Offenbar war im Prog-Olymp noch ein Platz frei. Suspyre aus New Jersey, 2001 gegründet, haben nun endgültig dort Platz genommen - der Lohn für eine kontinuierliche Weiterentwicklung.
Schon im letzten Jahr haben sie mit "A Great Divide" ihr zweites Album vor- und nachgelegt; und schon da war zu erkennen, dass da Weltklasse schlummert, die kurz vorm Erwachen ist. Jetzt ist es soweit: Von normalen Menschen sind die Amis vollends zu unförmigen Prog-Kreaturen herangewachsen, denen man als Gelegenheitshörer unmöglich folgen kann.
Es ist immer wieder erstaunlich und beeindruckend, auf solche Bands zu treffen, Super-Progger, die jede Eingängigkeit hinter sich gelassen haben, zugunsten maximaler Komplexität. Und durch ihren Background und ihre Leistungen wirken sie auch nie zu verkopft. Eine der ersten Bands dieser Zunft waren in den frühen Neunzigern wahrscheinlich Psychotic Waltz; aber selbst die waren noch human im Vergleich mit den Monstern, auf die man heute trifft. Spiral Architect, oder auch Zero Hour, die erst kürzlich alles niedergewalzt haben, fallen mir da ein.
Suspyre brauchen sich im Hinblick darauf nicht zu verstecken. Leicht melodische (aber irgendwie beunruhigend-schräge) Passagen gibt es scheinbar nur, um den Hörer einzulullen. Der nächste Hammer kommt bestimmt, und der fällt auch bei dieser Band absolut gnadenlos aus.
Was dabei schön ist: So kantig und vertrackt die Prog-Lümmel auch sind, haben sie es doch geschafft, einen eigenen Stil zu entwickeln, sodass kaum Verwechslungsgefahr besteht. Viele Bands haben das Problem, solcherlei Musik zu spielen, nur um progressiv zu sein - und verschwinden dann im Einheitsbrei, zwar mit Respekt, aber doch uninteressant.
Was den geneigten Hörer auf "When Time Fades…" erwartet, dürfte also mittlerweile klar sein: nur feinste Kost. Schräge, missklingende Töne ergeben irgendwie Sinn, Strukturen bauen sich auf, zerfallen in Sekundenbruchteilen, bewegen sich für Minuten auf völlig anderen, teilweise voneinander losgelösten Bahnen, um schließlich wieder zusammenzufinden.
Auch in Sachen Aggressivität und Härte gibt man sich nicht eben zimperlich. Prog-Bands wie diese sind auf ihre Art das Brutalste, was die Musikwelt zu bieten hat, zwängen sie doch die Gedanken des Hörers in einen Schraubstock, so dass man jede Biegung, jede noch so enge Kurve mit ihnen mitgehen muss. Suspyre zeigen in Sachen Ausführung und Instrumentalisierung zudem einen größeren Variantenreichtum als ihre Kollegen. Die Veränderung an sich ist hier Programm; wenn mal über zwei Minuten ein Gedanke ansatzweise festgehalten wird, kommt es einem plötzlich schon komisch vor.
Dennoch lockern sie die Zügel immer noch ein wenig häufiger als so mancher Kollege, greifen, wie z.B. bei "Siren", auch mal einen schönen Refrain immer wieder auf. Dazu ist die Stimme von Clay Barton wunderbar rauh und gefühlvoll, wenn gefordert. …Absolut unnötig, auch noch zu erwähnen, dass die technischen Fähigkeiten der Jungs (und des einen Mädels) über absolut jeden Zweifel erhaben sind.
Die Zielgruppe bleibt trotz einiger relativ gediegener Passagen nichtsdestoweniger die selbe - Suspyre sind mit Vorsicht zu genießen und sollten von Rechts wegen einen Warnhinweis auf die Kopien von "When Time Fades…" kleben. So kann ich nicht umhin, einen Tipp zu vergeben, den sich die Ostküstler mit ihrem nur scheinbar chaotischen Gewirr, das irgendwie doch eine gesunde Balance hält, redlich verdient haben. …In den Olymp kommt man schließlich nicht einfach so!
Line-up:
Clay Barton (vocals)
Andrew Distabile (bass)
Gregg Rossetti (guitars, saxophone)
April Sese (keyboards)
Rich Skibinsky (guitars)
Tracklist |
01:Possession/The Negative
02:Evolutions
03:Lighted Endrhyme
04:Maniac Main Point Check
05:Siren (One Last Breat)
06:Reign
07:Fallen Stars
08:A World With No Measures
09:The Light Of The Fire
10:Apparitions
11:Let Freedom Ring (The Heart Of It All)
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