Es gibt so manche Band, die bei den aufmerksamen Hörern schlicht und einfach in Vergessenheit gerät. In Sachen Sweet ist das bei vielen passiert, und wenn man nicht zufällig beim Studieren der Tourdates auf Andy Scotts Sweet-Auftritte aufmerksam wird, erfährt die Erinnerung in den aller meisten Fällen keinen Anschub, in der Vergangenheit zu graben. Dabei lohnt sich das, denn Sweet waren schon in den 70er Jahren eine Formation, über die es sich trefflich und vorzüglich diskutieren oder streiten ließ.
Zu Beginn der Kariere kamen Sweet trotz einiger wirklich guter und kräftiger Rocker nicht über einen Pop-Status hinaus. Dafür sorgten die beiden Produzenten und Songschreiber Mike Chapmann und Nicky Chinn, die allerdings, das sei auch angemerkt, einen Hit nach dem anderen für Sweet heraus holten. Waren dies die "Bohlens" der 70er? Den Eindruck könnte man glatt bekommen, denn die Beiden hatten auch mächtig Erfahrung und Erfolg mit Suzi Quattro, Smokie, Mud und später mit Blondie. Die gute Suzi lässt man sich als Rockfan ja noch ganz gerne gefallen, aber Chris Normans Smokie hinterließen schon den Beigeschmack eines ausgesprochenen Schmusekurses.
Ihr merkt schon, ich bin mitten in der DVD. "The Best Of...Glitz, Blitz & Hitz" heißt der 92-minütige Abriss über die Karriere der Band. Auch wenn Sweet die Charts mit ihren Songs bombardierten, erinnert mich nicht nur die Schreibweise mit "z" in den Wortendungen an den sog. Glam Rock. Auch den gab es sicherlich in manchen Fällen in ausgefeilterer Form wie z.B. Noddy Holder und seine Slade, und dennoch muss man nicht davor zurück scheuen, Sweet zumindest thematisch in diese Schublade zu stecken.
Diese DVD bietet Bild- und Tonmaterial, welches wahrlich nicht vom Feinsten ist, dafür kommt aber Nostalgie auf. Und da es Ilja Richter zwar ja, aber die Disco im Fernsehen so nicht mehr gibt, kann man sich schon an der einen oder anderen Aufnahme erfreuen.
Und so führt uns Andy Scott, nachträglich von mir als Mastermind bezeichnet, durch die einzelnen Stationen. Er gibt sehr bereitwillig und an manchen Stellen emotional Auskunft darüber, was sich innerhalb der Band damals abgespielt hat. Dazu gesellen sich verschiedene Statements von Nicky Chinn und Produzent und Manager Phil Wainman.
Als Frontmann Brian Connolly in zunehmendem Maße dem Alkohol verfiel und sich abzeichnete, dass er der ganzen Sache nicht mehr gewachsen schien, wollte man von Seiten der Mitstreiter alles unternehmen, um ihn zu halten: Leider gelang dies ab 1978 nicht mehr. Connolly verstarb 1997 im Alter von 46 Jahren. Sehr interessant sind auch die Clips, in denen man Schlagzeuger Mick Tucker beobachten kann. Tucker war meines Erachtens ein vollkommen unterschätzter Drummer. Zur Erinnerung sei angemerkt, dass er am 14.02.2002 im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung verstorben ist.
Die Songauswahl ergibt sich aus der Logik und ist in weiten Teilen in Anlehnung an die Diskographie chronologisch aufgebaut. Die Songs sind zumeist nur kurz angespielt. Die Qualität der Bild- und Tonaufnahmen wird in der 2. Hälfte ab "Ballroom Blitz" merklich besser. Man erkennt auch die Wandlung, die Sweet von einer mehr oder weniger fremd bestimmten Pop-Rock- zu einer eigenständigen Hard Rock-Band vollzog. Diese DVD ist sicherlich nicht dazu geeignet, die Formation noch mal konsequent aufzuarbeiten. Aber sie kann als Denkanstoß und Appetitmacher dienen. Bei mir hat es funktioniert, denn nun laufen auch wieder Alben wie "Level Headed", "Off The Record" und "Desolation Boulevard". Und da es nicht all zu viele Filmdokumente von Sweet in ihrer Originalformation auf dem öffentlichen Markt gibt, macht die DVD in der Rocksammlung einen mehr als guten Eindruck.
Line-up:
Brian Connolly (vocals)
Andy Scott (guitars)
Steve Priest (bass)
Mick Tucker (drums)
Tracklist |
01:Slow Motion
02:Funny, Funny
03:Co-So
04:Poppa Joe
05:Little Willy
06:Wig Wam Bam
07:Blockbuster
08:Hell Raiser
09:Ballroom Blitz
10:Teenage Rampage
11:The Six Teens
12:Turn It Down
13:Fox On The Run
14:Action
15:Love Is Like Oxygen
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