Diese niederländische Stoner Rock-Band scheint sogar ihrem Label wie auch ihrer Promotion-Abteilung Rätsel aufzugeben. Die fragen sich nämlich selbst, wie es dem holländischen Trio gelungen ist, nach dem erst vor ca. einem halben Jahr erschienenen Debüt und dem folgenden, pausenlosen Touren so ganz nebenbei ihr zweites Werk einzuspielen. Aber wir wollen uns mit diesem Mysterium gar nicht weiter aufhalten, sondern tauchen lieber gleich in die knapp fünfzig Minuten neuer Musik, unterteilt in sieben Songs ein.
Sungrazer nehmen uns mit auf einen Stoner-Trip, der über jede Menge gute Seiten verfügt. Der Sound wie auch die Atmosphäre ist unheimlich dicht und dennoch kommen die Tracks mit einer unglaublichen Leichtigkeit daher, was wohl vor allem den cleveren Arrangements mit viel Abwechslung zu verdanken ist. Zähflüssig brodelt der Bass bei dem über achtminütigen "Sea", während die fein differenzierten Drums den Takt vorgeben, die Gitarre zunächst (fast) außen vorbleibt und der überraschend cleane wie melodiöse Gesang die Zügel fest in der Hand hat. Erwartungsgemäß wird dann nach etwa zwei Minuten das Tempo angezogen und die Reise wird mit klaren Sichtverhältnissen strikt geradeaus weitergeführt.
Dann ein Break und wir tauchen zu spacigen Sounds etwas tiefer in die unendlichen Weiten des Weltraums ein. Der Song bleibt jedoch einem getragenen Tempo verhaftet, das sich trotz Variationen nie in irgendwelche Extreme bewegt. Das Herzstück und der mit Abstand längste Track auf "Mirador" hört auf den Namen "Behind", der gleich von Beginn an auf eine losgelöste, trance-artige Atmosphäre setzt. Die Zeit scheint still zu stehen und die schöne wie lethargische Gitarre lässt den Hörer einfach so vor sich hintreiben. Eine Nummer zum Abtauchen, bevor nach ca. viereinhalb Minuten eine extrem fuzzige Gitarre hinzukommt, die aber immer noch als solche zu erkennen ist.
Auch der Gesang zieht dann an und wird bestimmender, fordernder. Kurz darauf fällt dennoch alles wieder zurück in eine angenehme Laid back-Stimmung und die Gitarre schafft es, den Hörer mit ihren zwar sparsamen, aber stimmigen wie relaxten Melodien bei der Stange zu halten. Selbstverständlich bleibt es nicht dabei und das Stück entwickelt sich zu einer reinen Achterbahn-Fahrt. Mit nur etwas über drei Minuten ist "Octo" der kürzeste Song der Scheibe, dafür wahrscheinlich auch der rockigste. Der Rhythmus und die erneut sehr stark verzerrte Gitarre erinnern hier etwas an Black Sabbath zu "Volume 4"-Zeiten (1972). Ein Instrumental mit Rutger Smeets' Sologitarre, die zunächst nicht so recht vom Boden loskommen will, dann aber im Verlauf in Schwindel erregende Höhen abhebt.
Der Titeltrack wird zunächst sehr stark vom Schlagzeug bestimmt, während die Gitarre im Hintergrund atmosphärische Collagen kreiert. Spacige Waber-Sounds kommen hinzu und man fühlt sich wie Major Tom in David Bowies Song "Space Oddity", mit großen Augen in seinem kleinen Raumschiff sitzend, fasziniert von der allumfassenden Schwärze des Alls. Worum es bei diesem Album geht, machen die Holländer aber eigentlich schon mit dem Opener "Wild Goose" klar. Gute Melodien und Schwebezustände im Verbund mit einer heftigen wie auch gefühlvollen Gitarre und einer soundmäßig einwandfreien Produktion.
Beim Rausschmeißer "34 & More" ist Willem Philipsen als Gastsänger mit am Start, was das Qualitäts-Level von "Mirador" aber weder nach unten oder oben ausschlagen lässt. Denn das ist durchgehend sehr hoch. Mit "Goldstrike" ist dann eine zweite, deutlich Rock-orientierte Nummer vorhanden, die noch ein Stückchen mehr Abwechslung in das Treiben des holländischen Terzetts bringt. Anspieltipps? Fehlanzeige, denn "Mirador" ist zwar ein Werk, das sich aus sieben Teilen zusammensetzt, trotzdem aber unbedingt als ein Ganzes gesehen werden muss. Unbedingte Empfehlung an die Freunde des Stoner Rocks.
Line-up:
Hans Mulders (drums)
Rutger Smeets (guitars, vocals)
Sander Haagmans (bass, vocals)
With:
Willem Philipsen (additional vocals - #7)
Tracklist |
01:Wild Goose (5:20)
02:Octo (3:11)
03:Sea (8:07)
04:Goldstrike (4:58)
05:Behind (13:48)
06:Mirador (8:25)
07:34 & More (4:35)
|
|
Externe Links:
|