Zehn Jahre sind seit dem damals umjubelten Erstlingswerk "Young For Eternity" vergangen und mittlerweile hat das Trio aus dem Süden Englands schon Album Nummer Vier am Start. Nach ihrer Clubtour im Frühjahr macht die Band weiterhin das, wofür sie geliebt und von Kritikern gelobt wird: Sich live den Arsch abspielen. Nach einigen vereinzelten Open Air-Gigs im Frühsommer startete die Band Ende Juli endlich die große Festivaltour. Der Auftakt hätte nicht besser gewählt sein können, denn knapp 5000 Leute feierten mit den Subways beim Headlinerauftritt beim Eier mit Speck-Festival im niederrheinischen Viersen eine Riesenparty. Einige Stunden vor dem umjubelten Auftritt traf ich Backstage eine sehr charmante und entspannte Charlotte Cooper. Die singende Bassistin gründete 2003 zusammen mit Billy Lunn und Josh Morgan, damals noch im Teenageralter, die Band The Subways.
RockTimes: Hallo Charlotte, schön, dass du etwas Zeit für uns hast und das ihr hier in Viersen auch mal vorbei schaut. Das Eier mit Speck-Festival hier ist bekannt für seine breite musikalische Vielfalt und auch die Subways haben ein großes Repertoire von Folk über Pop und Rock bis hin zu Punk. War das 2003 euer Ziel, eine möglichst musikalisch vielschichtige Band zu gründen oder hat sich das im Laufe der Jahre so ergeben?
Charlotte: Darüber hat sich damals keiner Gedanken gemacht. Wir haben einfach die Einflüsse mitgebracht, die wir selber hatten. Ich mag es, mal richtig abzurocken, aber ich mag auch sehr gerne etwas leisere oder melancholische Töne.
RockTimes: Live auf der Bühne verwendet ihr nur eure drei Instrumente. Auf Platte kommt auch mal gerne eine zweite Gitarre oder ein Piano dazu. Denkt ihr beim Komponieren auch darüber nach, wie man den Song live umsetzten kann und würdet ihr auch Samples verwenden?
Charlotte: Nein, darüber denken wir beim Komponieren nicht nach. Der erste Prozess ist das Album und dann schauen wir, wie man was umsetzten kann. Auf der neuen CD beispielsweise sind einige Songs, die etwas üppiger arrangiert sind und wir hatten auch mal kurz vor, einen Keyboarder mit auf Tour zu nehmen. Aber dann haben wir gedacht, dass dies nur den Sound verwässern würde. Live muss es einfach knallen und so lieben wir das nun mal sehr (grinst). Daher keine Samples und keine Keyboards.
RockTimes: Euer Hit "Rock'n'Roll Queen" ist deshalb sicher auch eure Live-Hymne?
Charlotte: Genau das ist er. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang. Dazu drei Akkorde - fertig. Funktioniert ja schon seit einer Ewigkeit im Musikgeschäft bestens.
RockTimes: Euer aktuelles Album "The Subways" hat allein Sänger und Gitarrist Billy produziert. War das dieses Mal entspannter, als ihr nur unter euch gewesen seid, ohne den Druck einer außenstehenden Person?
Charlotte: Ich fand es sehr angenehm. Aufnehmen ohne Druck und zwischendurch immer mal wieder ein paar Auftritte. Das war klasse. Nicht so entspannt war es aber für Billy, der natürlich die ganze Arbeit hatte und der Druck lag auf ihm. Aber er hat das hervorragend gemacht, wie ich finde.
RockTimes: Im krassen Gegensatz dazu stand die Produktion eures zweiten Albums, "All Or Nothing" im Jahre 2008. Dort saß niemand Geringeres als Butch Vic an den Reglern (Anmerkung: Drummer von Garbage und u. a. auch Produzent von Nirvanas Megaseller "Nevermind") Da ward ihr doch sicherlich alle sehr aufgeregt, oder?
Charlotte: (strahlt) Oh ja - und wie! Wir waren ja gerade mal fünf Jahre als Band aktiv und ich bin ein großer Garbage-Fan. Aber Butch war vollkommen relaxed und sehr nett. War aber doch alles schon ein bisschen surreal, als wir dort in Los Angelos aufnahmen. Insgesamt sicherlich ein tolle Erfahrung.
RockTimes: Euer aktuelles Album kam im Februar raus. Ihr habt aber bereits Ende letzten Jahres allen Fans, die dieses vorbestellt haben, sechs Songs vorab geschenkt. Wie siehst du die Aktion jetzt über ein halbes Jahr später? War das eine gute Idee?
Charlotte: Ich denke, dass die Aktion schon erfolgreich war. Du weißt ja selber, dass die goldenen Zeiten für Tonträger definitiv vorbei sind und so muss man eben neue Wege gehen und den Leuten einfach etwas bieten. Altmodisch gesehen haben wir also die A-Seite der Platte schon mal als Appetithappen raus gegeben und somit konnten die Fans schon mal reinhören und sich dann später auch auf die B-Seite bzw. das gesamte Album freuen.
