaller Keel hatten weitaus mehr als nur Achtungserfolge verzeichnen können, doch dazu später. Die Mannen um Namensgeber Ron Keel waren jedoch im Gegensatz zu ihren norwegischen Kollegen lediglich bis 1989 zusammen und lösten die Band auf. Ein kurzes Aufflackern konnte man dann zwar Ende der Neunziger verzeichnen, allerdings war das nur von wirklich überschaubarer Dauer. Alle ursprünglichen Band-Mitglieder waren in anderen Projekten involviert und fanden sich aber trotzdem für eine Reunion zu einem Konzert im Januar 2009 wieder zusammen, rechtzeitig zum 25. Bandjubiläum. Da darf man dann im Zuge der Jubiläumsschwemme doch mal leise anmerken, ob das alles so wirklich gut ist oder nur reine Abzocke? By no means, Ladies and Gentlemen, by no means! Das war purer Spaß im Rock Temple, und zwar bei und von beiden Bands.

Schlag acht ging es pünktlich mit den nordischen Puppen los und es dauerte noch nicht einmal einen einzigen Song, bis der Funke übergesprungen war. Frontmann Torstein Flakne steht mit seiner Gitarre am Mikro als wäre es noch das Jahr 1983 und er knackige 23. Jugendlich und frisch, aus weniger als zwei Metern Entfernung wirkt er auch wie eben diese 23, mit blonden Haaren und nicht einem Gramm Fett, ein ewiges, sympathisches Lachen und eine klare Stimme, dabei hat auch er die große 5 schon vorne. Aber wir wollen ja nicht neidisch sein und anerkennen, dass er 90 Minuten voll abrocken kann, ohne unter ein Sauerstoffzelt zu müssen. Unterstützt vom Bassmann Terje Storli, Schlagwerker Morten Skogstad und einem Keyboarder, der wohl nur live zum Line-up gehört, bekommen wir von Flakne einen Song nach dem anderen um die Ohren gehauen und ich kann mich an kein Gesicht im gut gefüllten Haus erinnern, das nicht erfreut dreinblickte.

Ich gebe zu, bei weitem nicht alle Songs direkt auf der Pfanne gehabt zu haben, aber der Wiedererkennungscharakter war trotzdem gegeben. Nicht gerade wenigen Zuschauern ging es wohl ähnlich, anfängliches Wippen, ansatzweises Lippenbewegen und schließlich dann das gemeinschaftliche Mitsingen. Rund um mich herum nichts als ehrliche Begeisterung, naja, nicht ganz, denn zumindest eine Frau stand nicht auf diese Form der Darbietung. Egal, Rock à la Bryan Adams, nur zwei Nummern härter. Nette Ansagen lockerten das Programm etwas auf und auch ein oder zwei, hmm, nennen wir sie mal Koordinationsschnitzer zwischen Basser und Rest der Band erzeugten eher gemeinsame Heiterkeit denn unwirsche Reaktionen. Die Band tat sich und uns dann auch den Gefallen, neben der regulären Zugabe noch einen obendrauf zu legen und entschwand nach etwas mehr als 90 Minuten endgültig ins wohlverdiente Off hinter der Bühne. Das war ja schon mal ein toller 1. Akt gewesen und die Stimmen der vor der Tür Pausierenden sprachen dann auch eine Sprache - trotz des fast babylonischen Wirrwarrs, das mindestens fünf Nationen verursachen können, regionale Mundarten nicht mitgezählt.
Line-up:
Torstein Flakne (vocals, guitar)
Terje Storli (bass)
Morten Skogstad (drums)
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Keel

Gong zur nächsten Runde: Unter viel Beifall und Getöse erklomm die Band um Frontmann Ron Keel die Bühne, während der Meister himself sich ein paar spannungsgeladene Augenblicke mehr Zeit ließ. Zwar hatten sie sich schon im vergangenen Jahr in unseren Breiten erstmalig nach der langen Pause erneut die Ehre gegeben, jedoch war es für viele Zuschauer nun im Rock Temple aber das erste Mal, das erste Wiederaufleben einer längst verloren geglaubten Band. Lange hatte es die großen Plakate und Fahnen nicht mehr gegeben, lange schon hatte man die typischen Hair Metal-Fans der Achtziger nicht mehr im Publikum gesehen - und Keel wussten es zu würdigen. "Come Hell Or High Water" stand direkt als erstes, zwar neues, aber dafür nicht weniger bekanntes Stück auf der Liste und es war sofort Party angesagt. Die Fans waren gekommen, um mit ihren Helden vergangener Tage zu feiern und die Helden gaben ihnen genau das: Grund zum Feiern, viel Grund! Eine gut gewählte Aneinanderreihung der alten Hits im Wechsel mit einigen Tracks der letzten CD Streets Of Rock'n'Roll war die beste Basis dafür, unterstützt von gut gelaunten Musikern und einem unermüdlich arbeitenden Ron Keel.

