Wenn man sich mal auf der Zunge zergehen lässt, dass Rick Parfitt und Francis Rossi schon in seligen Beat Club-Zeiten vor den Kameras von Radio Bremen standen und im Schwarz/Weiß-TV mit Hits wie "Ice In The Sun" und "Technicolor Dreams" als Status Quo über die Bildschirme flimmerten, so kann man als Rockmusik-Konsument nur den Hut vor so viel Standhaftigkeit und Ausdauer ziehen. Okay, der bis in die Gegenwart praktizierte Boogie Rock stand noch nicht auf der Agenda (der kam erst im Jahr 1970 mit dem Album "Ma Kelly's Greasy Spoon"), aber dennoch konnte die Band auch in ihrer Frühphase schon wahnsinnige Erfolge feiern und befand sich damit in so einer illustren Gesellschaft, wie den Bee Gees und Dave Dee, Dozy, Bicky, Mick & Tich, die damals in den Single-Charts ganz oben standen.
Seit dieser Zeit (genauer gesagt seit 1967) legen Status Quo eine Karriere hin, wie sie ganz selten zu beobachten ist. Über Jahrzehnte füllten und füllen sie große Arenen und sind bis heute weltweit gern gesehene Gäste auf Festivals und in Konzertsälen.
Auch in Richtung Tonträger war die Band ziemlich aktiv und warf insgesamt 38 Alben auf den Markt. Nummer 39 trägt den Titel "Pictures - Live At Montreux 2009" und liegt mir jetzt zum Besprechen vor. Ein ziemlich cleverer Schachzug, gerade jetzt einen weiteren Konzert-Mitschnitt zu veröffentlichen, denn damit wird auch gleichzeitig das neue Studio-Werk "Quid Pro Quo" angeschoben, das ebenfalls gerade das Licht der Plattenläden erblickt hat. Leider liegt uns dieser Silberling bis jetzt noch nicht vor, sodass ein RockTimes-Review (noch?) nicht online gehen konnte.
Der aufgezeichnete Gig fand im Juli des Jahres 2009 beim legendären Montreux Jazz- and Blues-Festival statt und bietet einen bunten Querschnitt durch die lange Karriere von Status Quo. Von einer 'Greatest Hits'-Ansammlung möchte ich aber dennoch nicht sprechen, denn dann würde ein Quo-Konzert wahrscheinlich die Sechs-Stunden-Marke locker überschreiten. Und trotzdem wurden so ziemlich alle Epochen der Bandhistorie gestreift.
Selbst die sechziger Jahre sind mit dem schon erwähnten "Ice In The Sun" und "Pictures Of Matchstick Man" vertreten. Eine schöne Geste zur Erinnerung an die alten Beat-Rhythmen, mit denen alles begann. Mit "Mean Girl" vom Album "Dog Of Two Heads" ist auch einer der ersten echten Rocker von 1971 mit dabei und powert auch nach vierzig Jahren immer noch ohne Ende.
Nicht viel jünger sind die 'Schlachtrösser' "Caroline", "Roll Over Lay Down", "Rain" und "Down Down", die allesamt auch schon mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel haben, aber immer noch abgehen wie Schmidts Katze. Zeitlose Musik eben!
Auch bei den jüngeren Songs sind es natürlich die Gassenhauer "The Wanderer", "Living On An Island" und "Whatever You Want", die absolut nicht fehlen dürfen und einfach zu jedem Status Quo-Konzert dazu gehören. Doch besonders die nicht so oft gespielten Titel machen dieses Album aus. "Don't Drive My Car", mit Rick Parfitt am Mikrofon, drückt nicht ganz so auf die Tube, hat aber eine blitzsaubere Lead-Gitarre im Mittelteil, während "Softer Ride" stark an "Mean Girl" angelehnt ist und richtig gut losgeht. Das rockt und rollt ohne Ende, sodass ein Mitwippen gar nicht zu vermeiden ist. Und auch das folgende "Beginning Of The End" treibt gnadenlos nach vorne. Musik pur, ohne auf irgendwelche Feinheiten achten zu müssen. Man kann sich einfach nur treiben lassen und wird so unbarmherzig in den Sog von Kraft und Dynamik hineingezogen, dass man sich nicht dagegen wehren kann.
Auch bei diesem Auftritt spielt die Band wie aus einem Guss und legt eine großartige Power an den Tag. Eine Top-Leistung, wenn man bedenkt, dass das Duo Parfitt/Rossi inzwischen die Sechzig auch schon überschritten hat. Okay, man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob ein weiterer Live-Mitschnitt sinnvoll ist oder nicht. Fakt ist aber, dass man auch absolut nichts falsch machen kann, wenn man sich dieses Teil ins Regal stellt. Status Quo rocken auch nach über vierzig Jahren was das Zeug hält. Und das hoffentlich noch sehr lange.
Line-up:
Francis Rossi (guitar, vocals)
Rick Parfitt (guitar, vocals)
Andrew Bown (keyboards, guitar, vocals)
John 'Rhino' Edwards (bass, guitar, vocals)
Metthew Letley (drums)
Tracklist |
01:Caroline (6:19)
02:The Wanderer (2:42)
03:Rain (4:52)
04:Don't Drive My Car (3:57)
05:Mean Girl (1:56)
06:Softer Ride (3:52)
07:Beginning Of The End (4:20)
08:Is There A Better Way (3:44)
09:Pictures Of Matchstick Men (2:30)
10:Ice In The Sun (2:06)
11:The Oriental (5:02)
12:Creepin' Up On You (4:53)
13:Living On An Island (2:50)
14:Roll Over Lay Down (5:55)
15:Down Down (5:59)
16:Whatever You Want (5:04)
17:Rockin' All Over The World (4:23)
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Externe Links:
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