»Greetings from the filthy ghetto!« - Diese wüsten Worte leiten ein in eine Scheibe der Extraklasse. Die in Salt Lake City, Utah ansässigen
The Street waren dem Autoren dieser Rezension bisher zwar kein Begriff, rocken auf ihrem mittlerweile sechsten Opus allerdings so dermaßen ab, dass ihm die Freudentränen quasi im Sekundentakt in die Augen treten. Hier wird Hardrock US-amerikanischer Prägung zelebriert, der seine besten Zeiten eigentlich schon ungefähr zwei Dekaden hinter sich hat. Sprich: Die Langrille mit dem hübschen Namen "The Divine Debauchery" erinnert an die goldenen Zeiten des sogenannten 'Hair Metal' und huldigt solch großen Namen wie
Skid Row,
Bon Jovi oder
Van Halen - um mal die Genrevertreter aufzuzählen, denen die Musik von
The Street am nächsten kommt. Hier wird der 80er Stadionrock glücklicherweise groß geschrieben, und das macht ordentlich Spaß!
Die Eckpfeiler der Musik sind deshalb auch schnell an einer Hand abgezählt, sollten dem geneigten Rocker aber eigentlich hinlänglich bekannt sein: Hier gibt es einen ganzen Arsch voll griffiger Melodien bzw. großer Hooklines zu hören, aber natürlich auch harte Gitarrenriffs, ausgefeilte Soli und pulsierende Rhythmen - eben all das, was den 80er Metal so groß und beliebt gemacht hat. Die Bühne haben sich
The Street übrigens schon mit solch illustren Namen wie u.a.
LA Guns,
Warrant,
Great White,
Dokken,
Alice Cooper,
Quiet Riot,
Skid Row oder
Britny Fox geteilt. Na, wenn das mal nichts ist?!
Die starken Kompositionen dieses Albums deuten übrigens mal mehr, mal weniger auf längst etablierte Bands. Die Gitarrensoli könnten so auch von Dave "The Snake" Sabo bzw. Scotti Hill (beide Skid Row) stammen und darüber hinaus sind bei einzelnen Refrains die Bon-Jovi-Zitate recht deutlich wahrzunehmen ("Light Of Day", "Shovel", "Walls"). Das liegt vielleicht ein wenig am Gesang, denn die Stimme von Sänger B. Arnold erinnert schon irgendwie an Jon Bon Jovi. Diese Zitate fallen gottlob aber niemals negativ auf. Und während der Großteil der Songs wunderbar schön vor sich hin rockt, bekommt man es bei Stücken wie "Step It Up" oder "Head Or Be Dead" mit viel Aggression in den Refrains zu tun. Dies lässt z.B. Querverweise zu Mötley Crües gleichnamigem Album von 1994 zu. Den musikalischen Gegenpol zu solchen Brechern bilden natürlich die obligatorischen Balladen, und mit "One Man Battle" sowie "A Voluntary Loss Of Innocence" hat man hier zwei echte Perlen im letzten Drittel der Scheibe untergebracht. Gänsehaut garantiert!
Alles in allem macht "The Divine Debauchery" also ordentlich Spaß, wird wohl aber leider ein Geheimtipp bleiben. Die musikalische Klasse ist vorhanden, und Genrefreunde wie den Rezensenten wird die Scheibe auf alle Fälle glücklich machen. Angesichts der Tatsache, dass solche Musik heutzutage aber eher ein Nischendasein fristet und nur die wirklich großen Namen noch etwas verkaufen können, sehe ich diesseits des Atlantiks leider keine großen Chancen für The Street. Zum Zeitpunkt dieser Rezension kann man jedenfalls keines ihrer sechs Alben bei amazon.de erstehen... Traurig, aber wahr.