SuperCharger / Handgrenade Blues
Handgrenade Blues Spielzeit: 50:17
Medium: CD
Label: VME, 2010
Stil: Rotz'n'Roll

Review vom 16.03.2010


Moritz Alves
Dass in nordeuropäischen Gefilden alle Nase lang eine neue, arschtretende Rotzrock-Combo das Licht der Welt erblickt, wird niemanden mehr verwundern. Und doch ist das Besondere bei SuperCharger ihre Herkunft, stammen sie doch aus Dänemark und somit vom südlichen Skandi-Zipfel. Unser Nachbarland ist in Sachen High Energy-Rock nämlich deutlich unbefleckter als beispielsweise Schweden.
Umso entschlossener und ambitionierter treten die fünf 'Kompressoren' auf und pfeffern dem geneigten Genre-Fan auf diesem Debütwerk eine saftige Dosis 'Handgranaten-Blues' um die Lauscher. Ja, ich mag diese altbewährte Rock'n'Roll-Rezeptur, die die räudigen Autoschrauber hier auftischen - der Albumtitel "Hangrenade Blues" umreißt die musikalische Gangart nämlich messerscharf: Hier wird obergeiler, superräudiger, hochenergetischer Asi-Rock zelebriert, gewürzt natürlich mit der ein oder anderen Idee Blues- bzw. Southern-Flair - aufgemischt durch kleine Einspritzer von Hammondorgel, Piano oder Mundharmonika.
Dermaßen wohl abgeschmeckt geht die ganze Chose wunderbar in Hirn und Tanzbein eines jeden Fans von Referenzen à la Nashville Pussy, V8 Wankers, The Carburetors oder The Bones über.
Soweit, so grundsätzlich unspektakulär, dieser "Handgrenade Blues". Raubeinige Straßenrock-Truppen gibt's in Nordeuropa schließlich an jeder Steckdose und in jedem Jugendzentrum zuhauf, dennoch hat die Mixtur der fünf SuperCharger so viel Attitüde und Spaß inne Backen, dass Genrekenner keinesfalls weghören dürfen. Der eröffnende Titeltrack gibt jedenfalls unmissverständlich die Richtung vor, dröhnt einem ziemlich heavy und hammerhart ins Gesicht und hinterlässt nichts als brennenden Asphalt vor den Boxen. Geradezu wunderbar beißt sich die Hookline mit ihrem halben "Ballroom Blitz"-Melodiezitat fest. Doch weiter geht's, und der Nachfolger "Gotta Get It" vermittelt einem wirklich das Gefühl, dieses Silberscheibchen unbedingt haben zu müssen. Zwar wird hier die Energie ein gutes Stück rausgenommen und man orientiert sich deutlich mehr am Blues, was der Stimmung aber keinen Abbruch erteilt.
"If You Wanna Rock" folgt auf dem Fuße, zieht das Tempo wieder merklich an, packt dazu ein Fläschchen hochprozentige Attitüde aus und man stellt spätestens beim Einsatz der Mundharmonika das Abrocken nicht mehr in Frage - so und nicht anders hat ungeschönter, grundehrlicher Rock'n'Roll zu klingen! Holla! Doch die dreckigen Dänen haben ihr Pulver noch längst nicht verschossen, sondern legen in Form von "Let's Roll" ein paar Kohlen nach. Der Track zeichnet sich wieder durch mehr Härte und Groove aus und zeigt die Combo mit einer ordentlichen Portion staubtrockenem Heavy Rock. Schon mit den ersten vier Nummern haben SuperCharger also Eindruck hinterlassen…
… den sie mit "Borderline" noch ausbauen können. Diese Nummer ist mit ihren melodischen Strophen, cleanen bis angezerrten Gitarren und 'Ooh-ooh'-Chören wohl sowas wie die Radionummer der Truppe und damit definitiv der massentauglichste Song in der Hangranaten-Sammlung. Hier kommt das Songwriting-Talent des Fünfers gut zur Geltung! Da haben sich die Mannen wohl gedacht, dass nach so viel Eigenständigkeit bei Track 6 auch mal Zitate fällig sind, und so wird nun der kompromisslose AC/DC-4/4-Beat aus dem Sack geholt und mit Boogie-Riffs angereichert, wie sie die Young-Brüder kaum besser schreiben können - eine straighte Nummer, die keine Wünsche offen lässt. "By Gold" fährt daraufhin wieder in der Midtempo-Fahrrinne und überrascht mit seinen Laut-leise-Kontrasten sowie lässigem Mundharmonika-Break.
Wer aufgrund dieser Zusammenfassung jetzt noch ernsthafte Fragen zum SuperCharger-Sound hat, dem brumme ich ohne zu Zögern eine Nachhilfe-Lektion im Rockinternat auf. Denn auch die letzten vier Songs repräsentieren das Klangkonzept der Dänen würdig, allen voran "Dog Town" mit seinen geilen Boogie-Riffs.
Insgesamt muss ich den fünf Rockern also ein ehrliches, ungeschöntes und metallisches Schweinerock-Album attestieren, das übrigens von Knöpfchendreher Tue Madsen in Form gegossen wurde und somit einen zeitgemäßen, unglaublich fetten (und leider etwas zu glatten) Klang verpasst bekommen hat. Klar hält sich die Experimentierfreudigkeit der Jungs in engen Grenzen, aber sowas war bei dieser Stilrichtung ja eh noch nie das Ziel. Jeder Rockfan, der Dänemark abseits von bekannten Gruppen wie Volbeat, D.A.D. oder den Pretty Maids erleben möchte, der sollte zu SuperCharger mal die Motoren aufheulen lassen. Fäuste in die Luft und Biere an den Hals, bitte schön!
Line-up:
Mikkel Neperus (vocals)
Thomas Buchwald (lead guitar)
Benjamin Funk (drums)
Thomas S. Pedersen (guitar)
Brian Jensen (bass)
Tracklist
01:Handgrenade Blues (4:10)
02:Gotta Get It (4:37)
03:If You Wanna Rock (3:27)
04:Let's Roll (4:39)
05:Borderline (4:24)
06:Join And Loose It (5:29)
07:By Gold (5:05)
08:Shame Baby (5:31)
09:Hell Motel (4:10)
10:Dog Town (4:41)
11:Scorched (4:04)
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