Nichts Böses ahnend, bewegte ich mich neulich mit der Familie im Auto durch Klagenfurts Straßen, als ich so eben noch aus dem rechten Augenwinkel einen mir bekannt vorkommenden Rastakopf mit passendem Schriftzug auf einem Plakat wahr nahm. Intuitiv rechts rangefahren - war zwar eine Bushaltestelle, aber egal - und schnell zurück gelaufen. Ich hatte richtig gesehen, T.M. Stevens sollte in die Niederungen Kärntens kommen. War das Wetterglück in diesem Urlaub bislang zwar noch nicht auf unserer Seite gewesen, so passte wenigstens der Termin am folgenden Abend ins persönliche Programm. Auch der Check im Web ließ bei den weiteren Musikern, speziell mit dem Gitarristen Luca Poma aus Italien, keinen Zweifel an der immanenten Wichtigkeit dieses Gigs aufkommen.
Stevens selber hatte ich noch kürzlich erst im ehemaligen 'Tatort' (nach Rechtsstreit mit dem WDR heißt die Location nun 'Outbaix') in Übach-Palenberg bei Aachen zusammen mit Kat Dyson und Cindy Blackman als Challenge gesehen und war ja schwer begeistert (vgl. Konzertbericht). Nun war er also mit dem vorgenannten Luca Poma und dessen Landsmann Mauro Munzi an den Drums unter dem schlichten Namen T.M. Stevens Project auf kleiner Clubtour.
Erst fünf Shows haben sie zusammen gespielt, die Menge der einstudierten Stücke ist somit überschaubar und trotzdem gab es ca. 1,5 Stunden gute und druckvolle Musik - und sehr viel härter als mit Challenge. Stevens machte seinen Namen als Erfinder des Heavy Metal Funk an diesem Abend alle Ehre. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte dabei Luca Poma, der von Stevens als 'Yngwie Pomasteen' vorgestellt wurde und sehr deutlich unter Beweis stellte, dass er sein Instrument wahrlich beherrscht.
Stevens wäre natürlich nicht Stevens gewesen, wenn er nicht auch sein anderes großes Talent, nämlich das Vermögen der unterhaltsamen Kommunikation, trefflich präsentiert hätte. Gerne holt er sich ja Menschen aus dem Publikum auf die Bühne, die sich dann mehr oder weniger geschickt im Rhythmus bewegen dürfen. Dieses Mal ging er noch weiter und fragte nach Musikern, speziell Bassisten im Publikum. Erstaunlich viele Finger gingen nach oben und ehe sich der gemeine Zuschauer versah, hatte ein junger Kerl den 'Warwick Zooloo Warrior Bass' umhängen und durfte seine Finger spielen lassen. Es dauerte höchstens gefühlte fünf Sekunden und die Band stieg ein. Klar, dass hier einer am Werk war, der sein Handwerk ebenfalls verstand (auch wenn ich der Meinung bin, dass das abgesprochen war - auf der Skala des Unterhaltungswerts blieb der Pegel ganz weit oben stehen!).
Zurück zur Musik: Die Handschrift von 'Uncle T.M.' ist bei jedem Stück deutlich, er hämmert seinen Bass geschickt und mit viel Gefühl und Fingerfertigkeit ins Ziel. Lässt erkennen, dass er kein Freund der standardisierten 'ich-stehe-hier-am-Rand-und-sorge-für-ein-bisschen-Begleitrhythmus-Bassisten' ist, sondern treibt sein Spiel mächtig in den Vordergrund. Es scheint egal zu sein, in welcher Konstellation er gerade unterwegs ist und welche anderen Musiker ihn begleiten und dabei immer unterschiedliche Akzente setzen. Er schafft es immer, daraus eine äußert lohnende Angelegenheit zu machen. Komisch, dass Stevens nicht die großen Bühnen füllt (füllen will?), er ist ein unermüdlicher Arbeiter mit ständig neuen Ideen und guten Projekten - und tingelt seit Jahren durch die Lande.
Watch out for him - ich werde es auf jeden Fall tun!
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