Sunder / Same
Sunder Spielzeit: 33:04
Medium: CD
Label: Crusher Records, 2015
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 03.12.2015


Markus Kerren
Eine echte kleine Psychedelic Rock-Perle hat das schwedische Label Crusher Records (die sich unter anderen auch Horisont, Troubled Horse, Vidunder oder die Blues Pills auf ihre Fahnen schreiben dürfen) da mal wieder entdeckt. Das Quartett Sunder stammt aus dem französischen Lyon und hat vor einigen Wochen sein gleichnamiges Debütalbum auf die Musik-Gemeinde losgelassen. Zum Glück, wie ich attestieren darf, denn die vorliegenden (etwas mageren) 33 Minuten bieten allerfeinste Unterhaltung, starke Songs, die gefühlt genau richtige Mischung aus Rock und Psychedelic sowie einen bärenstarken Sound.
Entstanden ist der Vierer im vergangenen Jahr 2014 aus den Überresten der Band The Socks. Schwer verzerrte bis fuzzige Gitarren, sehr geile Gesangsmelodien und eine fette Orgel bestimmen das Bild, das von der Band gerne auch mal durch ein Mellotron abgerundet wird. Die Hooklines sowie der Aufbau der Stücke erinnern durchgehend sehr stark an die Zeit Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger, allerdings auf sehr positive Art und Weise. Hier und da scheinen mal die ganz frühen Black Sabbath (die psychedelischen Nummern der Alben Paranoid aus dem Jahr 1970 sowie "Master Of Reality" von 1971) durch, was Sunder clevererweise aber ebenfalls sehr zu ihrem Gewinn nutzt.
Ja, es gibt viele Querverweise auf vergangene Jahrzehnte, die die Franzosen aber so gut mit ihrem eigenen Stil vermischt haben, dass die Spannung stets hochgehalten wird und der Spaß beim Zuhören nie verloren geht. Gitarre, Bass und Schlagzeug stellen sich als wahres Powerhouse dar, das dann von der Orgel und dem Gesang die Krone aufgesetzt bekommt. Und vor allen Dingen stimmt die Mischung aus Stilistik (sowohl das Songwriting als auch das Jamming sind sehr stark ausgefallen) und melodiösen, sich unweigerlich einprägenden Hooks. Alleine dadurch verschafft sich die Band Vorteile gegenüber vielen ihrer Kollegen, die zwar jammen wie die Hölle, dabei aber das Songwriting eher stiefmütterlich behandeln.
Die Stimmungen wechseln von ekstatisch bis hin zu tiefst melancholisch (und gerade hier kommen die Tasten dann besonders wirksam ins Spiel), ohne zu irgendeinem Zeitpunkt Übergewichte in die eine oder andere Richtung die Kontrolle übernehmen zu lassen. Bezüglich der Soli glänzt insbesondere der Tastenmann Nicolas Baud, während Julien Meret (der auch singt) sich eher auf den Sound und Rhythmus konzentriert. Was aber bei Weitem nicht heißen soll, dass es hier überhaupt keine Soli auf der Sechssaitigen geben würde. Lediglich die Gewichtung ist so verteilt, dass sich Meret auch noch ausgiebig auf den Gesang konzentrieren kann.
Komponiert wurde das komplette Album von allen vier Bandmitgliedern, was das schon per Ohr erkennbare Zusammengehörigkeitsgefühl der Südfranzosen zusätzlich unterstreicht. Sunder hat sich sowohl von angelsächsischen wie zu gleichen Teilen auch amerikanischen Helden der Vergangenheit inspirieren lassen, was dem vorliegenden Mix noch den Extra-Touch an Vielseitigkeit verleiht. Eingespielt wurde die Scheibe übrigens im Mai dieses Jahres und hinter dem großen Mischpult saß Julien Masson. Wer das Album digital erwirbt, kommt sogar noch in den Genuss des zusätzlichen Titels "Phoenix".
Bestätigen kann ich letztendlich, dass Sunder aus unserem Nachbarland die beste französische Band ist, die ich seit langer, langer Zeit in meinem Player hatte. Im vergangenen Oktober war das Quartett übrigens auf den deutschen Bühnenbrettern unterwegs und ich ärgere mich mittlerweile ehrlich gesagt schon darüber, dass ich die Tour verpasst habe. Auf jeden Fall haben wir es hier mit einem sehr vielversprechenden Debüt zu tun, das eine ganz große Zukunft dieser Band zu versprechen scheint. Die Scheibe ist zwar etwas kurz geraten, aber auch in diesem Fall ziehe ich die Qualität der Quantität unbedingt vor.
Sehr geile Psychedelic Rock-Scheibe!
Line-up:
Julien Meret (guitars, vocals)
Vincent Melay (bass)
Nicolas Baud (organ, mellotron)
Jessy Ensenat (drums)
Tracklist
01:Deadly Flower
02:Cursed Wolf
03:Daughter Of The Snows
04:Wings Of The Sun
05:Bleeding Trees
06:Eye Catcher
07:Thunder And Storm
08:Don't Leave It Behind
09:Lucid Dreams
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