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Supernichts / Fixpunkte & Bojen
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Spritzig-poppiger Deutschpunk kommt aus dem Hause Supernichts. Die Kölner, die ihren Musikstil selbst als »urbanen Asi-Pop« bezeichnen, gründeten sich im Jahre 1993, sind also schon eine ganze Weile dabei. Das mir vorliegende, aktuelle Album mit dem Titel "Fixpunkte & Bojen" ist somit der bereits sechste Longplayer der Band. In den Jahren 1996 und 1998 wurden außerdem zwei EPs veröffentlicht, so dass man heute auf insgesamt acht Tonträger zurückblicken kann.
Aber kommen wir nun direkt zum neuen Album. Wie eingangs schon gesagt, bekommt der geneigte Hörer hier poppigen Punkrock serviert, der mit intelligenten, wortwitzigen deutschen Texten angereichert ist. "Fixpunkte & Bojen" strotzt nur so vor knackigen Liedern mit schönen Melodien und beinhartem Humor. Ganze 18 Songs lang kann man sich in handlichen 40 Minuten Anekdoten über Toyota-Fahrer ("Toyota"), USA-Hass ("Viva el Paraguay"), Gangster aus gehobenem Bildungshaushalt ("Aggro Ehrenfeld"), abgehalfterte Rockstars ("Ich will nicht so enden wie die ganzen Ramones") oder Vorstadtkinder ("Für immer und ewig Vorstadtgirl") anhören. Geschichten, wie sie das Leben schreibt, haben Supernichts gekonnt ins Punk-Format eingebettet. Hier wird der Alltag wirklich gnadenlos ausgeleuchtet.
Das Durchschnittsalter der vier Herren beträgt 38 Lenze, ihr äußeres Erscheinungsbild ist dabei adrett und fein: Auf den Fotos im dicken, liebevoll gestalteten Booklet sieht man die Band in weißen Blümchenhemd und schwarzer Hose mit normaler Haarpracht. Das ist reifer, erwachsener Punk, der nicht mehr durch nebensächliche Äußerlichkeiten schocken muss. Supernichts rocken auch niemals derb oder rotzig, sondern bewegen sich musikalisch in dezent punkpoppigen Gefilden. Diese Band will sich offenbar nicht (mehr) bei irgendwelchen selbsternannten 'Teenie-Rebellen' anbiedern, sondern zieht ihr Ding des gepflegten Studenten-Punkrocks gnadenlos durch. Dazu gehören dann eben auch die intelligenten Texte, in denen man stumpfe Parolen genauso vermisst wie irgendwelche Punkklischees. Man muss glücklicherweise schon ein bisschen sein Hirn anstrengen, um die Aussagen zu verstehen.
Das alles ändert aber nichts daran, dass "Fixpunkte & Bojen" durchaus Freude macht. Denn Spaß und Intelligenz muss sich ja nicht unbedingt ausschließen. Die griffigen Melodien gehen sofort ins Ohr, die schönen Background-Chöre warten das eine oder andere Mal mit leichtfüßigem "Oh-Lalala" auf. Überhaupt macht der mehrstimmige Gesang viel Spaß, das können die Herren wirklich gut.
Anspieltipps gibt es im Grunde genommen viele, die CD klingt insgesamt wie aus einem Guss. Ich möchte an dieser Stelle aber besonders das etwas getragene "Zwischen Kiel und Falsterbo" (dessen Text auch den Albumtitel enthält) hervorheben, das für mich das Highlight der Scheibe darstellt. Die Melodielinien sind einfach klasse und der zweistimmige Gesang kann alles. Schön auch, wie der Kontrast der beiden Sänger in Refrain und Bridge in Erscheinung tritt. Das darauf folgende, flotte "Aggro Ehrenfeld" stellt dann eine Art Kontrastprogramm dar, denn dieser Song ist ein Party-Kracher mit dominanten Mitgrölchören, der sofort zum Pogen einlädt. Weitere Nummern zum Antesten: "Viva el Paraguay", "Cäsar plant das 2. Quartal", "Ich will nicht so enden wie die ganzen Ramones", "Sechs Leben" oder "Keine Hochzeit ohne Braut".
Ich bevorzuge im Allgemeinen zwar eher derberen Punkrock der alten Schule, aber mir hat "Fixpunkte & Bojen" erstaunlich gut gefallen. Hut ab und Daumen hoch!
Line-up:
Achim Arschloch (Schlagzeug, Gesang) Harry Kirschner (Gesang) Frank Franksen (Gitarre, Gesang) Jim Pansen (Bass, Gesang)
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