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Strangeways / Perfect World
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Die britische Band Strangeways galt Ende der achtziger Jahre als so was wie ein Geheimtipp der Melodic Rock-Szene, konnte aber trotz ihrer von Kritikern hochgelobten Alben "Native Sons" und "Walk In The Fire" nie kommerzielle Erfolge erlangen, wie die damals federführenden Bands der Branche Foreigner, Journey, Survivor & Co.
Als Sänger Terry Brock für die Nachfolge von Ian Gillan bei Deep Purple als Frontmann ernsthaft in Erwägung gezogen wurde und die Band relativ spontan Richtung Staaten verließ (den Job bekam aber letztendlich Joe Lynn Turner), war es um den Frieden bei Strangeways erst einmal geschehen.
Gitarrist Ian J. Stewart übernahm für die nächsten Alben fortan das Kommando und auch das Mikrofon, die aber in den Weiten des Rockuniversums mehr oder weniger verpufften. Mittlerweile scheinen sich die Wogen geglättet zu haben und der inzwischen hochbeschäftigte Brock (veröffentlichte in letzter Zeit jeweils hervorragende Alben, sowohl solo, als auch mit den reformierten Giant als Dann Huff-Ersatz) ist wieder im Line-Up vertreten, mit dem man Ende Oktober beim Firefest-Festival (u.a. mit Bonfire, Stage Dolls, Pretty Maids, Bangalore Choir, Lynch Mob, Dare, Ex-Survivor-Sänger Jimi Jamison, Nelson) im englischen Nottingham als eine der Hauptattraktionen gebucht wurde.
Mit im Gepäck werden sie ihr neues, brandaktuelles Album "Perfect World" haben, das mich jedoch ein wenig ratlos zurück lässt. Zum einen hat sich das Quintett (bestehend aus Terry Brock, Ian J. Stewart, Warren Jolly, Jim Drummond und David Moore) doch stilmäßig ziemlich verändert, was angesichts der vergangenen Zeit ja noch einigermaßen verständlich ist, zum anderen wurde trotz bester Vorraussetzungen (gutes Songmaterial, klasse Instrumentalisten und was will man mehr als solch einen starken Sänger als Terry Brock) eine derart leblose Produktion hingelegt, dass man den Verantwortlichen mit lebenslänglichem Mischpultverbot bestrafen sollte.
Brock klingt trotz aller sich gebender Mühe, Variabilität und vokaler Klasse, als wenn er 100 Meter vom Mikro entfernt gestanden hätte, der Sound ist drucklos, man muss den Lautstärkeregler schon ziemlich weit nach rechts drehen, damit sich die Songs halbwegs entfalten. Tut man dies nicht, hat man beim Hören ein Gefühl, wie als wenn man beim Duschen Wasser in den Gehörgang bekommen hat. Da fällt mir bei den technischen Möglichkeiten von heute wirklich nichts mehr zu ein. Wo bleibt ein klares in Szene setzen der Stimme und der einzelnen Instrumente?
Geboten wird ein sehr melodisches Gemisch aus pop-rockigen Tracks, teilweise mit leicht psychedelischen ("Movin' On") und auch progressiven ("Can't Let Go") Anstrichen. Den etwas flotteren Stücken wie dem Opener "Perfect World" (hätte auch gut auf die letzte Giant-Scheibe gepasst), dem soulig, blues-rockigen "Liberty" (klingt wie eine Session von Santana,
Bad Company und Toto) oder dem bedrohlich stampfenden "Bushfire" (integrierte, orientalisch klingende, weibliche Harmonies) stehen balladeske Tracks wie "Borderline" (atmosphärisch, ein wenig in Richtung Mike & The Mechanics), "Time" (Genesis-, Marillion-Flair), "Crackin' Up Baby" (Pink Floyd-lastig) oder "Too Far Gone" (mit Toto-Touch) gegenüber. Den Abschluss bildet das Heartland-trächtige "Say What You Want" mit an U2 gelehnter E-Gitarren-Untermalung. Insgesamt bieten Strangeways mit "Perfect World" ein Album, das seinem Titel nicht ganz gerecht wird. Aber was ist auf dieser Welt letztendlich schon perfekt? Die Besucher des oben erwähnten Festivals dürfen sich dennoch auf einen vermutlich interessanten Auftritt mit Seltenheitswert freuen. Terry Brock ist dank seiner musikalischen Umtriebigkeit und den starken Leistungen der letzten Zeit ein heißer Kandidat für meinen persönlichen Musiker des Jahres 2010!
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