State Cows / The Second One
The Second One Spielzeit: 50:44
Medium: CD
Label: Avenue of Allies Music/H'Art, 2013
Stil: Westcoast, AOR

Review vom 15.06.2013


Steve Braun
Das Debütalbum der State Cows rauschte seinerzeit - vor etwa drei Jahren - völlig unbemerkt an mir vorbei, aber wenn ich Markus' Höreindrücke nun mit den meinen vergleiche, scheint sich mit "The Second One" prinzipiell wenig an der Ausrichtung dieses schwedischen Duos geändert zu haben. Folgende Aussage des geschätzten Kollegen charakterisiert den Band-Sound wohl am trefflichsten: »Amerikanischer Pop aus den Achtzigern ins Heute transportiert und zwar so authentisch, dass es schon wieder Anerkennung verdient.« Das kann nur ausdrücklich unterstrichen werden - Respekt vor dieser erneut guten Leistung.
Die Musikszene kennt eine sehr böse 'Schublade' für diese Art von Musik: Fahrstuhlmusik. Die genau richtige Art der Hintergrundmusik für eine dieser derzeit mega-angesagten 'After Work Partys'. Garantiert nicht meine Welt - aber an einem sonnigen Abend auf der heimischen Terasse lässt sich diese 'Hängemattenmusik' sicherlich gut an. Was spricht denn - bitte schön - zu einem solchen Anlass gegen eingängiges und trotzdem keineswegs anspruchsloses 'Easy Listening'? Einfach mal bei einem guten Wein abzuschalten und den ganzen Stress dieser Arbeitswelt hinter sich zu lassen.
Die State Cows transportieren mit "The Second One" perfektes Steely Dan/Donald Fagen-Feeling bzw. deren Variante 'mit Eiern'. Etwas Christopher Cross mit ein kleinwenig mehr frühe Toto angereichert und ganz viel von Russ Freemans eleganten Rippingtons verfeinert und geschmacklich abgerundet. Fertig sind gut fünfzig Minuten auf diesen Tonträger gebanntes, kalifornisches Lebensgefühl.
Die Produktion ist enorm dicht und an der Grenze zur Perfektion ausgerichtet. Die Arrangements sind bis ins allerletzte Detail ausgefeilt - jeder Ton, jeder einzelne Effekt sitzt also an der perfekten Stelle. Daniel Anderssons Gesang ist überaus geschmeidig und angenehm hörbar. Für die Gitarrensoli - einzig "Center Of The Sun" bediente er damit selbst - konnte er solche renommierten Cracks wie Michael Landau oder Ian Bairnson (Pilot, Keats, Alan Parsons) gewinnen, was für die Reputation spricht, die sich die State Cows in kurzer Zeit erspielen konnten. Stefan Olofssons Keyboards sind zwar geschmackvoll auf Hochglanz poliert worden, gelegentlich 'bissige' Einschübe schließt dies allerdings nicht aus.
Aus der Riege der Songs, allesamt (teilweise sogar weit) über der magischen Vier-Minuten-Grenze angesiedelt, lassen sich schwerlich Highlights herausbrechen. Zu kompakt und in sich stimmig sind die zehn Titel von "The Second One" angeordnet - jeder würde sich zu jeder Tages- und Nachtzeit gut im Radio machen. Reichliches Airplay sollte den State Cows damit garantiert sein. Die (für mich) perfekte Single könnte "In The City" mit seinen stampfenden synthetischen Bässen darstellen - ein bisschen schimmert im Refrain sogar ein Hauch von Jackson Browne durch... gut, aus den Mittachtzigern - wahrlich nicht die stärksten Jahre des kalifornischen Barden.
Ansonsten empfiehlt sich - wie bereits angemerkt - wirklich: Sich das passende Getränk zur Tageszeit bereitzustellen, das 'Ding' in den Player schieben und die Seele baumeln lassen!
Auch wenn das Cover allzu deutlich von den Flower Kings - sagen wir's mal höflich - 'inspiriert' wurde, rundet es dennoch diese Veröffentlichung stilecht ab, denn der VW-Bulli war stets DAS Fortbewegungsmittel kalifornischer Freaks. Und durch und durch kalifornisch stimuliert sind diese State Cows allemal.
Fazit: Wer rocken will, wie die berüchtigte Wutz, lässt seine Finger besser von "The Second One". Freunde perfekt ausarrangierter Wohlfühlklänge sollten dagegen voll auf ihre Kosten kommen!
Line-up:
Daniel Andersson (vocals, guitars)
Stefan Olofsson (keyboards, synth bass)

Guest Musicians:
Lars-Erik Dahle (bass)
Peter Olofsson (drums)
Mikael Emsing (percussion)
Bill Champlin (vocals - #7)
Michael Landau (guitar solo - #1)
Jay Graydon (guitar solo - #2)
Peter Friestedt (guitar solo -#3)
Sven Larsson (guitar solo - #4
Peter Holmquist (guitar solo - #5)
Ian Bairnson (guitar solo - #6)
Göran Turborn (guitar solo - #9)
Samuel Muntlin (EWI solo - #10)
Pär Wretling (flugelhorn - #4,10)
Tracklist
01:This Time (5:16)
02:In The City (5:00)
03:Mister White (5:41)
04:Hard Goodbye (4:23)
05:Scofflaws (5:12)
06:I Got Myself Together (5:18)
07:Finally Fair And Balanced (5:02)
08:Center Of The Sun (4:08)
09:California Gold (4:18)
10:Ninteen Eighty-One (6:06)
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