Ein neues Jahr ist angebrochen, das bedeutet: neues Glück, Aufbruchstimmung, neue Vorsätze, alte Vorsätze. Ein Jahreswechsel bietet stets die Möglichkeit, sich und sein Umfeld aufzuräumen, sich neue Ziele zu setzen, sich viele löbliche Vorsätze auf die Fahnen zu schreiben, um sie schon im ersten Quartal ausnahmslos wieder über Bord zu werfen. Dazu passt dieses 'lebensbejahende' Werk von The Suicide Kings mit dem Titel "Generation Suicide". Mein geistiger Maler kreiert dazu ein Bild, auf dem lebensmüde Depressionslemminge mit tiefen Augenringen zu sehen sind, die sich in Massen von einer Klippe stürzen. Natürlich sind sowohl Bandname als auch Albumtitel hier plakative Mittel zum Zweck.
Dahinter verbirgt sich ein ebenso destruktiv musizierendes Quartett aus Dieburg in Hessen, das bereits seit 2005 im Bereich Punk, Thrash und Hardcore wildert und laut eigener Aussage zu Bands wie den Misfits, Good Riddance, Bad Religion, Social Distortion, Rancid, Sodom und Anthrax aufblickt. "Generation Suicide" ist nach "Devil May Care" (2008), "Rule the Apocalypse" (2009) und Menticide (2011) bereits das vierte brachiale Kunsterzeugnis dieser selbstmörderischen Combo.
Geboten wird - wie bereits erwähnt - eine wüste Mischung aus Punk, Thrash, Metal und Hardcore, wobei ersteres Genre das bevorzugte Jagdrevier der vier vieltätowierten Jungs ist. Dies untermauert besonders das wütende Gebrüll und Geshoute von Sänger Rüdiger. Schon das rasende Eröffnungsstück "In My Eyes" beweist: Die vier Hessen schnüren gerne Hardcore Punk-Päckchen mit einer rasierklingenscharfen Metalschleife drumherum. Der Titeltrack "Generation Suicide" beginnt mit einem bedrohlichen Metal-Bassintro und gebärt sogleich einen Metal-Punk-Bastard allererster Güte. Was hier innerhalb weniger Minuten geholzt wird, lässt moderne Forstwirtschaftsbetriebe vor Neid erblassen.
Und so zieht sich dieses Wechselspiel zwischen metallischem Gemosche und halsbrecherischem Hardcore Punk auch durch die anschließenden Stücke. Immer wenn man als Zuhörer glaubt, mal kurz im Pogomodus verschnaufen zu können, sitzt einem sogleich wieder das Metalgewitter im Nacken und predigt den rigorosen Kahlschlag. Doch wer glaubt, dass diese Band sich lange mit mörderischem Griffbrettgegniedel aufhält, hat sich geschnitten: Das mit Psychobilly angehauchte "We Are The Scum" und das darauffolgende "Suffer" sind die einzigen Songs der Scheibe, die wirkliche Metal-Solo-Intermezzi bieten.
Als Anspieltipps empfehle ich zum einen "E-Razed" mit seinem wunderschön treibenden Distortion-Rockriff und zum anderen das Genrewechselungeheuer "Feed". Dieser Song ist ein Triple M: ein MegaMoshMonster. Denn er beginnt als eine Hochgeschwindigkeitshackmaschine - gibt es so etwas wie einen Quadrobass? - und verwandelt sich nach gut zwei Minuten in ein höllisches Metalabrisskommando mit erbarmungsloser Lichtschwertgitarre. Das Taktwechselwunder "Passion And Life" wartet noch mit einem ebenso ultrakurzen wie messerscharfen Solo auf, das blitzartig vom Himmel hinabstrahlt. Den Abschluss des Albums bildet der "Westerland"-Metalverschnitt namens "Down And Out".
Noch mag der eigene Motivationsmotor in den ersten Tagen dieses neuen Jahres stottern. Doch diese Platte eignet sich als Starthilfe, um den Feiertagsmuff aus dem Oberstübchen zu blasen und die Leibesmüdigkeit abzuschütteln. Und um die obligatorische Jahreswechselerkältung und alle guten Vorsätze brutal niederzuknüppeln. "Generation Suicide" weckt bewusst keine hohen Erwartungen, dafür das Mosh-Tier in dir. Eine gute Gelegenheit, um eine knappe halbe Stunde lang völlig auszurasten und die an Silvester ausgetriebenen bösen Geister wieder heraufzubeschwören. Wer braucht schon Vorsätze?
Line-up:
Rüdiger (vocals)
Chris (bass)
Tober (guitar)
Chris (drums)
Tracklist |
01:In My Eyes
02:Generation Suicide
03:Contradiction
04:E-Razed
05:We're The Scum
06:Suffer
07:Feed
08:Call It A Day
09:Passion And Life
10:Down And Out
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