Spielzeit: 44:53 Medium: CD Label: Avenue Of Allies, 2009 Stil: Hard Rock, Heavy Metal Review vom 02.01.2010 Markus Kerren

Also, wenn ich den Promozettel richtig verstehe, dann handelt es sich bei Stargazer um eine Band, die eigentlich nur aus zwei festen Mitgliedern, nämlich dem Sänger (und Hauptsongwriter der Gruppe) Tore Andre Helgemo und dem Gitarristen William Ernstsen, besteht. Gegründet wurde die Truppe im September 2008 und nun, ein gutes Jahr später liegt bereits das gleichnamige Debütalbum vor. Ein großer Coup gelang Helgemo und Ernstsen dadurch, dass sie mit Morten Skaget (bass, Ex-TNT) und Steinar Krokstad (drums, Ex-Stage Dolls) die (lt. Promozettel) zurzeit wohl gefragteste Rhythmus-Abteilung Skandinaviens für ihr Erstwerk verpflichten konnten.

Abgerundet wurde die Sache dadurch, dass sich der Produzenten-Veteran Rune Nordal (der bereits in den achtziger Jahren mit sowohl TNT als auch den Stage Dolls gearbeitet hatte) bereit erklärte, die Scheibe auch soundtechnisch in die richtigen Bahnen zu lenken.

Die Musik von Stargazer stellt einen Spagat zwischen klassischem Heavy Metal, Hard Rock und hier und da auch Melodic Rock dar. Dabei schaffen es die Skandinavier hervorragend, tolle Melodien zu produzieren und trotzdem die Power nicht außen vor zu lassen. Eine dieser ruhigeren Nummern ist "This Is The Night", die ihre Fühler zielsicher in Richtung Whitesnake ausstreckt und mit toller Gitarrenarbeit überzeugen kann. Überhaupt, und das kann eigentlich nicht oft genug erwähnt werden, ist es vor allem William Ernstsens Leistung an der Sechssaitigen, die hier neben dem Gesang die Hauptrolle spielt und mehr als nur einmal aufhorchen lässt.

Sehr vielseitig setzt Ernstsen sein Arbeitsgerät ein. Und selbst, wenn er seinen eigenen Stil gefunden zu haben scheint, so lassen sich Einflüsse alter Helden wie zum Beispiel Van Halen oder
Ozzy Osbourne kaum verleugnen. Das die Basis legende Duo von Skaget und Krokstad lässt, ganz die alten Hasen, natürlich überhaupt nichts anbrennen und so hat Tore Andre Helgemo eine riesengroße Spielwiese zur Verfügung, auf der er sich mit seinen Melodien und Vocals ausbreiten kann. Die Ballade auf dem Album nennt sich "The Cage", beginnt standesgemäß mit Akustikgitarre sowie einer guten Gesangsmelodie und mündet schließlich - wer hätte es gedacht? - nicht in einen bombastischen Refrain, sondern steigert sich erst gegen Ende in Schwindel erregenden Gesang mit einem Tore Andre Helgemo in Höchstform. Wahrscheinlich die besten Vocals auf dieser Scheibe.

Noch besser gefallen mir aber die flotteren Stücke wie "Dancing On Your Grave", bei denen Songwriting und Arrangements sauber und auf den Punkt genau ausgearbeitet sind. Kombiniert mit dem bereits erwähnten Power-Sound ergibt das eine explosive Mischung, der man sich kaum entziehen kann. Ebenso cool kommen aber auch "I Needed You", "Brother Against Brother" oder "Window To The World", die hervorragendes Handwerk darstellen.

Während "I Needed You" ein starker Riff-Rocker ist, so ist es aber die Nummer "Push Me", die es mir am meisten angetan hat. Sehr heavy beginnt die Gitarre die Nummer, während es die Drums hier mal so richtig krachen lassen. Als Minuspunkt ist zu verzeichnen, dass sich Helgemos Gesang, wenn es in die ganz hohen Tonlagen angeht, doch manchmal nicht ganz so doll ("Working On The End") oder doch zumindest sehr bemüht (nur bei "Push Me" kommt das richtig überzeugend) anhört. Da dies jedoch nicht allzu oft vorkommt, sollte man diesen Aspekt allerdings nicht überbewerten.

Als Fazit kann man festhalten, dass Stargazer ein gutklassiges, spritziges und lebendiges Debüt mit nur wenigen Schwachstellen vorgelegt haben. Zwar nicht revolutionär oder gar innovativ, aber jederzeit gut genießbar und auf hohem Qualitäts-Level angesiedelt. Abzuwarten bleibt sicherlich, ob Steinar Krokstad und Morten 'Morty Black' Skaget auch bereit sind, mit der Band zu touren. Auf die Reise und die Bühnen Europas wird es für Stargazer nämlich schon sehr bald gehen. Über die Tourdaten in Deutschland werden wir euch natürlich hier bei RockTimes auf dem Laufenden halten.

Line-up:
Tore Andre Helgemo (lead vocals)
William Ernstsen (guitars, keyboards)
Morten 'Morty Black' Skaget (bass)
Steinar Krokstad (drums)