Streetmark / Dry
Dry Spielzeit: 37:24
Medium: CD
Label: Sireena Records (Broken Silence), 2015 (1979)
Stil: Electronic Pop/Rock


Review vom 02.05.2015


Markus Kerren
Es war im Jahr 1969, als sich in Düsseldorf die Band Streetmark zusammenfand. Bis 1975 dauerte es dann jedoch, bis sich das damalige Quintett - bestehend aus Dorothea Raukes (keyboards), Hans Schweiß (drums), Georg Buschmann (vocals), Thomas Schreiber (guitar) und Wolfgang Westphal (bass) - einen Plattenvertrag an Land ziehen konnte. Das Debüt "Nordland" erschien 1976 und hinterließ erste Spuren. Spuren ganz anderer Art gingen leider ebenfalls nicht an der Band vorbei und sehr bald schon trennte sich der Kern der Gruppe von Westphal und Buschmann. Letzterer gründete daraufhin die Band Straight Shooter, die spätestens ca. 1980 mit dem Song (und gleichnamigen Album) "My Time Your Time" in aller Munde war.
Streetmark machte unterdessen mit ihrem zweiten Album "Eileen" (1977) von sich reden. Die Verkäufe wurden immer besser, die Tourneen länger und der Bekanntheitsgrad immer größer. Als die Band Anfang 1979 für ihr drittes Album, das hier zu besprechende "Dry", ins Studio ging, waren vom Debütalbum lediglich noch Dorothea Raukes und Thomas Schreiber übrig, die von dem weiteren Bandmitglied Bogdan Skowronek am Schlagzeug und dem Gast Jürgen Pluta (am Bass) unterstützt wurden.
Bekannt war Streetmark schon immer für ihre Stilvielfalt und den Hang zur Electronic. Mit Letzterem beginnt die Platte in Form des Instrumentals "Intro", das - vorausgesetzt, man kann dieser Richtung etwas abgewinnen - dann auch sehr cool rüberkommt und sich spannungsgeladen als perfekter Opener erweist. Bei dem anschließend eher getragen beginnenden (und sich dann flott-rockig steigernden) "Welcome" erweist sich Dorothea Raukes als sehr passable Sängerin. Diese ersten beiden Nummern dürften sicherlich damals auch als Eröffnung der Konzerte gedient haben. Zumindest wären sie ein perfekter Anfang gewesen.
Der 'große' Hit der Scheibe (und Bandgeschichte) war "Lovers", ein Duett von Lady Raukes mit Thomas Schreiber. Auch hier greift wieder die Taktik eines in langsamem Tempo vorgetragenen Beginns, um den Track dann im Verlauf deutlich zu steigern. Diese Songs versprühen alle ein deutlich 'deutsches' Flair, was aber überhaupt nicht negativ zu verstehen, sondern (nicht nur) damals ja auch als Markenzeichen und Qualitätsmerkmal zu sehen ist. Nicht der stärkste Titel des Albums, Spaß macht er aber trotzdem allemal.
Logischerweise musste es zum damaligen Zeitpunkt auch eine Auseinandersetzung mit Disco-Musik geben, was Streetmark mit dem durchaus tanzbaren "Disco Dry" verwirklichten. Ob das hierin enthaltene Drumsolo die Inspiration für das bereits erwähnte (gar nicht sooo viel später erschienene) "My Time Your Time" von Straight Shooter war, sei mal dahingestellt. Davon abgesehen haben mich - obwohl durchaus cool - bezüglich dieser Art von Songs die Veröffentlichungen von Kurt Hauensteins Band Supermax immer mehr überzeugt.
Die abschließende Nummer "Watch Out" ist nochmal ein toller Showcase für die Synthesizer und den Gesang von Dorothea Raukes, während "Drifting" so melancholisch wie atmosphärisch punkten kann. Neben den beiden ersten Songs ist aber "Sunny Queen" die Nummer, die mein heimlicher Favorit ist. Desöfteren auf dem Album, speziell aber bei diesem Song werde ich hier an
Werner Nadolnys Band Lady erinnert, die es Mitte der Siebziger ja leider nur auf ein Album brachte. Aber wie dem auch sei: Das ist richtig starker Pop/Rock (hier gesungen von Thomas Schreiber), gesegnet mit einer sehr schönen Melodie und erneut starker Atmosphäre.
Mal ganz davon abgesehen, dass "Dry" von Streetmark ein richtig cooles Album ist, stellt es auch ein wichtiges Zeitdokument deutscher Rockgeschichte dar. Die Band selbst brachte es danach trotz einer Rekord-Tour (was die Anzahl der Termine und ausverkauften Häuser betrifft) und wirklich beeindruckenden Albumverkäufen nur noch auf eine weitere Platte, nämlich die 1981 erschienene "Sky Racer".
Schade eigentlich, da dies scheinbar vor allem personeller Schwierigkeiten (auch Thomas Schreiber hatte die Band Anfang 1980 verlassen und Dorothea Raukes zog sich nach dem ebenfalls 1981 erschienenen Soloalbum "Deutsche Wertarbeit" ins Privatleben zurück) geschuldet war.
Line-up:
Dorothea Raukes (keyboards, lead & background vocals)
Thomas Schreiber (guitars, lead & background vocals)
Bogdan Skowronek (drums & percussion)

Mit:
Jürgen Pluta (bass)
Tracklist
01:Intro
02:Welcome
03:Sunny Queen
04:Lovers
05:Drifting
06:Disco Dry
07:Watch Out
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