Haben die Mitglieder von Stoned Circus bei ihrer Namensfindung an die fürchterlichen Konsequenzen des Stoned-Seins einer Zirkus-Truppe gedacht? Konkret: Elefanten, die auf dem Rücken der Tänzer reiten; Athleten, die aus 40 Metern Höhe abstürzen; Dompteure, die ihre Löwen nicht mehr bändigen, sondern verspeisen. Jedenfalls wäre es interessant gewesen, diese verrückte Idee als Rockoper zu erleben. Was machten jedoch Stoned Circus? Rock mit psychedelischer Note.
Es waren nun mal die späten 60er Jahre, als diese Band in Kansas City gegründet wurde und sich mangels Erfolg Anfang der 70er auflöste. Diese Aufnahmen wurden zum allerersten Mal in den 90er Jahren von Rockadelic Records auf Vinyl veröffentlicht und von World In Sound 2004 wieder herausgegraben. Das kleine, aber feine Label aus der Weltstadt Schwetzingen hat wieder den richtigen Riecher gehabt. Aus diesem Anlass gab es auch eine Reunion 2005, die die Band bis nach Deutschland führte.
Stoned Circus waren, um nach diesen Songs zu urteilen, eine sehr gute, tighte Gruppe. Sie haben die Welt nicht neu erfunden, nicht herumexperimentiert, fanden aber zu einem interessanten Sound. Sie waren eindeutig von den Bands des Westcoast-Psychedelic beeinflusst - ihre Lieder hatten jedoch einen groovenden R&B-Charakter, der besonders vom starken Gesang von Johnny Isom und Nancy Lake Whedon (in ihrem Falle beinahe übermenschlich) geprägt wird. Isom ist zugleich ein mehr als fähiger Gitarrist, der sowohl Riffs als auch Soli überzeugend und mit Können spielt, mit einem Sound zwischen Klarheit und psychedelischem Fuzz.
Die spielerische Klasse der gesamten Band scheint auf dem schlicht "Instrumental" betitelten Stück, das mehr oder weniger eine strukturierte Fusion-Jam-Session mit "At Fillmore East"-Atmosphäre ist; Soli von Gitarre, Schlagzeug und Orgel folgen aufeinander, letztere ist ein weiteres bestimmendes Element des Bandsounds. Bei "Feel" dringen gar Bläser in unser Gehör - dieser und die folgenden Songs "Try Love" (schon mal probiert?), "New World" und "Trust" haben den stärksten Psychedelic-Touch.
"Sweet Lovin", "Corina" und "Whole Lotta Love" (nein, kein Zep-Cover) sind beinahe reine R&B-Kracher.
Zwei Fremdkompositionen wurden von Stoned Circus anno 1970 eingespielt. Der gelungene Opener "Gotta Find A Way" stammt von der Hardrock-Band Bloodrock, zu finden auf deren Debüt. "Gonna Leave You" ist nichts anderes als "Babe I'm Gonna Leave You" von der ersten Led Zeppelin-Platte, gar nicht mal so schlecht. Aber besonders hier merkt man, dass aufnahmetechnisch Stoned Circus im Vergleich zu ihren englischen Kollegen eindeutig den kürzeren ziehen müssen - hier konnte wohl auch das Remastering nicht viel helfen.
Das und die kurze Spielzeit sollte aber nicht allzu sehr stören - dafür wird man, wie üblich bei World In Sound, mit einem schönen Booklet entschädigt.
Für Freunde von Psychedelic und R&B eine absolute Empfehlung!
Line-up:
Johnny Isom (Lead/Rhythm Guitar, Lead/Background Vocals)
Nancy Lake Whedon (Lead/Background Vocals, Percussion)
Donna Kurtz Nugent (Drums and Percussion)
Richard Van Sant (Keyboards and Keybass, Vocals)
Joe York (Keyboards and Vocals)
Harold "Buddy" Haney (Bass Guitar and Vocals)
Tracklist |
01:Gotta Find A Way (3:39)
02:Feel (2:34)
03:Try Love (4:16)
04:New World (3:08)
05:Trust (2:24)
06:Sweet Lovin' (2:45)
07:Instrumental (5:03)
08:Gonna Leave You (6:17)
09:Corina (2:24)
10:Whole Lotta Love (2:11)
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