Wer ist nicht schon wegen der allgegenwärtigen Plastikmusik von Retortenbands des Radiohörens beinahe überdrüssig geworden? Da kann man es schon als kleine Überraschung werten, wenn eine Band mit tanzbarem Gitarrenrock den Schreibtisch des Redakteurs kreuzt. Und dann obendrein noch eine aus deutschen Landen - die Rede ist von Sugar From Soul.
Das Quartett aus der Großregion Mainz/Koblenz gibt es schon ein paar Jährchen. Mit ihrem 2009er Debütalbum räumte man gleich mal einen Award als 'Nachwuchsband 2009' und ein Jahr später den 'Upload-Contest' im italienischen Bozen ab. Seitdem hat sich Sugar From Soul eine ordentliche Fanbase nicht nur hierzulande, sondern auch im europäischen Ausland erspielen können. Kein Wunder, denn diese Band saugt ihre Power anscheinend aus dem (Live-)Kontakt mit ihren Fans und anderen Musikern.
Mit "Into The Night" legt man nun den lange erwarteten Nachfolger vor. Sauber und druckvoll produziert bedienen die zwölf Songs gitarrenbefeuerten Indie Rock, der auch vor Alternative- und Shoegaze-Elementen sowie dezenten Anleihen beim Blues Rock keinen Halt macht. Energiegeladener Rock unterschiedlich harter bzw. schneller Gangarten bestimmt die Aufnahmen ziemlich eindeutig, eine gute Mischung für Kopf und Bauch. Erst mit dem abschließenden "Devotion" wird auf die balladeske Karte gesetzt - und dies derart überzeugend, dass man sich mehr solcher kraftvoll-kernigen Balladen von Sugar From Soul wünschen möchte.
Auch die Texte sind nicht für die Weichkeksfraktion püriert worden. Nein, da wird schon mal richtig gesellschaftskritisch Stellung bezogen. Als Beispiel würde ich hier gerne "Spoiled Ballot" heranziehen, weil die intelligent abrockende Nummer auch instrumentell ein Sahnestückchen ist.
Nun gleicht das Indie Rock-Genre bekanntlich einem riesigen, horizontlosen Ozean, auch weil man es als Auffangbecken für all das missbraucht, was sich nicht anderweitig subsumieren lässt. Ich würde
Sugar From Soul trotzdem gerne wegen ihres treibenden Gitarrenrocks dort verorten. Ganz sicher ragen sie aus dieser endlosen Weite aufgrund
Fabian Grätz' durchweg überzeugenden Gesangsleistungen heraus. Bassistin
Jasmin Zahedi darf bei "Walking Backwards" ran und von mir aus zukünftig gerne öfter.
Neben den beiden im vorigen Absatz namentlich genannten Songs ragen mit "Metropolis" und "I Saw The Reaper" zwei bluesrockig inspirierte Titel aus dem zwölfteiligen Songzyklus heraus. Mit einem
SRV-Gedächtnisshuffle stolpert man in "Metropolis" hinein, das im folgenden frappierende Ähnlichkeiten zu
Money entwickelt. Als genauso packend entpuppt sich "I Saw The Reaper", der sich polternd-rau und eindringlich bluesrockend in des Musikfreundes Bauchgrube häuslich einrichtet.