Spielzeit: 70:53 Medium: CD Label: Delmark Records, 2010 Stil: Blues Review vom 13.04.2011 Jürgen Bauerochse

Studebaker John Grimaldi gehört bereits seit vier Jahrzehnten zu den talentiertesten Bluesmännern von Chicago. Der im Jahr 1952 im italienischen Viertel der Metropole geborenen Musiker erlernte bereits mit sieben Jahren das Spiel auf der Bluesharp und gründete Anfang der siebziger Jahre die Blues und Blues Rock-Band Studebaker John & The Hawks, mit der er 1978 auch sein erstes Album "Straight To Closer" einspielte.

Bis in die Gegenwart entstanden zahlreiche Longplayer dieser Gruppe, die ihren Namen dem ersten eigenen Auto des Masterminds, einem Studebaker Hawk, verdankt, in unregelmäßigen Zeitabständen. Inzwischen gehört die Band zu den festen Größen in der Clubszene rund um Chicago und ist auch seit den neunziger Jahren hin und wieder in Europa unterwegs.

Auch in Sachen Songwriting gehört John inzwischen zu den profiliertesten Männern der Bluesmusik, dessen Titel nicht nur von vielen anderen Künstlern gecovert werden, sondern einige seiner Songs sind auch in diversen Filmen und Fernsehsendungen zu hören.

Mit seinem neuesten Bandprojekt Studebaker John's Maxwell Street Kings geht es weit zurück in die Zeit, als in Chicagos Westside auf den legendären Marktveranstaltungen noch Leute wie
Muddy Waters, Hound Dog Taylor und Howlin' Wolf zu hören und der Sound noch roh und ursprünglich war.

uf diesem Album sind noch der letzte Gitarrist der Muddy Waters Band Rick Kreher, sowie Schlagzeuger Steve Cushing, der jahrelang als Moderator der sehr bekannten Radioshow 'Blues Before Sunrise' tätig war und zu den Drummern zu zählen ist, die den traditionellen Stil des Chicago City Blues am authentischsten bewahrt haben, mit dabei.

So ist die Art des 12-Takters auf diesem Album ganz klar vorgegeben und wird bei den fünfzehn Eigenkompositionen von Studebaker John auch nicht verlassen. Roh, dreckig und ungeschliffen kommen die Sounds aus den Boxen und variieren lediglich im Tempobereich und in der Tatsache, dass der Protagonist ab und zu die Bluesharp pausieren lässt und sich dafür den Flaschenhals über den Finger streift. Und auch das bekommt er hervorragend hin.

Doch Studebaker Johns Harmonikaspiel ist für mich durch die Bank weg das Sahnehäubchen dieses Albums. Alle Freunde einer knochentrockenen Mundharmonika, ich denke da speziell mal an die Leute, die auch Johnny Mastro oder die Red Devils im Regal stehen haben, werden ihre helle Freude an dieser CD haben.

Anspieltipps anzugeben ist in diesem Fall gar nicht so einfach, da viele Songs über eine gewisse Eigendynamik verfügen und so ein besonderes Flair enthalten. So steht für mich der über fünf Minuten lange Slide-Blues "Steppin' Stone" ganz weit oben, obwohl gerade bei diesem Stück die Harp nicht zum Einsatz kommt. Genau wie bei dem instrumentalen Boogie "Taylor Street Boogie", der das Album abschließt. Beide leben von der tollen Bottleneck-Gitarre.

Dagegen läuft "Side By Side" fast in Zeitlupe ab und verbreitet irgendwie eine mystische Stimmung. Klasse, dieser monotone Rhythmus, und wieder liegt die Slide ganz oben drüber. In der letzten Minute setzt dann die Harp wieder ein und zieht den Hörer vollends runter. Stark gemacht!

Und dann der Song, bei dem die Harmonika absolut im Vordergrund steht. "Headin' Down To Maxwell Street" treibt in ständigem Wechselspiel mit den Vocals richtig an. Dieser Titel ist ein Paradebeispiel für den Chicago Blues in Reinkultur. Schade, dass nach gut fünf Minuten schon wieder Schluss ist.

Was auf dem gesamten Album deutlich wird, ist die Tatsache, wie wichtig die Rhythmus-Sektion bei dieser Musik ist. Selbst bei minimalem Einsatz muss einfach jede Kleinigkeit stimmen. Und das tut es hier. Na ja, kein Wunder, denn als Einwohner von Chicago kriegt man das Bluesfeeling wahrscheinlich schon mit der Muttermilch eingeflößt…!

Line-up:
Studebaker John (vocals, harp, slide guitar)
Rick Kreher (guitar, background vocals)
Steve Cushing (drums)