Sting / Symphonicities
Symphonicities Spielzeit: 55:50
Medium: CD
Label: Deutsche Grammophon, 2010
Stil: Symphonic Music

Review vom 22.07.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Eines vorweg: Im Folgenden gibt es keinen Verriss von Stings neuem Abenteuer, das er "Symphonicities" nennt.
Gordon Matthew Thomas Sumner, Jahrgang 1951, ist ausgebildeter Lehrer und seine ersten musikalischen Spuren hinterließ er in Jazz-Bands. Den Spitznamen bekam er seinerzeit, weil ein gelb-schwarz gestreifter Pullover Assoziationen mit einer Biene zuließen. Nach seiner sehr erfolgreichen Police-Zeit von 1977 bis 1986 ist er als Solokünstler unterwegs.
In seiner Karriere wurde er zu einem der Weltstars des Business. Es gab neben viel Licht auch einige Schattenseiten. Eines war Sting allerdings immer: experimentierfreudig. Und so, wie es nun mal bei Experimenten der Fall ist, kann das eine oder andere auch in die Hose gehen. Jedenfalls gelang ihm nach der Police-Auflösung ein nahtloser Anschluss der eigenen Laufbahn. Vom Start weg war "The Dream Of The Blue Turtle" erfolgreich und auch der jazzige Studionachfolger "Nothing Like The Sun" trat in die Fußstapfen des Vorgängers. Stings Engagement floss auch in einige Umweltprojekte und er war bei vielen großen Musikprojekten wie Live Aid oder Live 8 mit von der Partie. Den Schauspieler Sting sieht man in der Verfilmung von The Whos "Quadrophenia" und in dem Streifen "Dune".
Viele Kompositionen dienten anderen Musikern als Vorlage. So spielte The London Symphonic Orchestra auf einem kompletten Album seine Stücke und Bob Belden lieferte mit seinem Orchester auf dem hervorragenden "Straight To My Heart: The Music Of Sting" die ultimative Jazz-Version ab.
Der Protagonist hatte in einzelnen Songs schon des Öfteren Kontakte zur Klassik. Nun werden ausgewählte Police- und Sting-Songs auf orchestrale Beine gestellt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass Sting zwar zusammen mit Rob Mathes produziert hat, allerdings Letztgenannter für fast alle Tracks auf "Symphonicities" die Arrangements erarbeitet hat. Für "I Hung My Heart" ist David Hartley zuständig und "You Will Be My Ain True Love" sowie "When We Dance" wurden von Steven Mercurio bearbeitet.
Der Opener und der zweite Track können beispielhaft dafür stehen, wie ein Stück ("Next To You") durch ein neues Umfeld klingen kann und einer Nummer ("Englishman In New York"), die nicht ganz so viel Veränderung erfahren hat. Branford Marsalis' Sopransaxofon-Part wird von Aaron Heick an der Klarinette übernommen und mehr in den Vordergrund tritt David Cossin mit seinen Handtrommeln. Richtig luftig wird der Track durch das New York Chamber Consort (NYCC). Der Arrangeur Mathes persönlich ist am Piano vertreten und das bekannte, jazzige Flair schimmert immer wieder durch. Ein Orchester swingt.
Richtig Aufsehen macht "Next To You". Hier zeigt sich, wie dramatisch das NYCC aufspielen kann. Auch hier sind die Handtrommeln, in diesem Fall von Joe Bonadio eingebracht, präsent. Ein Orchester rockt!
Ähnlich wird der Hörer mit "She's Too Good To Me" berauscht. Diese Stück hat Groove und Drive. Bei einigen Stücken ist der mittlerweile seit Jahren in Stings Band aktive Gitarrist Dominic Miller dabei. Wenn es der Fall ist, hat er schon ein entscheidendes Wörtchen mitzusprechen. Auch am Bass setzt der Engländer auf Klasse: Ira Coleman zupft die dicken Saiten des Kontrabasses. Jo Lawry füllt die Rolle der Chorfrau sehr gut aus und im letzten Song setzt sie mit ihrer klaren Stimme als Duettpartnerin ein Ausrufezeichen.
"We Work The Black Seam" ist ebenfalls ein besonderer Track. Hier bringt man, mit Ausnahme der Percussion, ausschließlich Blechbläser in einer phasenweise dramatischen Atmosphäre zum Einsatz. Natürlich können Streichereinheiten auch zu Streicheleinheiten werden und stellenweise bekommt der orchestrale Sound einen Touch von Film- beziehungsweise Musicalmusik ("Every Little Thing She Does Is Magic"). Dem gegenüber steht wiederum ein Track wie "I Hung My Head", in dem eine wunderschöne Blues-Harp erklingt.
Bei einem Album wie "Symphonicities" wird es bestimmt zwei extreme Musiklager geben. Das eine ist voll des Lobes. Im anderen finden sich die Nasenrümpfer, die mit solchen Klängen nichts, aber auch gar nichts am Hut haben. Für mich liegt die Essenz aus den zwölf Stücken irgendwo oberhalb der Mitte. Hinter allen tonalen Ideen der Platte stehe ich nicht, allerdings überwiegt das Positive. In toto zeigt sich, dass Klassik genauso mehrdimensional ist, wie der Rock. Spätestens, wenn hier auch leicht orientalische Klänge Einzug halten, ist Vielfalt angesagt. Ganz zum Schluss stellt sich aber auch die Frage, wie vielen weiteren Runderneuerungen Police- sowie Sting-Songs standhalten.
Line-up:
Sting (acoustic guitar - #9,11, vocals)
Dominic Miller (guitar - #4,5,7,8,11, acoustic guitar - #12)
Rob Mathes (piano, acoustic guitar)
Aaron Heick (clarinet solo - #2)
Anthony Pleeth (cello solo - #6)
Shelly Woodworth (oboe solo - #12)
Jeff Kievit (lead trumpet - #10)
Jim Hynes (trumpet - #10)
James Delagarza (trumpet - #10)
Dylan Schwab (trumpet - #10)
Larry DiBello (horns - #10)
Chad Yarborough (horns - #10)
David Peel (horns - #10)
Theo Primus (horns - #10)
Dick Clark (trombones - #10)
Jeff Nelson (bass trombone - #10)
Marcus Rojas (tuba - #10)
Barbara Allen (harp - #12)
Ben Wittman (loop programming - #9)
David Finck (acoustic bass)
Ira Coleman (bass - #4,5,7,8,11)
David Cossin (percussion, percussion solo - #9)
Joe Bonadio (percussion)
Jo Lawry (backing vocals, vocals)
Rabbie Rousers:
Chris Botti (vocals - #11)
Ed Cherney (vocals - #11)
Tracy Bufferd (vocals - #11)
Rob Mathes (vocals - #11)
Kathryn Schenker (vocals - #11)
Sting (vocals - #11)

Featuring:
The Royal Philharmonic Concert Orchestra
The New York Chamber Consort
The London Players
Tracklist
01:Next To You (2:30)
02:Englishman In New York (4:23)
03:Every Little Thing She Does Is Magic (4:58)
04:I Hung My Head (5:32)
05:You Will Be My Ain True Love (3:44)
06:Roxanne (3:38)
07:When We Dance (5:27)
08:The End Of The Game (6:09)
09:I Burn For You (4:05)
10:We Work The Black Seam (7:19)
11:She's Good For Me (3:03)
12:The Pride's Bride (5:03)
Externe Links: