Keel / Streets Of Rock & Roll
Streets Of Rock & Roll Spielzeit: 49:26
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2010
Stil: Hair Metal, Hard Rock

Review vom 27.01.2010


Moritz Alves
Wir schreiben das Jahr 2010, und Keel wollen endlich wieder ihren Weg zurück auf die 'Straßen des Rock'n'Roll' finden - dass die Mannen dazu noch in der Lage sind, soll das brandneue (Comeback-) Album "Streets Of Rock & Roll" eindrucksvoll unter Beweis stellen, mit dem die im vergangenen Jahr reformierte Truppe beim italienischen Hard Rock-Sammelbecken Frontiers Records vorstellig geworden ist. Mit einem einzigen Release soll die Keel-Rückkehr dabei allerdings nicht über die Bühne gehen, denn das Label bringt zeitgleich den Bandklassiker The Right To Rock (1985) in überarbeiteter Version neu heraus, der in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag feiert.
Damit sind wir dann auch gleich beim Thema, denn der Sound der Combo um Frontmann und Namensgeber Ron Keel hat sich über das vergangene Vierteljahrhundert nicht verändert. Keel haben ihren Klangkosmos keinesfalls verlassen und orientieren sich dankenswerterweise noch immer am zeitlosen Hard Rock mit Metal-Schlagseite, wie er in den goldenen Achtzigern als Hair Metal Geschichte schrieb. Durch diese wohlbekannte musikalische Ausrichtung biedert man sich einerseits nicht unnötig (und pseudomodern) irgendwelchen herbei gesuchten 'Trends' an, um sich etwaige wackelige, jugendliche Käuferschichten zu erschließen (aktuelles, schlechtes Beispiel dafür: Lita Ford), die einen aufgrund des Achtziger-Backgrounds wohl eh nicht ernst nehmen würden. Stattdessen ist man sich seiner alten, treuen (Metal-) Anhängerschaft glücklicherweise sehr bewusst.
Diese wird sich aufgrund der neuen Silberscheibe "Streets Of Rock & Roll" ein echtes Loch in den Bauch freuen, denn das Album knüpft unmissverständlich an alte Glanztaten an - dass sich Keel anno 2010 zudem (fast) vollständig im klassischen Line-up präsentieren, anstatt mit neuer Besetzung zurückzukehren, ist ein weiterer dicker Pluspunkt, den die Amis für sich verbuchen können. Alte Fans wird es freuen, dass Keel-Kumpel Geno Arce (der mittlerweile Kenny Chaisson am Tieftöner ersetzt hat) das einzige neue Gesicht ist - die Soundtrademarks werden somit noch immer vom Gitarrenduo Bryan Jay / Marc Ferrari sowie (natürlich) Stimmwunder Ron Keel präsentiert. Das Klanggewand und die Bandbesetzung stimmt also, und dieses Jahr kann somit ein gutes werden für die Keel-Anhänger, denn auch das Coverartwork schlägt durch sein klassisches, gewollt am "The Right To Rock"-Album angelehntes Design in altbekannte Kerben.
Keel haben die Zeichen der Zeit richtig gedeutet und erkannt, dass Glam- und Hair Metal momentan wieder stark im Kommen sind. Die Rückkehr dieser Band, die selbst zu ihrer Hochphase vergleichsweise eher Kultstatus inne hatte, anstatt astronomische Megaerfolge einzufahren, ist somit berechtigt. Die für Fans alles entscheidende Frage lautet nur noch, wie sich die Musiker über die Jahre gehalten haben - hat man trotz klassisch-bekanntem Sound auf der technischen Ebene so weit abgebaut, dass sich ein Hörgenuss aufgrund mangelnder Fähigkeiten partout nicht einstellen will, oder wollte man gar mit Hilfe von modernster Studiotechnik etwaige Mängel kaschieren? Und wie sieht es eigentlich mit dem Songwriting aus? Können die Herren auch 2010 noch solch griffig-packende Hymnen schreiben, wie in den Achtzigern?
Bezüglich dieser Punkte kann ich Entwarnung geben: Keel rocken wirklich so frisch wie in alten Tagen! Sicherlich geht man aktuell nicht mehr ganz so wild, ungestüm und laut zu Werke wie noch vor 25 Jahren, man ist schließlich älter geworden. Das Material ist heuer tendenziell reifer, gesetzter und weniger furios ausgelegt als noch in den Achtzigern, besticht jedoch zu jeder Sekunde durch den typischen Keel-Klang. Die Band hat die Arrangements geschickt der heutigen Stimmlage ihres Frontmanns angepasst, und die zwölf neuen Songs sprechen ganz für sich: durch die Bank hohe Qualität, eingespielt von einer (wieder) hungrigen, talentierten Truppe. Das Material reicht dabei vom starken Titeltrack über das vergleichsweise aggressive "Hit The Ground Running"; von der halbakustischen Ballade "Does Anybody Believe" und dem riffrockigen "The Devil May Care (But I Don't)" bis hin zu stampfenden Rockern à la "Gimme That" und "Brothers In Blood". Als Gäste konnte man zudem Jaime St. James (Black 'N Blue, ex- Warrant) und Paul Shortino (Rough Cutt, ex-Quiet Riot) verpflichten, die bei den Backing Vocals tatkräftig aushalfen.
Fazit: Keels hart rockender Klang wird Anhänger von Bands wie Dokken, Ratt, Quiet Riot oder Steelheart begeistern. Diese Band ist mit Recht auf die 'Straßen des Rock'n'Roll' zurückgekehrt - denn genau dort gehört sie hin!
Line-up:
Ron Keel (vocals)
Marc Ferrari (guitars)
Bryan Jay (guitars)
Geno Arce (bass)
Dwain Miller (drums)

Jaime St. James (backing vocals)
Paul Shortino (backing vocals)
Tracklist
01:Streets Of Rock & Roll (4:47)
02:Hit The Ground Running (3:51)
03:Come Hell Or High Water (4:01)
04:Push & Pull (4:01)
05:Does Anybody Believe (4:32)
06:No More Lonely Nights (4:20)
07:The Devil May Care (But I Don't) (4:23)
08:Lookin' For A Good Time (3:26)
09:Gimme That (3:31)
10:Hold Steady (3:56)
11:Live (4:46)
12:Brothers In Blood (3:52)
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