 Mit gemischten Gefühlen trat ich letzten Samstag die Fahrt zum Café Garbáty im Exil an. Zum einen mit einer riesigen Vorfreude, denn das Line-up des bevorstehenden Konzerts mit Stevie Salas, Bernard Fowler, T.M. Stevens und Dave Abbruzzese versprach Einiges! Doch vorab teilte mir Veranstalter Eddy Czesnick mit, dass dem Garbáty nur noch bis Ende März 2010 Asyl im Queens gewährt wird. Das heißt, man prüft zurzeit neue Wirkungsstätten, um das Garbáty weiterhin am Leben zu erhalten. Für Eddy und seine Stammgäste, auch für mich, eine Katastrophe, falls sich dieser geniale Booker bald nur noch dem Angeln widmen würde. Das T.M. Stevens kurzfristig Jara Harris ersetzte, war zwar schade, sollte aber die Qualität des Gigs nicht mindern. Dass er ebenfalls ein exzellenter Bassist ist, dürfte jedem Musikinteressierten bekannt sein.
 Zunächst wurde zum Anfüttern Public Val auf die Bühne geschickt, die sich im Duett mit einer attraktiven Sängerin und einem Gitarristen vorstellte. Dabei wusste Valerie mit einer tollen Stimme zu überzeugen und ließ sich von ihrem Partner auf einer Konzertklampfe begleiten. Dieser verstand durchaus sein Handwerk, spielte zwar dezent aber auch gekonnt auf und beeindruckte durch seinen extrem durchtrainierten Körper der Marke Ralf Möller. Nach fünf Songs, die sie den Zuschauern unplugged präsentierten, erfolgte eine für mein Empfinden etwas zu lange Pause.
Eddy ließ es sich nicht nehmen, die 'Stars' höchstpersönlich anzukündigen, um den engagierten Künstlern und den Anwesenden seine Wertschätzung zu vermitteln. Das Quartett ließ sich nicht zweimal bitten und legte los wie die Feuerwehr! Fowler, der die Fans mit viel Witz, mystischen Blicken und vor allem durch seinen Gesang begeisterte, rockte einige Male hammerhart am Mikro. Dass er auch extrem feinfühlig zu singen versteht, konnte er bei einigen souligen Passagen, wie z. B. bei "Don't Know Why I Love You", eindrucksvoll unter Beweis stellen! Abbruzzeses Kraftwerk wirkte ziemlich klein und der Drummer saß auch entsprechend tief, was aber die Qualität seiner Schlagintensität nicht minderte.
 Gitarrenmeister Salas kam an diesem Abend mit zwei Klampfen aus, spielte oft im 'Schredderstil', kitzelte dabei die schrillsten Töne heraus, wusste aber, wenn's drauf ankam, auch melodisch zu überzeugen! Doch mein persönliches Highlight stand unmittelbar vor mir: Bassist T.M. Stevens. Der sprühte nur so vor Spiellaune und wer bei seinem Bassgezupfe noch still stand, dem war nicht mehr zu helfen. Nicht nur, dass er sein Spiel im Stile eines sechssaitigen Gitarrenexperten beackerte, nein, er gönnte den Fans auch mehrere Griffe in den dicken Saiten seines abgefahrenen, bunten Basses! Auch ich konnte nicht wiederstehen und machte davon einmal Gebrauch, was Stevens mit einem Shakehands quittierte.
 Wohlgemerkt, alles geschehen während eines Songs! Herausragend agierte er bei einem Teil, als er den Fans auf seinem beleuchteten Bass ein Solo präsentierte, das nur eine Qualitätsform erkennen ließ: Absolute Spitzenklasse! Auch sonst kam er dermaßen energiegeladen rüber, dass man manchmal befürchten musste, der hinter ihm platzierte Boxenturm könnte einzustürzen! Da auch die anderen voller Elan musizierten, zum Teil extrem herumsprangen, zum Mitklatschen oder Mitsingen animierten und eigentlich gefühlsmäßig immer ans Limit gingen, waren sie dabei, für ein denkwürdiges Konzert zu sorgen! So 'funkte' es aus allen Musikrichtungen. Ob Soul, Reggae, Rock, Blues, Metal oder Funk, es war eine Mischung aus allem und grob genommen, kaum definierbar!
 Zum Ende gab es kein Halten mehr, die Stimmung erreichte ihren Siedepunkt. Es wurde gepfiffen, gejohlt, geklatscht und getanzt. So entstand wieder ein Partymeilen-Feeling, das man im Garbáty schon öfter erlebt hat und für Berliner Verhältnisse wohl einzigartig ist! Im Prinzip hätte ich die Worte meines Kollegen Jürgen wiederholen können, der sich die Truppe ein paar Tage vorher in Reichenbach zu Gemüte zog und sich mit meinen Erlebnissen ziemlich deckungsgleich befindet.
 Letztlich kann ich nur hoffen, dass die Macher des Garbáty im Exil, Wolfgang und Eddy, den kultigen Club weiterhin mit großartigen Künstlern versorgen können, damit nicht ein großes Teil Berliner Rockgeschichte stirbt! An dieser Stelle danke ich im Namen von RockTimes für die problemlose Akkreditierung!
Line-up:
Bernard Fowler (vocals)
Stevie Salas (guitar, vocals)
T.M. Stevens (bass, guitar)
Dave Abbruzzese (drums)
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