Steve Skaith Band / Imaginary Friend
Imaginary Friend Spielzeit: 45:04
Medium: CD
Pläne Records, 2007
Stil: Singer/Songwriter, Folk-Pop

Review vom 23.02.2007


Norbert Neugebauer
Die Steve Skaith Band tourte dieser Tage durch unser Land, um die vorliegende CD zu promoten. Ein älterer Engländer und drei junge Mexikaner, die sicher noch keinen sehr großen Bekanntheitsgrad in dieser Besetzung haben. Allerdings dürfte der Namensgeber und Bandboss mit seiner früheren englischen Band Latin Quarter doch so manchem Folkpop-Fan schon unter gekommen sein, die Formation hatte mit "Radio Africa" aus dem Album "Modern Times" (1984) gleich einen Hit. Feste Mitglieder waren Texter Mike Jones und Gitarrist Richard Wright. Das politische und sozialkritische Engagement kennzeichnete die Band, die allerdings nicht mehr an den Anfangserfolg anschließen konnte und nach mehreren Rückschlägen 1998 das Handtuch schmiss.
Skaith ging dann nach Mexiko und gründete seine eigene Band, die 2003 ihr erstes Album "Mexile" veröffentlichte. Die Connections zu den beiden genannten Kollegen rissen jedoch nicht ab, so ist Jones auf sieben Titeln als Co-Autor vertreten, Wright hat anlässlich eines Mexiko-Urlaubs ein Gitarren-Solo für den letzten Track eingespielt. Inhaltlich schließt das neue Album an die früheren Produktionen an, ist allerdings nicht mehr so politisch, dafür aber mehr nachdenklich. Die Texte sind im Booklet nachzulesen.
Das reizvolle an "Imaginary Friend" ist, dass es Skaith mit seiner Truppe schafft, seine Geschichten in eine Musik mit hohem Wohlfühlfaktor zu verpacken, die in einer druckvollen Produktion eingefangen ist. Mit weicher Stimme, die oft in Richtung eines Donnie Munro tönt, singt er von vergeblicher Hoffnung, Enttäuschungen, von verborgenen Händen, die er drücken möchte und von eingebildeten Wohltätern (im Titelsong, der sich gegen die heilsversprechenden Religionsführer wendet). Von Freunden, die geistig in anderen Welten leben und vom Fremdsein im eigenen Haus. Der letzte Titel ist ein fröhlicher Abschied Skaiths von seiner neuen Heimat, der sicher jedoch nur von kurzer Dauer ist.
Das Ganze kommt jedoch mit sehr positiver Stimmung aus den Boxen und ist oft sogar ausgesprochen tanzbar angelegt. So beginnt "Do Without Aladdin" im Reggae-Rhythmus, wechselt kurz zum Tango und hat dazu auch noch einen poppigen Mitsing-Refrain. Ein andermal groovt es Calypso-mäßig mit Chor und natürlich auch latin. Aber auch schottisch anmutende Tunes sind vertreten, teilweise rockmäßig unterfüttert. Skaith spielt nur dezente Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug agieren sehr variabel und das alles ist bestens aufeinander abgestimmt. Darüber legt Luis Guttierez ganz unterschiedliche Melodienbögen mit seiner Geige, die als einziges Leadinstrument (bis auf "Adios For Now") verblüffenderweise über die gesamte Spieldauer überhaupt nicht eintönig oder gar nervend wirkt.
Die Gefahr besteht eher bei der Singerei. Skaiths Stimme ist zwar wohlklingend, dabei aber doch limitiert und unterliegt deshalb einer gewissen Hörabnutzung. Das sind aber nur kleine Abstriche in dieser ansonsten sehr runden Produktion, die dank der Geige einen ganz anderen Klang hat, als übliche Scheiben aus dem Folk-Pop-Sektor. Wer Bob Dylans "Desire" noch in guter Erinnerung hat, sollte mal bei "Imaginary Friend" reinhören. Für die alten Latin Quarter- und Steve Skaith-Fans wird das Album eh eine Pflichtanschaffung sein.
Line-up:
Steve Skaith (guitar, vocals)
Ricardo Serano (drums, percussion)
Beto Tenorio (bass guitars)
Luis Guttierez (violin)

Guests:
Richard Wright (acoustic guitar)
Oscar Rico (electric guitar)
Tracklist
01:Do Without Aladdin
02:Hidden Hand
03:Gave Somebody A Night
04:Imaginary Friend
05:Life
06:Whisky - Hatha Yoga
07:How Many New Toys?
08:Stranger At Your Door
09:The Emperor
10:Adios For Now
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