Ganz aus der Nähe von Seattle kommt ein neues Quintett, das sich den einprägsamen Namen Sweetkiss Momma gegeben hat. Einprägsam ist nicht nur der Bandname, sondern auch die Musik. Ihren Charme zieht sie aus dem Southern Rock. Dieses Genre ist allerdings nicht die reine Lehre ihres Songwritings. Die Kompositionen, im Schwerpunkt von Aaron Arnold sowie Jeff Hamel geschrieben, haben noch so manch andere, zum Teil fein verstaute Wurzeln.
"Revival Rock" ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie die rein physikalischen Schallwellen der Gitarren und anderer Instrumente chemische Körperprozesse in Gang setzen können. Wohlfühlhormone werden ausgeschüttet und tanzen oft im Dreieck, auch wenn bei dieser Musik die üblichen Verdächtigen wie Lynyrd Skynyrd genannt werden müssen. Allerdings rockt es nicht nur in allen Southernzylindern sondern wie Spray verteilt Sweetkiss Momma ebenfalls das gute alte Feeling von der britischen Insel und den Blues haben sie natürlich auch im Gepäck. Der wird nicht nur durch den Einsatz der Harp frei Haus geliefert.
Fett können sie abrocken, befinden sich doch im Line-up alleine schon drei Gitarristen. Dessen nicht genug, hat man sich auch noch kompetente Unterstützung ins Orbit Audio geholt. In über der Hälfte der Stücke wirkt Mark Fredson an irgendwelchen Tasteninstrumenten mit und "Slow Fade" wird durch den Trompeter David George sowie Paul Fessenden am Saxofon bereichert. Hier lässt man es etwas ruhiger angehen und wirft ein wenig Soul in die Runde der Vorzeigetracks.
Da steht diese Nummer nicht alleine auf weiter Flur. Gleich danach versieht man "Mercy Love" mit einem knackigen Shufflegroove und lässt die rockige Gitarre schön verzerrt über den Laufsteg rollen. Logischerweise sorgen die E-Gitarren für mächtig viel Laune, denn die werden opulent in Szene gesetzt. Die drei Sechsaiter haben in den zwölf Songs alle erdenkliche Freiheit und gefallen mit ihren grenzenlosen Spielereien. Einen sehr guten Kontrapunkt setzt da immer wieder Herr Fredson mit seinem honky Piano oder leckeren Orgelriffs.
Als Sänger macht Jeff Hamel eine starke Figur und der Chorus, man höre sich nur "Strange Fire" an, ist auch nicht von schlechten Eltern. Diese Ballade lässt mit ihren sechs Minuten aufhorchen. Wie ein Freeclimber klettern die konstant abgefeuerten Riffs aus den E-Gitarren, angetrieben von einem mächtigen Drumrhythmus die steile Felswand hoch. Mit dem Solo erreicht man die bis zum Horizont reichende Ebene. Sweetkiss Momma hat den Rock'n'Roll im Dauerabo gepachtet.
Bei den Gitarreneffekten bringt man nicht nur das Wah Wah-Pedal zum Einsatz. Wenn "Sugar In The Raw" an der Reihe ist, verquickt die Combo den Southern Rock mit einigen Fingerspitzen Blues und peppt den Gitarrensound in den groovenden Parts mit einer Talk Box à la Peter Frampton auf. Ein Prachtexemplar an Song! Im Gegensatz dazu mag ein "Come Clean" nicht so ganz zünden. Dafür ist der sanfte Plattenausstieg "To Help A Man" wieder ein tolles Stück balladeske Musik, die so gar nicht nach Genmanipulation klingt und hört sich doch an, wie ein guter Bekannter.
Vor gar nicht so langer Zeit hatte ich das Debüt von 3 Mile Stone unter Beobachtung und wer sich mit deren Mucke anfreunden konnte, der wird auch mit vorliegender Platte keine Probleme haben. Wer das knackige Eröffnungsduo "Ready To Go" sowie "Son Of The Mountain" gehört hat, bekommt Appetit und wird seinen Hunger nach gut gewürztem Southern Rock in den folgenden Nummern gestillt sehen.
Nun widme ich mich zum x-ten Mal "Mercy Love" sowie "Sugar In The Raw", während noch folgende Zeilen getippt werden: Sweetkiss Momma gießt sich mit "Revival Rock" ein prächtiges Fundament für hoffentlich noch folgende Alben. Am Aufmerksamkeitsfaktor hat man ordentlich gerüttelt und das ist ja einer der wesentlichen Punkte bei der hier komplett analog servierten Musik.
Line-up:
Waid Hoyt (guitar, vocals)
Aaron Arnold (lead guitar)
Jeff Hamel (guitar, harmonica, vocals)
Randy Jackson (bass)
Tyson Lickert (drums, percussion)
Additional Musicians:
Mark Fredson (piano, organ, clavinet - #2,4 - 6,10 - 12)
Joe Reineke (guitar - #7,10)
David George (trumpet - #3)
Paul Fessenden (saxophone - #3)
Tracklist |
01:Ready To Go (3:22)
02:Son Of The Mountain (4:03)
03:Slow Fade (2:49)
04:Mercy Love (4:20)
05:Rocket Ride (3:52)
06:Strange Fire (6:00)
07:Sweet Little Thing (3:27)
08:Ounce Left Of Pride (3:14)
09:Sugar In The Raw (3:19)
10:Come Clean (5:01)
11:Good God Woman (2:36)
12:To Help A Man (4:39)
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