Neun, Zwölf, Sechzehn Minuten. Da geht mir das Herz auf, denn Tracks dieser Länge lassen keinen Zweifel aufkommen, dass eine Jamband meine Lauscher erfreuen wird.
Außerdem ist mir Open Road noch prima in den Ohren, denn die CD läuft mit
schöner Regelmäßigkeit immer wieder zu Hause, im Auto und am Arbeitsplatz.
Gleich drei Titel aus "Open Road" finden sich auf der vorliegenden Live-CD, zusammengestellt aus Shows von 2001 und 2002, die sich von Maine bis nach Kalifornien erstreckten:
"First Time", diese Wahnsinnsnummer mit dem typischen, bouncenden Phish-Jam.
"Leave A Message" sowie "In Deep" stehen da in nichts nach. Toll, dass diese Nummern, die mich damals schon begeistert haben, auf dieser Live-CD Platz fanden. "In Deep" sogar in einer 16-minütigen Version und hier zieht sich nichts in die Länge, denn einmal den Körper in Bewegung gebracht, fällt es eher schwer, nach Ablauf der Zeit wieder in die Bewegungslosigkeit zu fallen.
Luke Patchen Montgomery und John Trafton sind perfekt aufeinander eingespielte Gitarristen und ob sie nun eher die Dickey Betts oder die Jerry Garcia Fraktion bedienen, es passt immer.
Und gerade diese Mischung aus Allman Brothers Band-southern feeling oder dieses lässige Grateful Dead-Spiel macht den Reiz der Band aus.
"Anchor" kommt frisch und peppig aus den Boxen. Southern-Hooks und Soli zu einem funkigen Rhythmusfundament. Monsterohrwurm sag ich mal. Man kriegt das Teil nicht so schnell aus dem Kopf - warum auch?
Mit viereinhalb Minuten dann der kürzeste Track: "Get You Movin'". Country-Dead-like, aber von der flotteren Sorte, ja, man könnte gar 'nen Boogieschritt dazu wagen.
"Come On Down" erinnert mich an das "Cocaine"-Riff. Zwölf Minuten wird lässig gegroovt und immer wieder das "Cocaine"-Thema. Don Scott bearbeitet das Keyboard und übernimmt stellenweise die "Führung". Die beiden Gitarristen streuen ihre Riffs ein und teilen sich dann kurz den Leadpart mit dem Keyboard, um dann wieder in den Vordergrund zu treten. Diese Band ist perfekt aufeinander eingespielt. Kein Wunder auch, denn 2002 gaben sie 120 Shows.
Ende 2002 waren sie übrigens Supporter der Gregg Akkman & Friends-Tour.
Und weil 12 Minuten so 'ne prima Zeit sind, gibt es im Anschluss noch mal eine Nummer in dieser Länge: "Water" - Jam pur, bouncender Rhythmus, Instrumentalorgien und Gitarrensoli vom feinsten.
Wer diese Art von Rock liebt, bekommt eine CD, die so schnell den Player nicht wieder verlassen wird.
7 Songs bei 70 Minuten Spielzeit !!!!!
Ich zitiere den Bärchen-Jürgen und kann nur zustimmend nicken: "Willkommen in der Familie der Grateful Deads, Phishs, Allman Brothers, Moes, SCIs, Widespread Panicss - willkommen im erlauchten Jamrock-Kreis".
Mann, eine Deutschland Tour, das wär's. Die Heads würden begeistert sein.
Spielzeit: 70:22, Medium: CD, Strangefolkmusic. Inc, 2002
1:First Time, 2:Leave A Message, 3:In Deep, 4:Anchor, 5:Get You Movin' , 6:Come On Down, 7:Water
Ulli Heiser, 16.04.2003
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