Subject Esq. oder ganz ausgeschrieben Subject Esquire, das ist eine der Prog.-Legenden aus München. 1966 gründete sich diese Schülerband. Doch was steckt hinter dem Bandnamen?
Eine Lektion im gemeinsamen Englisch-Unterricht trug den Titel "The King And The Subjects" und so nannte man sich 1966 zunächst The Subjects. Dieses The hatte allerdings fast jede Formation vor dem eigentlichen
Bandnamen stehen und das war so nicht nach dem Geschmack der Jungs. 1968 half ein Blick ins englische Wörterbuch. Man fand den Begriff 'Esquire', was so viel bedeutet wie 'Hochwohlgeboren'. Also wurde das The gestrichen und das 'Esquire', allerdings ganz bewußt nicht ausgeschrieben, hinter den ursprünglichen Namen gesetzt. Man hieß jetzt Subject Esq..
Den Jungs gefiel es und Subject Esquire waren aus der Taufe gehoben. Doch woran orientierten sich die Musiker Michael Hofmann (Gitarre, Gesang), Stephan Wissnet (Bass, Gesang) und Harry Rosenkind, die mit dem Beat aufgewachsen waren?.
Es entstand eine Art Familie, die sich im Münchner Raum stets und ständig zu den Konzerten wieder einfand. Immer dieselben? Nein, aber ein großer Teil war wohl identisch. Subject Esq. brachten dem Publikum etwas ganz Neues: Anspruchsvolle Rockkonzerte mit eigenen, selbstkomponierten Titeln, statt dem üblichen Beatparty-Rumgehopse. Erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die Formation schon damals rockte. Dabei wirkten sie weder aggressiv noch abgedreht. Legt man dieses Album ein und konzentriert sich, merkt man sehr schnell, dass der 'Teufel im Detail' steckt. Und das ist ausschließlich positiv zu verstehen. Denn die Arrangements waren für die damalige Zeit wirklich progressiv. Das Debüt-Album entstand im Frühjahr 1972 im Münchner Union-Studio.
Als Gastmusiker fungierte auf der Scheibe Paul Vincent, der einen großen Teil der Gitarren einspielte, weil Peter Markl kurz vor den Aufnahmen für die erste LP die Band verlassen hatte.
Schon der Opener "Alone" lässt erahnen, worum es Subject Esq. ging. Rockige Riffs und dazu ein pulsierender Bass lassen aufhorchen. Dazu gibt es jede Menge Hammond-Sounds. Auffällig sind die verspielten Läufe und man könnte meinen, dass dies der Einstieg in ein neues musikalisches Zeitalter hätte sein sollen. Das drückte also schon ordentlich und wer genau hinhört, der spürt spätestens beim Einsetzen der Mundharmonika-Töne, wie sehr auch der Blues in der Komposition steckt. "Giantania" hat seine Wurzeln im Beat der 60er. Sozusagen eine Fortführung dessen, was uns die Beatles und Lords vormachten. Und auch hier wieder der Unterschied: das treibende Schlagzeug von Harry Rosenkind und die dominierenden Tasten. Und zwischendrin wird es sogar sehr atmosphärisch, wofür die Flöte sorgt. Wer denkt da nicht sofort auch an die frühen Werke von Jethro Tull?
Subject Esq. lassen sich nicht einfach in eine Krautecke stecken, dafür bieten sie zu viele Facetten der musikalischen Möglichkeiten. Das Saxophon in "What Is Love" überzeugt auf der ganzen Linie und auch ein Hauch von Psychedelic mischt sich ein. Das längste Stück auf der Platte ist "Mammon" mit immerhin fast 13 Minuten Länge. Die Drums spielen mit einer Leichtigkeit und Unbeschwertheit, dass man einen swingenden Eindruck bekommt. Der 'key fact' hier? Klar, die harten und rockigen Breaks und eine geballte Ladung von unterschiedlichen Sounds. Flöte, Saxophon, Orgel und Gitarre rufen ein ganzes Orchester auf den Plan. So scheint es zumindest. Und als Spitze des Eisberges bemerkt man immer wieder, dass die Musiker auch ein wenig vom Jazz beeinflusst sind.
Als Bonus gibt es etwas vollkommen Nostalgisches. Und richtigerweise weist die Band auf der Coverrückseite darauf hin. Nämlich, dass es sich bei den beiden Live-Aufnahmen aus dem Pfarrsaal, Tölzer Straße in München aus dem Jahr 1971 nicht um einen Hifi-Genuss handeln soll, sondern als Zeitdokument einer musikalischen Entwicklung zu sehen ist.
Wenn man sich das Album also reinzieht, dann kann einem erfahrenen Fan von guter und anspruchsvoller Rockmusik ganz schnell der Wunsch aus dem Herzen springen, dass es diese Band doch bitte wieder geben soll. Kein Problem, denn aus Subject Esq. wurde später Sahara und die gibt es nach über 30 Jahren Pause jetzt wieder. 2005 die Reunion und das in originaler Besetzung. Doch dazu mehr in den Besprechungen der Sahara-Alben "Sunrise" und "For All The Clowns". Subject Esq. sind und bleiben ein Stück deutsche Rockmusik-Geschichte und bilden die Grundlage dafür, die eine oder andere emotionale Reaktion in sich hervorzurufen.
Line-up:
Michael Hofmann (flute, alto-sax, vocals)
Peter Stadler (keyboards)
Stephan Wissnet (bass, vocals)
Alex Pittwohn (mouth-harp, 12-string-guitar, vocals)
Harry Rosenkind (drums)
Guestmusician:
Paul Vincent (guitars)
Tracklist |
01:Alone (5:22)
02:Giantania (6:42)
03:What Is Love (5:39)
04:5:13 (4:31)
05:Mammon (12:40)
06:Durance Is Waiting (8:25)
Bonus:
07:Giantania (Live in München 1971) (19:14)
08:Untitled (Live in München 1971) (10:28)
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