Einer meiner besten Freunde äußerte neulich am Telefon seinen Verdacht, dass ich nicht wie vorgegeben über den großen Teich ausgewandert bin, sondern mich heimlich, still und leise nach Skandinavien abgesetzt habe. Auf meine verdutzte Nachfrage zählte er mir dann sämtliche Alben und Bands aus dem hohen Norden auf, die ich in den letzten Monaten reviewt hatte. Mir selbst war das gar nicht so aufgefallen, aber es hat mir seit diesem Telefonat mal wieder ins Bewußtsein gerufen, wie unerschöpflich die Szene und Veröffentlichungsflut aus diesem Teil Europas tatsächlich ist.
Nun liegt mir mit "World Entry" ein Album der schwedischen Stone Lake vor. Geboten wird powervoller Melodic Metal gehobener Qualitätsstufe, der stellenweise mit Double Bass-Attacken von Schlagzeuger Jaime Salazar gewürzt wird. Sänger Peter Grundström und Jan Åkesson (der die Gitarren, die Keyboards und die Bässe übernommen hat) kennen sich übrigens schon seit Mitte der achtziger Jahre, als sie gemeinsam bei der Band Whitelight zockten.
"Deal With The Devil" legt gleich kräftig los. Ein heftiges Gitarrenriff, unterlegt von fetzenden Double Bass-Drums sorgt erstmal für mächtig Feuer unter dem Dach. Ebenso druckvoll und sehr heavy ist "Body Talk". Mit "Words Are Not Enough" ist die unumgängliche Powerballade am Start, die aber eine der besseren Sorte ist und bei der Grundström am Gesang zum ersten Mal so richtig aufhorchen lässt. Der Song entwickelt sich im Verlauf zu einem Highlight des Albums und weiß zu überzeugen.
Bei "City Of Illusion" rücken dann die Keyboards, obwohl immer noch im Hintergrund, ein Stück weiter nach vorne, dienen aber lediglich als Unterstützung der Gitarre und fallen nicht unangenehm auf. Peter Grundström glänzt einmal mehr am Mikro und überzeugt hier endgültig. Jan Åkesson lässt mit seinen Gitarren nichts anbrennen und haut uns sowohl zentnerschwere Riffs, wie auch jede Menge starke Soli um die Ohren.
Kleines Manko ist aber, dass die Songs trotz ihrer Kompaktheit, Melodiösität und Power nicht wirklich im Ohr hängenbleiben. Zumindest geht es mir nach ca. sieben Durchläufen so, dass ich zwar (wie auch schon beim ersten Mal) beim Anhören mitrocke, nach Ende des Albums aber keinen Refrain vor mich hinsummen könnte. Den größten Wiedererkennungswert hat wohl noch "Words Are Not Enough".
Grundsätzlich ziehen Stone Lake ihr Konzept bei sämtlichen neun Songs des Albums durch und vertrauen auf ihre individuellen Stärken, die durchaus vorhanden sind. Das einzige, das fehlt, sind die zwingenden Songs, um sich entscheidend von den restlichen Bands dieser Szene absetzen zu können.
Im Endeffekt ist "World Entry" zwar nicht wirklich herausstechend, aber dennoch ein starkes Melodic Metal-Album, das kompakt und solide ist. Dürfte für die Freunde dieses Genres eine willkommene Ergänzung sein.
Line-up:
Peter Grundström (vocals)
Jan Åkesson (guitars, keyboards, bass)
Jaime Salazar (drums)
Tracklist |
01:Deal With The Devil
02:Body Talk
03:Words Are Not Enough
04:City Of Illusion
05:Rest My Eyes On You
06:Magic Signs
07:Before I Go
08:Cold Blood
09:One Love One Heart
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