Superfloor / Kharma Baby
Kharma Baby Spielzeit: 47:23
Medium: CD
Label: FAP Records, 2008
Stil: Rock, Blues


Review vom 06.06.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Eine Frauen-Stimme mit viel Soul in der Kehle trifft auf Musik aus den Siebzigern. Nein, dieses Mal nicht aus der skandinavischen Region. Das niederländische Arnhem ist der Standort einer Band, die es Retro-mäßig krachen lässt.
Wenn dann auch noch der Mastermind Mike Donkers von Mike And The Mellotones aus dem benachbarten Nijmegen die Finger an den Reglern hat, kann eine gewisse Portion Blues Rock nicht weit entfernt sein.
Bereits der Bandname trägt das Highlight in sich… den Vornamen der Frontfrau Floor Kraijvanger und mit Recht hat man ein 'Super' davor gesetzt. Die Frau hat es und dominiert mit ihrer beeindruckenden Stimme bei jedem Einsatz.
Alleine geht allerdings nichts. Sie hat eine saustark groovende Band hinter sich, die sich den Arsch abrockt und nach vier EPs auf dem ersten echten Longplayer eine deutliche Duftmarke zurücklässt. Wahrscheinlich ist das auf den Vorgänger-Alben nicht anders.
Floor Kraijvangers Stimme mit der einer Jan James zu vergleichen, ist legitim, auch wenn die James mehr im Blues verwurzelt ist.
Mit wenigen Ausnahmen hat man die Songs gemeinsam geschrieben und bei einem hatte der befreundete Musiker und Sänger Rob Lamonthe seine Finger im Spiel: Die Musik für "Miss You" hat er mitzuverantworten. Für diese Ballade steht er, neben Floor, am Gesangsmikrofon und, so einfühlsam dieses Stück Musik auch ist, klingt der Mann wie ein Wasserträger. Gerade in "Miss You" spielt die Sängerin auf der gesamten zur Verfügung stehenden Klaviatur ihrer Stimme.
Beim Singen lebt die Frau ihre Texte aus und lässt den Hörer daran teilhaben.
Live muss die Combo eine Bank sein. Noch geben die Tourtermine keinen Gig in der Nähe her, aber ab sofort steht diese Band beim Rezensenten unter Beobachtung.
Die Kombi Kraijvanger/Lamonthe gibt es ein weiteres Mal zu hören. Dazu steuert man bitte "You're So Cold" an.
Mit satt-fettem Klang und frisch gewickelt rockt "Kharma Baby" kräftig und mit gelupftem Gaspedal, Balladen müssen ja sein, wegen der siebziger Jahre.
Frank van der Wiel hat das gesamte Spektrum der nötigen Gitarren-Sounds drauf: Riffing, Sliding und Soli sitzen und lassen erst gar keine Langeweile aufkommen.
Die Rhythmus-Abteilung mit Thomas Calis am Schlagzeug und dem Basser Rob van den Broek ist sehr gut eingespielt und kann somit zusätzlich punkten.
Gast-Keyboarder Mike Roelofs, der selber Vorsteher eines Jazz-Trios ist, pumpt den gesamten "Kharma Baby"-Sound mit seinem Instrument muskulös auf.
Seit wann Superfloor aktiv sind geht aus der recht kurz gehaltenen Band-Geschichte nicht hervor. Ihre erste EP stammt jedenfalls aus dem Jahr 2003 und Tour-geprüft dürfte das Quartett definitiv sein.
Geschickt arrangiert, fließen immer wieder sphärische oder psychedelische Momente in die Musik ein: "Led Me".
In den Tracks leuchten Blitzlichter auf, die an Led Zeppelin oder die Black Crowes erinnern. Keiner kann es dem Gitarristen Frank van der Wiel übel nehmen, wenn er seinen Lieblingen nacheifert, sie aber nicht abkupfert.
Ähnlich geht es im Mid-Tempo-Stück "I Wanna Rock With You" zu. Hier lässt er seinen 6-Saiter klingen wie ein Stevie Ray Vaughan.
Das schön gestaltete Booklet, auf über einen halben Meter ausklappbar, beinhaltet alle Texte und auf der Rückseite präsentiert sich die Band durch Live-Fotos.
Hinter der CD befindet sich eine Vielzahl von kleineren Bildern. Mike Roelofs sitzt Keyboard-spielend in einer Küche und auf einem Amp-Regler klebt ein Grolsch-Kronkorken. Alles sieht sehr familiär aus und mit der Musik von Superfloor schließt man eh sofort Freundschaft.
Mit "Kharma Baby" haben die Arnheimer etwas Besonderes in die musikalische Welt entlassen und die CD sollte viele Freunde finden, vorausgesetzt, man steht auf frischen Siebzigerjahre Hard Rock mit Blues Rock-Einflüssen.
Das Album spielte sich recht schnell in die obere Skala der Bewertung und nach wenigen weiteren Durchläufen war klar: 9 von 10 RockTimes-Uhren sind berechtigt.
Line-up:
Floor Kraijvanger (vocals, percussion)
Frank van der Wiel (guitars)
Thomas Calis (drums)
Rob van den Broek (bass)
Guests:
Mike Roelofs (keyboards)
Karl Adams (additional backing vocals)
Special Guest:
Rob Lamothe (vocals - #4, 11)
Tracklist
01:No Good For You (3:45)
02:Kharma Baby (4:07)
03:Get Out Of Here (3:10)
04:You're So Cold (5:45)
05:Been Down (3:37)
06:Led Me (5:00)
07:Soul On Fire (4:14)
08:You Talk Too Much (3:38)
09:Lose My Cool (3:38)
10:I Wanna Rock With You (5:01)
11:Miss You (5:30)
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