RockTimes: Billy macht im Herbst eine kleine Solo-Akustik-Tour durch kleine Clubs in England. Was machst du in der Zeit? Vielleicht auch was ganz anderes als Musik?
Charlotte: Bis September sind wir noch viel unterwegs und danach glaube ich, werde ich meinen alten Körper mal schonen (lacht laut) [Anmerkung: Die gute Dame ist 29 Jahre alt]. Aber im Ernst: Ich werde einfach mal relaxen und außerdem bin ich eine leidenschaftliche Mountain-Bikerin. Das werde ich auch mal wieder etwas intensivieren.
RockTimes: Allen denjenigen, denen ich erzählt hab, dass ich die Subways interviewen werde, haben gesagt: 'Super Live-Band'. Ihr seid auch mehrmals als bester Live-Act bei diversen Abstimmungen nominiert worden. Woher kommt dieser gute Ruf und was ist euer Geheimnis?
Charlotte: Das ist ganz einfach: Wir lieben es über alles, live aufzutreten und wenn ich da vorne die große und übrigens wunderschöne Bühne sehe und die ganzen Mensche davor, dann juckt es jetzt schon wieder in den Fingern. Es ist einfach dieser Kick, vor den Leuten aufzutreten. Das ist das ganze Geheimnis (grinst).
RockTimes: Ihr lebt also immer noch euren Traum?
Charlotte: Absolut. Die Hallen werden stetig immer etwas größer und die Festivalposition besser. Es läuft aktuell wirklich gut und das versuchen wir, trotz des ganzen Trubels und des vielen Reisens, einfach zu genießen.
RockTimes: Bist du denn trotzdem noch nervös, nach all den Jahren und den vielen Auftritten, wenn du gleich beispielsweise vor knapp 5000 Leuten auftrittst?
Charlotte: Nervös jetzt nicht direkt, aber es kribbelt immer noch vor dem Auftritt. Ich liebe auch das ganze Drumherum auf Festivals, mit der ganz eigenen Energie, und ich schaue mir auch gerne mal andere Bands an. Das ist schon eine Art Privileg und ich weiß es sehr wohl zu schätzen.
RockTimes: Euer Debüt "Young For Eternity" wird dieses Jahr zehn Jahre alt. Auf Facebook habt ihr eure Fans dazu aufgerufen, ihre Erinnerungen an das Album und die damit verbundenen Erlebnisse zu posten.
Charlotte: Das ist super angekommen und es sind tolle Stories dabei. Witzige Anekdoten, aber auch zerbrochene Liebe oder andere traurige Dinge. Eben die ganze Palette des Lebens und es ist toll, wie diese Dinge dann teilweise mit unserer Musik verknüpft sind.
RockTimes: Eine Sache interessiert mich zum Abschluss noch sehr. Ihr kokettiert ja immer wieder mit der deutschen Sprache, was ja für eine britische Band ungewöhnlich ist.
Charlotte (auf deutsch): Das stimmt (lacht).
RockTimes: Kam das durch den Auftritt 2009 mit den Sportfreunden Stiller oder hattet ihr schon vorher Kontakt zur deutschen Sprache?
Charlotte: Wir hatten alle Deutsch als Schulfach, aber erst durch die Sportfreunde Stiller, mit denen wir ja "Rock'n'Roll Queen" zweisprachig performed haben, kam dies dann eigentlich zustande. Für das dritte Album, "Money And Celebrity", haben wir dann "We Don't Need Money To Have A Good Time" exklusiv für den deutschen Markt als halbdeutschsprachigen Bonustrack veröffentlicht.
RockTimes: Und nur für uns oder auch für Frankreich auf französisch?
Charlotte: Nein (guckt energisch und lacht laut los)!! Das hätte auch nicht funktioniert. Aber Deutschland ist, und das sage ich wirklich aus tiefstem Herzen, unsere zweite Heimat geworden und die Leute mögen uns hier sehr. Daher war es einfach, damals als 'Dankeschön' für die treuen deutschen Fans gedacht.
RockTimes: Ein nettes Schlusswort. Danke dir für das Interview und viel Spaß gleich beim Auftritt.
Charlotte: Danke dir auch. War sehr nett mit dir zu plaudern. Und ja, wir werden gleich auf der Bühne bestimmt Spaß haben [Anmerkung: Und wie. Ein tolles Konzert. Schaut nur mal auf die Konzert-Bilder von Charlotte. Die sagen alles.]
Wir danken Ben Hamilton-Kirby, dem Manager der Subways, für die unkomplizierte Akkreditierung. Ebenfalls Danke an Andreas Döring für die Fotos und auch an die Mitarbeiter vom Eier mit Speck-Team vor Ort, die uns Backstage wie immer gut betreut haben.
Externe Links:
|