Svenja Schmidt / Soulchillin'
Soulchillin' Spielzeit: 51:53
Medium: CD
Label: Wavehouse Music, 2012
Stil: Jazz, Soul

Review vom 10.08.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Svenja Schmidt ... auf ihrer Homepage steht: »Singer Pianist Songwriter«. So konzentriert man seine künstlerischen Kräfte auf ganze drei Begriffe. Allerdings steckt hinter dem Namen der sympathischen Musikerin viel, viel mehr. Belege dafür gibt es auf ihrem Studioalbum "Soulchillin'" mehr als genug. Außerdem konnte sich RockTimes bei Martin Engeliens Go Music-Sessions schon mehrere Male von ihren Live-Qualitäten überzeugen.
Svenja Schmidt stammt aus einer musikalischen Familie und wurde durch ihren Vater (Rhythm & Blues-Sänger/Gitarrist) sowie ihre Mutter (klassische Pianistin/Chorleiterin) definitiv geprägt. Als Einflüsse nennt sie Incognito, Jamiroquai, Alicia Keys, Chaka Khan und Stevie Wonder.
Ihre herrliche Stimme und Kreativität auf den schwarzen und weißen Tasten ist ihr Kapital, das sie gewinnbringend einzusetzen weiß. Auf ihrem Debüt überlässt sie allerdings Béatrice Kahl die Piano- sowie Keyboardklänge. Außerdem hat sich Svenja Schmidt mit weiteren hervorragenden Musikern zusammengetan, die ihre unterschiedliche musikalische Herkunft in keiner Weise puristisch verstehen.
Wer schaffte es schon, Lieder aus unterschiedlichen Genres, Kompositionen oder Songs von zum Beispiel Adele, Nat King Cole, Michael Jackson, Maroon 5, The White Stripes unter einen eigenen Hut zu bekommen? Svenja Schmidt & Co. können es definitiv, auf überzeugende Art. "Soulchillin'" ist spannend und entspannend. Ersteres weil man vor jedem neuen Lied neugierig ist, in welcher Art von eigener Interpretation es gespielt wird und Letzteres trifft wegen der gesamten Album-Atmosphäre zu.
Selten oder noch nie hat man so viele, so gut im Gedächtnis verankerte Nummern in einer derart überzeugenden Arrangierkunst gehört. Neben Piano/Keyboards, Gitarre (Andreas Blüml) und Bass (Christian Diener/Markus Schieferdecker) treffen auch die anderen ausgewählten Instrumente wie zum Beispiel Posaune (Jürgen Neudert), Saxofon (Lutz Häfner), Cello (Irene von Fritsch) oder Querflöte (Kim Barth) ins Herz des Hörers. Über allem schwebt die ausdrucksstarke Stimme von Svenja Schmidt.
Die in den Jazz getauchten Nummern haben den Swing und wenn man das Rufus & Chaka Khan-Stück "Ain't Nobody" an den Schluss einer beeindruckenden Platte setzt, dann fließen hier alle vorher aufgetauchten Qualitäten wie durch ein Brennglas fokussiert zusammen. Von diesem himmlischen Stück möchte man sich überhaupt nicht verabschieden. Faszinierend, wie uns Kim Barth mit seinem weich-swingenden Querflöten-Sound an die Hand nimmt und durch den Song führt. Herrlich dahinfließende Piano- und Gitarrenphasen verfeinern den Track.
Der Kontrabass leitet ein, Béatrice Kahl serviert uns auf ihrem Piano die bekannten Riffs von "Billy Jean". Dieses Lied hüllt man doch tatsächlich in ein seidenes Jazz-Gewand und versetzt den Hörer in freudiges Staunen. Es vergeht kaum ein Wimpernschlag und man ist begeistert. Solche Interpretationen lassen schon einmal das Original in Vergessenheit geraten. Die Band drückt dieser Nummer ihren unverkennbar eigenen Stempel auf.
So ist es auch mit den anderen Songs des vorliegenden Albums. Das White Stripes-Lied "Seven Nation Army" wird ein Stück weit entschleunigt. Durch Andreas Blümls Gitarrenklänge und Matthias Meusels Schlagzeug entwickelt der Track phasenweise einen Reggaerhythmus. Zwischendrin gibt es rockige Blitzlichter, die Keyboardsounds perlen wie aus einem klaren Bergbach und dann sind da noch intensive Gitarren- sowie Pianosoli.
Svenja Schmidts "Soulchillin'" ist ein fast zweiundfünfzigminütiger Beleg dafür, wie man bekannte Musik, die auch von Rappern stammt, in glaubwürdig arrangierte neue Kleider steckt und dabei vor den Lautsprechern seinen Spaß haben kann. Die zwölf Songs gehen stante pede ins Ohr, müssen allerdings nicht nur wegen der Klasse öfter gehört werden. Die Feinheiten liegen im Detail und wollen entdeckt werden. Dem Statement der Protagonistin »[...] aus einer Auslese von Pop & Soul Songs ein paar schöne Coverversionen im ganz eigenen Lounge Stil zu machen [...]« ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen.
Line-up:
Svenja Schmidt (vocals, chorus)
Béatrice Kahl (piano, keyboards)
Andreas Blüml (guitar)
Lutz Häfner (tenor saxophone - #4,5)
Jürgen Neudert (trombone - #11)
Kim Barth (flute - #1,12)
Irene von Fritsch (cello - #6,10)
Christian Diener (electric bass, upright bass)
Markus Schieferdecker (upright bass - #2,3)
Matthias Meusel (drums, percussion)
Tracklist
01:Follow Rivers (3:51)
02:Billy Jean (4:32)
03:Change (3:56)
04:When Love Takes Over (4:00)
05:Sweet About Me (3:53)
06:Empire State Of Mind (4:11)
07:Seven Nations Army (4:43)
08:Grenade (3:45)
09:Rolling In The Deep (4:29)
10:Smile (4:12)
11:Moves Like Jagger (4:11)
12:Ain't Nobody (5:51)
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