State Cows / Same
State Cows Spielzeit: 51:15
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2010
Stil: Westcoast Pop

Review vom 16.07.2010


Markus Kerren
Die beiden Wikinger Stefan Olofsson und Daniel Andersson lernten sich auf der Universität in Umea, nicht nur eine der größten Universitätsstädte Nordschwedens, sondern gar des ganzen Landes kennen und mögen. Beide waren schon lange davor musikalisch aktiv und machten Aufnahmen, bevor sie dann eine Steely Dan-Coverband gründeten. Die war zwar sehr kurzlebig, zog jedoch die Idee und schließlich die Gründung des Projektes State Cows nach sich. Das Ziel war, ein klassisches Westcoast-Album zu machen, ohne Kompromisse und ohne jegliche Rücksicht auf Verluste.
Nun denkt man, bzw. ich, wenn ich den Begriff 'Westcoast' höre automatisch an die späten sechziger und natürlich auch siebziger Jahre, an Bands wie Crosby, Stills & Nash, Poco oder The Eagles. Bei den State Cows war ich damit allerdings auf der falschen Fährte, da diese sich auf den Sound der frühen Achtziger mit einer ganz gehörigen Portion Pop spezialisiert haben. Und da die Kollegen Andersson und Olofsson Perfektionisten sind, dauerten die Aufnahmen für das hier vorliegende Debüt ganze zwei Jahre, in denen immer wieder an den Texten, den Arrangements und den bereits vorhandenen Einspielungen der Instrumente herumgefeilt wurde, bis schließlich beide Protagonisten zu 100 % zufrieden waren.
Musikalisch wird man direkt mit der ersten Nummer, "I've Changed", katapultartig zirka 30 Jahre in die Vergangenheit befördert und landet in dem Opener, der von einem funkig groovenden Bass und locker flockigen Keyboards bestimmt wird. Die Vorbilder Steely Dan und das Gefühl eines sommerlichen Kaliforniens verbreiten eine dichte Atmosphäre, Palmen und Autofahrten mit offenem Coupe tauchen vor dem geistigen Auge auf. Bereichert werden die Tracks dann noch mit zwar zurückhaltenden, aber feinen Gitarrensoli und einer nicht selten jazzigen Bläserabteilung. Es ist ohne Zweifel Gute-Laune-Musik, was uns die State Cows hier abliefern. Und qualitativ hätten Stücke wie etwa "Come To The Point" durchaus auch auf damaligen Soloalben von Leuten wie Don Henley oder Glenn Frey stehen können.
Sehr stark ist die Sologitarre im ansonsten vor allem von Bläsern bestimmten "Stella By The Barlight". An dieser Stelle sollte unbedingt auch erwähnt werden, dass sich das Duo Andersson/Olofsson ganz hervorragende Musiker aus ihrer Heimat und auch Finnland ins Studio eingeladen hatten, denn bezüglich der Einspielung und dem verbreiteten Feeling, dieser coolen Lockerheit gibt es absolut keine Abstriche zu machen. Auch bei "Tunisian Nights" geben die jazzigen Tupfer der Bläser dem ansonsten unbeirrt durchgezogenen Miami Vice-Pop den besonderen Anstrich.
Was den beiden Schweden tatsächlich hervorragend gelingt, ist den Sound der damaligen Zeit haargenau einzufangen. Etwas von der Linie geht "Riding This Highway" ab, das eher im Gewand einer Eagles-Ballade aus den Siebzigern durchgehen könnte. Der einsame Desperado, der nach einer enttäuschten Liebe auf immer und ewig auf dem Highway dem Sonnenuntergang entgegen fährt. Zum Abschluss bei "Lost In A Mindgame" fährt dann die Gitarre noch mal eine ganz große Show auf und soliert sich (im positiven Sinn) um Kopf und Kragen. Amerikanischer Pop aus den Achtzigern ins Heute transportiert und zwar so authentisch, dass es schon wieder Anerkennung verdient.
An dem eingefleischten Rocker werden diese elf Stücke zwar vorbeifließen und in etwa so interessant sein wie ein Stück Treibholz, das den Ganges entlang schwimmt, aber wer ein Faible für die Pop-Musik der frühen achtziger Jahre mit einer Prise von sowohl Funk als auch Jazz hat, der wird hier aller bestens bedient. Das Debütalbum der State Cows wäre vor zirka 25 oder 30 Jahren garantiert ein absoluter Hit gewesen. Ob sich die beiden Schweden (mit Verstärkung) heute auch noch mit diesem Sound durchsetzen können, bleibt abzuwarten. Einen Anspieltipp kann man hier nicht vergeben, da keiner der Titel wirklich heraus sticht. Im Gegenzug dazu wird die gute Qualität aber auch durchgehend gehalten, selbst wenn die Aufmerksamkeit beim konzentrierten Lauschen manchmal entfleucht.
Also, am besten mal selbst antesten, ob man sich mit der Musik der State Cows anfreunden kann. Für Freunde dieser Mucke dürfte die Scheibe ein gefundenes Fressen sein.
Line-up
Daniel Andersson (vocals, guitars)
Stefan Olofsson (keyboards, bass)

Mit:
Fredrik Lundgren (guitars)
Peter Olofsson (drums)
Peter Fredlander (drums)
Stefan Lindblom (bass)
Mikael Emeling (percussion)
Per Weltling (horns)
Markus Asplund (horns)
Olle Lindgren (horns)
Marcus Granberg (background vocals)
Christian Thomsen (background vocals)
Jay Graydon (guitar solo - #2)
Peter Holmqvist (guitar solo - #3)
Mikael Sandstroem (guitar solo - 4)
Petri Kivimaeki (saxophone solo - #8)
Goeran Burborn (guitar solo - #11)
Tracklist
01:I've Changed
02:New York Town
03:Come To The Point
04:Stella By The Barlight
05:Mystery Jane
06:Painting A Picture
07:Tunisian Nights
08:Looney Gunman
09:Riding This Highway
10:No Man's Land
11:Lost In A Mind Game
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