Meine Güte, was kommt da aus den Boxen?
Karen Martin ist wieder am Micro. Traumhafte Vocals zu einem ruhigen, getragen Song, bis Michael Landau mal wieder eine Gitarre explodieren lässt. Kein Gefrickel, nein, Riffs die dezent, aber doch bestimmend zeigen, dass er ein Meister des Fachs ist.
Stolen Fish gab es hier ja schon mal und ich gebe zu, ich war sehr gespannt auf den Nachfolger (der in diesem Fall der Vorgänger ist).
Keine leichte Musik schrieb ich damals und hell yeah, so ist es auch jetzt.
Aber "Like I Said" ist anders. Sphärischer, die Gitarre explodiert öfter zu warmen und zarten weiblichen Vocals. "KEDS" etwa - der Song treibt nach vorne. Halloween war ja erst, aber das ist Gänsehautmusik pur. Effekte und Gitarrenhooks verbreiten ein angenehmes Gruseln und über allem schwebt Karens Stimme wie ein Heißluftballon am wolkenverhangenem Himmel.
Makoto Izumitani und Chris Roy legen das Fundament und ja, die Vier haben's drauf.
Traurig stimmende Titel wie "The Sun Song" oder "Empty House"
wechseln sich ab mit groovenden Tracks wie das an die Rainbirds erinnernde "On Your Mind". Dann wieder diese mystische Komposition "Halloween". Karen bringt eine gehörige Portion Erotik in meinen Kopf, aber Herr Landau passt auf, und holt mich mit brutal angerissenen Saiten, oder aber mit einer weinenden und klagenden Gitarre wieder auf den Pfad der Tugend zurück. Himmel, der Song ist Sex, der Song ist Halloween - ja man sollte diesen Titel bei besonderen Gelegenheiten spielen. "Halloween" ist nur einmal im Jahr, aber, na ja, Ihr wisst schon was ich meine.
"When You Get Back" ist ein Ohrwurm. Vocals und Gitarre grooven um die Wette. Was juckt mich da das Novemberwetter. Gute Laune Musik.
Stolen Fish wäre nicht Stolen Fish, wenn es nicht wieder anders käme: "Tail Lights" assoziiert Trauer, Wut, Liebe; all dass kann man in diesem Titel finden.
Der nächste Hammer kommt in Form einer Killerversion des Baez Klassikers "Diamonds & Rust". Hölle, ich brauch' jetzt was zu trinken: alten Rotwein.
Sehr ruhig geht es über zum Finale. Eine Slide rollt in den Song. Fingerpicking würzt diesen Blues. Haha, kein Blues wie Ihr ihn kennt. Dazu hat Karen nicht die Voraussetzung, aber die Gitarre vermittelt dieses Baumwollfeeling. Wieso sehe ich nun Damen in Netzstrümpfen und Federboas vor meinem geistigen Auge? Eine Kneipe in den 20ern irgendwo in Brooklyn. Ja genau. Karen repräsentiert wieder diese Mischung aus lasziver Erotik und purem Sex. Michael steht für den Gitarristen der Bluesband auf meiner fiktiven Bühne.
Wow, dieses Album hat mich geschafft. Positiv. Ich schwitze. Ich lege es nicht allzu weit weg. Am besten ins Weinregal, denn da komme ich auch öfters hin.
Ach ja, Joe Gastwirt hat wieder gemastert. Klang also vom Feinsten und Besten. Wie auch Produktion und Booklet.
Spielzeit: 54:27, Medium: CD, Sticky Star Records, 2001
1:Trough The House, 2:Jackson 5, 3:KEDS, 4:The Sun Song, 5:On Your Mind, 6:Halloween, 7:Wasn't me, 8:Empty House, 9:When You Get Back, 10:Sick Of Me, 11:Tail Lights, 12:Diamonds & Rust, 13:Like I Said
Ulli Heiser, 06.11.2002
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