Ab und zu gab es für ihn mal ein kleines Schlückchen Jim Beam aus der Flasche, um die Stimme zu schmieren und dem Publikum noch besser einheizen zu können. Keiner der wirklich bekannten Songs fehlte und so gab es natürlich auch "Speed Demon", "Push And Pull" oder "Streets Of Rock'n'Roll" zu hören. Erstaunlich, dass sich auch neueren Stücke nach dem Erscheinen der letzten CD offensichtlich schnell ins Ohr bzw. das Hirn des Fans bohren konnten - kein Hauch von Stimmungsabfall war zu spüren, was sicherlich auch daran lag, dass Keel mit dem Release keine großen Experimente gewagt, sondern einfach auf ihrem früheren Erfolgsrezept mit nahezu den selben Musikern aufgebaut hatten.

Zur eigenen Unterstützung hängte sich Ron Keel dann im Wechsel mal eine akustische, wie bei der Ballade "Does Anybody Believe", mal eine elektrische Gitarre um. Sichtlich erfreut gaben sich die Bandmitglieder immer wieder über die Resonanz der Menge, das laute Mitsingen des Refrains "Do The Wrong Thing To The Right Girl", das Schwenken der Fahnen oder das Wedeln der großen Plakate. Großes und ständiges Grinsen besonders beim überaus sympathischen Gitarristen Bryan Jay, sofern man hinter seiner beneidenswerten Mähne mal etwas sehen konnte. Einzig sein Counterpart und Gitarrist Marc Ferrari hielt sich mit der Mimik etwas zurück, was jedoch die Qualität seiner ständig eingeflochtenen Soli in keiner Weise schmälerte.

Ein bisschen wurde dann auch noch gecovert, "Let's Spend The Night Together" oder "Because The Night" kamen beim Publikum überaus gut an, sicherlich auch, weil sie einfach schon immer zum Standardprogramm von Keel gehört haben und auch auf den diversen Scheiben, wie "The Final Frontier" oder "The Right To Rock" zu finden sind. Titel wie "Rock'n'Roll Outlaw", "Cold Day In Hell" oder "Looking For A Good Time" sind zudem so sicher wie eine Bank - das Volk liebt es nun mal.
Noch besser kam es natürlich an, wenn Ron sich in Interaktion mit dem Publikum befand, egal ob es das Knipsen mit der Fankamera, das Händeschütteln oder die direkte Ansprache Einzelner war. Auch der Gang durch und das Bad in der Menge war so recht nach Aller Geschmack - fanverbundene Musiker, die nicht einfach nur auf der Bühne stehen und ihr Ding machen. Großen Spaß hatten sie offenbar auch damit, das Publikum zu filmen und dessen Reaktion auf, früher hätte man Zelluloid gesagt, zu bannen.

Als überaus nette und herzliche Geste bekam der Herr und Meister des Rock Temple, Ludy Wetzl, von der Band ein schönes gerahmtes Präsent als Dankeschön für seinen Einsatz bei der 'Wiedereinführung' der Band in unserer Region. Beim anschließenden Meet and Greet gab es zudem noch ausreichend Gelegenheit, sich mit den Jungs ablichten oder die üblichen Memorabilien signieren zu lassen. Und selbst danach fand sich noch ein Teil der Band in Form von fast Ur-Mitglied Bryan Jay und Ron Keel zum lockeren Schwatz vor der Tür ein. Das schafft natürlich zusätzliche Goodie Points und lässt so eine Band für den Fan nicht nur musikalisch im rechten Licht erscheinen.
Line-up:
Ron Keel (vocals, guitar)
Bryan Jay (guitar)
Marc Ferrari (guitar)
Geno Acre (bass)
Dwain Miller (drums)
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