Wenn man auf die Rockmusik der Siebziger Jahre abfährt, dann stehen für Album-Besprechungen sicherlich Hunderte von sogenannten 'Klassikern' zur Verfügung, aber, wie der Name schon sagt, haben diese Werke alle schon etliche Jahre auf dem Buckel.
In der Jetztzeit gibt es zwar immer noch Bands, die bis heute existieren oder wieder zusammen gefunden haben und nach wie vor CDs auf den Markt bringen, aber neue Gruppen, die sich in dieser Musikrichtung bewegen, sind doch eher selten.
Aber es gibt sie noch! Interessanterweise scheint dabei der Norddeutsche Raum eine gewichtige Rolle zu spielen. Nachdem ich kürzlich Stony Waters vorstellen durfte, flatterte mir jetzt das Debüt-Album von Staggering Leech aus Bönningstedt auf den Tisch, das schon im Jahr 2004 das Licht der (Rockmusik)-Welt erblickte.
Die Band besteht also auf gar keinen Fall aus musikalischen Frischlingen, sondern spielt inzwischen seit fast sieben Jahren zusammen. Alle vier Member hatten schon vorher langjährige Erfahrungen in anderen Gruppen sammeln können, aber erst in diesem Line-up passte anscheinend alles zusammen.
Alle Musiker bringen ihre Ideen beim Songwriting mit ein, bevor Matthias Lohse die einzelnen Eigenkompositionen zur 'Endfassung' zusammennagelt. Und das scheint auch hervorragend zu klappen, denn alle zwölf Titel des Albums machen einen sehr homogenen Eindruck. Außerdem ist das Zusammenspiel eine weitere Stärke der Band.
Die beiden Gitarren sorgen für einen sehr dichten und intensiven Sound, und wenn Mathias Beth zu einem seiner Soli ansetzt, ist Spannung quasi vorprogrammiert. Trotzdem arten die Songs nie in ein übertriebenes Gefrickel aus. Es bleibt alles in einem vernünftigen Rahmen. Diese Musik hat nur ein Ziel: sie soll abgehen und Spaß machen. Und das wird mit dieser CD voll und ganz erreicht.
Geschwindigkeit spielt hier Gott sei Dank keine Rolle, und das ist auch gut so. Schwere Riffs sägen sich durch die Songs und erreichen manchmal schon fast Doom-artige Ausmaße, ohne jedoch den typischen dunklen Charakter zu verbreiten.
So ist denn auch "Sun And Moon" mein ganz persönlicher Anspieltipp. Das Riff erinnert mich ein wenig an den UFO-Song "Love To Love". Natürlich fehlt auch hier nicht die Lead-Gitarre. Klasse Solo! Den Song würde ich gern mal live auf die Hörmuscheln bekommen. Die Rhythmus-Sektion bohrt sich unbarmherzig in die Gehörgänge und bildet eine tolle Grundlage für diese straighten Rocksongs.
Doch es geht auch anders. "U.F.O." regt dazu an, die Feuerzeuge zu entzünden und lädt außerdem zum spontanen Mitsingen ein. Auch das ist sicher ein absoluter Live-Kracher. Überhaupt muss man feststellen, dass Staggering Leech auf dieser Studio-Produktion einen sehr rohen und ungeschliffenen Sound eingefangen haben, der durchaus erahnen lässt, wie die Band auf der Bühne klingen muss. Eine Tatsache, die durchaus nicht so selbstverständlich ist.
Und es geht noch ruhiger. Mit "Dedication" ist eine sehr gefühlvolle Ballade auf der CD, bei der die Akustik-Gitarren im Vordergrund stehen und die ausdrucksstarken Vocals ideal ergänzen. Hier zeigt die Band, wie vielseitig sie ist.
"Coming Home" treibt Staggering Leech mit seinem kraftvollen Rhythmus wieder zurück in die Rock-Umlaufbahn. Die Lead-Gitarre hat alle Freiheiten und füllt den Mittelteil sehr effektvoll aus.
Besonders erwähnen möchte ich noch "Bad Luck". Der Song enthält das für mich stärkste Gitarrensolo des ganzen Albums und geht auch sonst ab, wie Schmitz' Katze. Dieser Titel könnte ruhig noch zehn Minuten länger sein. Ich hätte absolut nichts dagegen einzuwenden.
Ich könnte mich nun so nach und nach durch alle anderen Songs der CD wühlen ohne auch nur eine kleine Schwäche zu entdecken. Aber das möchte ich den Lesern selbst überlassen. Hört Euch das Album an und lasst Euch überraschen.
Mich hat die erste CD von Staggering Leech jedenfalls voll überzeugt und ich freue mich schon auf das zweite Album, das nach Aussagen der Band in diesem Jahr erscheinen soll.
Im Übrigen lohnt sich auch ein Blick auf die Website, denn 2008 stehen einige interessante Tourdates an (unter anderem spielt die Band auch im Hamburger Logo).
Line-up:
Mathias Beth (leadguitar, vocals)
Matthias Lohse (rhythmguitar, vocals)
Sven Lohse (bass)
Swen Ostermann (drums)
Bernhard Froh (piano on "Dedication")
Tracklist |
01:Whisky (3:47)
02:Voice Of Thunder (5:53)
03:Blue Monday (4:38)
04:Goodbye Argentina (5:19)
05:Sun And Moon (6:41)
06:U.F.O. (3:58)
07:Dedication (5:24)
08:Coming Home (5:47)
09:Bad Luck (4:05)
10:Give Me A Sign (3:01)
11:Rainbow (4:26)
12:First Song (7:47)
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Externe Links:
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