Die Schweden Steel Attack waren mir bisher kein Begriff, obwohl das neue Album "Carpe DiEnd" schon die sechste Veröffentlichung der Band ist. Bereits seit 1995 ist man musikalisch aktiv und nahm 1998 ein erstes Demo auf, welches sofort zu einem Plattenvertrag führte. Das erste richtige Album erschien dann im Jahr 1999.
Wie der plakative Bandname bereits vermuten lässt, hat man es hier mit Heavy Metal bzw. Power Metal zu tun, der allerdings ein wenig in Richtung Bombast tendiert. Die Musik Steel Attacks ist druckvoll und hart, gleichzeitig aber auch bombastisch und melodiös. Generell präsentiert der Fünfer auf "Carpe DiEnd" also klassischen, heroischen Metal, der verdammt gut ins Ohr geht und von der Qualität her zweifellos zur Oberklasse des Genres zu zählen ist.
Elf Songs sind auf der CD zu hören und das Spektrum reicht dabei von balladesken Stücken über stampfendes Midtempo-Liedgut bis hin zu recht aggressiven Nummern. Auffällig dabei ist, dass die Band das Gaspedal niemals richtig durchdrückt. Nach dem ruhigen, klassischen Intro (zerbrechliche Pianoklänge und Streicher auf einem Keyboardteppich), das gleichzeitig auch den Titeltrack darstellt, empfängt mich "The Evil In Me" sofort mit schneidenden, heftigen Riffs. Die Stimme von Sänger Ronny Hemlin fällt mir dabei gleich auf, denn der Mann verfügt über ein erstaunliches Organ. Er singt recht hoch, klingt dabei aber glücklicherweise niemals eunuchenhaft, sondern hat immer genug Aggression in der Stimme. Dieser prägnante Gesang stellt definitiv einen wichtigen Eckpfeiler der Musik dar und lässt sich am ehesten vielleicht mit Ralf Scheepers ( Primal Fear) vergleichen. Überhaupt sind Steel Attack diesen deutschen Metallern recht ähnlich.
Das ist aber ganz und gar nicht negativ zu sehen, denn die Schweden machen ihre Sache sehr gut. Die Songs sind dynamisch und von verschiedenen Stimmungen durchzogen. Bei "The Evil In Me" erfreut mich beispielsweise der genial-melodiöse Refrain, bei dem Ronny Hemlin wirklich alle Register zieht. Das darauf folgende "I Keep Falling" startet mit heftig-stampfenden Riffs und Hemlin steuert vergleichsweise tiefe Vocals bei, bevor er im von Chören unterlegten Refrain abermals in hohe Gefilde vordringt. Der Song stellt einen schönen Kontrast zwischen rhythmisch-harten Strophen und viel Bombast in Bridges und Refrain dar.
"Holy Is Evil" zeigt abermals viel Bombast im Refrain und ist im mittleren Tempobereich angesiedelt. Interessant ist die Kombination aus hohem und sehr tiefem Gesang in der Bridge. Ein wunderbares Gitarrensolo über punktierter Begleitung verleiht dem Song eine weitere, interessante Facette. Es ist aber die nachfolgende Nummer, "Perpetual Solitude", die unbedingt als eines der Album-Highlights angesehen werden muss. Heroische Melodien im Refrain, ein kleines Gitarrensolo am Anfang, der geschickte Einsatz von Chören sowie verdammt akzentuiertes Drumming machen das Stück zu einem Ohrenschmaus. Auch das supergeile Gitarrensolo muss ich hier erwähnen. Sänger Hemlin klingt teilweise richtig böse, nur um dann wieder zu bekannten, heroischen Melodien umzuschwenken. Großartig!
Diese ersten fünf Stücke repräsentieren die musikalische Spannbreite sehr gut, die den Hörer auf "Carpe DiEnd" erwartet. Im weiteren Verlauf der Scheibe tauchen dann noch die bereits erwähnten balladesken Elemente auf, denn einerseits hat "For Whom I Bleed?" neben seinem aggressiven Refrain teilweise ruhigere Passagen, "Entrance To Heaven Denied" stellt aber auf jeden Fall eine Metal-Ballade dar. Ein wunderbares Stück, das mit ruhigen Klavierklängen und zerbrechlichen Vocals beginnt, bevor es abermals etwas metallischer wird. Eine Gänsehautnummer, die mich total begeistert! Bombastische Chöre finden sich hier ebenso wieder wie enorme Stimmungswechsel.
Fazit: "Carpe DiEnd" ist ein unglaublich gutes Album geworden, das Fans von Primal Fear, Blind Guardian etc. mit Sicherheit begeistern wird. Das Liedgut ist sehr homogen, es erwarten den Hörer keine unliebsamen Überraschungen. Kennt und mag man auch nur einen Song, kann man die Scheibe ohne Zweifel kaufen, ohne enttäuscht zu werden. Von etwaigem Füllmaterial kann keine Rede sein. Die bombastischen Facetten im Sound sollten darüber hinaus eigentlich auch niemanden abschrecken, denn sie treten nur selten in den Vordergrund und tragen daher eher zur Dichte des Sounds bei, machen die Musik definitiv interessant. Für den fetten Sound der Scheibe ist übrigens Mike Wead verantwortlich, der hauptamtlich bei King Diamond und Mercyful Fate Gitarre spielt.
Line-up:
Ronny Hemlin (vocals)
John Allan (guitar)
Simon Johansson (guitar)
Johan Löfgren (bass)
Peter Morén (drums)
Tracklist |
01:Carpe DiEnd (0:51)
02:The Evil In Me (5:08)
03:I Keep Falling (4:52)
04:Holy Is Evil (5:03)
05:Perpetual Solitude (4:35)
06:For Whom I Bleed? (3:58)
07:Angels (5:13)
08:Entrance To Heaven Denied (4:35)
09:Crawl (5:09)
10:Never Again (4:33)
11:Beyond The Light (4:31)
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