Sugar / Copper Blue
Copper Blue Spielzeit: 45:07
Medium: CD
Label: Creation Records, 1992
Stil: Alternative Rock

Review vom 29.07.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Wie die Zeit vergeht.
Der immer noch aktive Ex-Hüsker Dü-Musiker Bob Mould hatte nach dem Split der Noise-Punker unter eigenem Namen das herrliche Workbook veröffentlicht. Der Nachschub hieß "Black Sheets Of Rain" und 1992 gab es wieder eine Gruppe, hinter der Mould steckte. Ein Trio, nicht gerade von langer Lebensdauer, denn 1995 war schon wieder Schluss mit dem süßen Zeugs.
Immerhin brachten es Sugar mit Bassist David Barbe, der unter anderem bei Uncle Tupelo, Widespread Panic, Dashboard Saviors, Drive-by Truckers oder Tishamingo seine Visitenkarte sowohl als Instrumentalist wie auch Produzent abgab sowie Drummer Malcolm Travis (Human Sexual Response) auf zwei Alben und einige Singles.
Vorliegendes "Copper Blue", das 1992 auf Creation Records erschien, stieg seiner Zeit bis auf Platz 10 in den Billboard-Album-Charts und "Helpless", eine der Single-Auskopplungen kletterte sogar bis fünf.
Zappenduster, weder ein Lichtschimmer durchs Schlüsselloch noch unter der Tür.
Die tiefer gelegten Gitarrenriffs klingen nicht gerade freundlich. Die danach einsetzende Rhythmus-Abteilung ist eher von Härte gekennzeichnet. Der Sechssaiter macht gewohnt weiter und erst das Solo darüber wirkt etwas erhellend. Mould hat ja ein Faible für herrliche Melodiebögen. Auch die sind nur ansatzweise Teil des Openers "The Act We Act". Der Track ist ein punkiges Grunge-Pfund, von dem sich die Nirvana-Jungspunde eine Scheibe hätten abschneiden können.
Mächtig viel Gitarre beinhaltet das hypnotische Folgestück "A Good Idea", in dem uns der Protagonist zunächst groovend begegnet. Dann versüßt man die Komposition mit knarzenden Saitenspielereien und es rockt vehement. Hypnotisch auch wegen der repetativen Textzeilen.
Nach einem kurzen Fade Out, in dem es noch ein bisschen chaotisch wird, geht der Weg ohne Pause gnadenlos weiter.
Young'sche Tongebungen pflastern die nächsten fünf Minuten, "Changes" genannt. Das verzerrte E-Gitarrensolo reißt an den Nerven. Zum Abschalten gibt es allerdings keinen Anlass... wegen Moulds Melodien. Am Ende loopen die Gitarrenklänge noch.
In der Gesamtheit kommt die bereits oben erwähnte Single "Helpless" freundlich daher.
Kompakt ist der Track. Oh Mann, das Riffing ist genial. Seine Stimme war immer schon hörenswert und so richtig soliert wird hier nicht. Er jongliert mit unterschiedlichen Tonlagen und man kann nachvollziehen, dass dieses Stück damals so viel Zuspruch fand.
Hoppla, wo sind denn jetzt die E-Gitarren geblieben?
Der Amerikaner hat zum Keyboard und der Akustischen gewechselt. "Hoover Dam" ist die andere Seite von "Copper Blue". Nicht, was das sein typisches Songwriting angeht. Dass das allerdings auch prächtig mit nach Streichern klingenden Keyboards zusammen passt, wird sehr deutlich. Dennoch entlässt er ein Gitarrensolo, das klingt wie rückwärts abgespielt, nur um dann dem Keyboard einen proggigen Anstrich zu geben.
"If I Can't Change Your Mind" ist definitiv die Happy Hour der Platte.
Herrliche Backing Vocals, akustisch rhythmisierende Gitarre, das verstärkte Solo ist aus dem Sixties-Beat in den Song gebeamt worden. Klasse!
Mit "Slick" bläst er nochmals zu einem psychedelisch angehauchten Angriff auf die Trommelfelle und "Man On The Moon" ist abermals herrliches Riff-Theater mit einigen verfremdeten Gitarren-Sounds als Dreingabe.
Das Booklet mit allen Texten ist leider nicht so farbenfroh ausgefallen, wie das Cover. Aber was soll es, wäre doch nur ein weiterer kleiner Schönheitsfleck des Albums gewesen.
Sugar: Bob Mould, David Barbe, Malcolm Travis... "Copper Blue". Ein Ding, das man nicht ungehört an sich vorbei ziehen lassen sollte!
Line-up:
Bob Mould (vocals, guitars, keyboards, percussion)
David Barbe (bass)
Malcolm Travis (drums, percussion)
Tracklist
01:The Act We Act (5:10)
02:A Good Idea (3:47)
03:Changes (5:01)
04:Helpless (3:05)
05:Hoover Dam (5:30)
06:The Slim (5:15)
07:If I Can't Change Your Mind (3:19)
08:Fortune Teller (4:37)
09:Slick (4:51)
10:Man On The Moon (4:33)
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