Spielzeit: 48:37 Medium: CD Label: Epic/Sony Music, 2010 Stil: R&B, Pop, Soul Review vom 07.01.2010 Joachim 'Joe' Brookes

»Ein wichtiger Bestandteil der US-TV-Serie "ALLY MCBEAL" war auch die Musik von Vonda Shepard. Die amerikanische Singer/Songwriterin agierte dabei regelmäßig als Club Sängerin in der Bar der Anwaltskanzlei.«
Gut, dass es Informationszettel zu manchen Platten gibt, denn sonst hätte, zumindest ich, auf dem Schlauch der Unwissenheit gestanden. Hat man da etwas verpasst?
Zumindest ist durch einige Alben die Serienmusik der Shepard festgehalten worden und jetzt geht es ans Eingemachte, denn dem geneigten Hörer wird die beste Musik aus der Serie kredenzt. Werbung in eigener Sache darf auch sein... ein Song stammt vom Eigengewächs "From The Sun" (2008).

Die Sängerin Vonda Shepard, ab und an auch am Piano zu hören, hat sich für die Lieder nicht gerade mit No-Name-Musikern umgeben.
Saiteninstrumente spielen Val McCullum, der unter anderem bei Sheryl Crow, Jackson Browne oder den Wallflowers dabei war, Studio-Tausendsassa Michael Landau (Kenny Rogers, Joni Mitchell, Bonnie Raitt, Pink Floyd, Andrea Bocelli, Stanley Clarke), Big Country-Mann Bruce Watson und James Ralston (Tina Turner).
An den Tasten finden wir Jeff Young (Arturo Lindsay, Jackson Browne, Boz Scaggs) und einmal Mitchell Froom. Neil Larsen spielte bereits 1972 für Don McLean. Später war er bei Richard & Linda Thompson, Commander Cody, George Harrison, den Allman Brothers, B.B. King oder Roy Buchanan tätig.
Bei den Tieftonzupfern ist auch Leland Sklar (Barefoot Servants) gelistet.
Die Felle bediente unter anderem Vinnie Colaiuta.
Hinzu kommen in einigen Tracks noch Bläser und Streicher.

Wenn einem solche guten Musiker widerfahren, was sind dann die achtundvierzig Minuten Spielzeit ohne Werbepausen wert?
Die Songs schwanken zwischen R&B, Soul und Pop sowie Fremdkompositionen als auch eigenem Stoff. Rockend eröffnet man den Liederreigen mit "Searchin' My Soul". Wer, wie die Shepard, über eine ausdrucksstarke Stimme verfügt, darf auch die eigenen Backing Vocals bestreiten. Allerdings ist die 1963 geborene Amerikanerin dabei nie Einzelkind.

Der zweite Track des Albums war bisher nur in der Serie zu sehen und zu hören.
Allerdings ist es für die TV-Reihe beziehungsweise Vonda Shepard ein Charakteristikum, dass man auch ordentlich die Zeitreise aktiviert. So ist "Something About It" von Holland/Dozier/Holland zwar der bisher unveröffentlichte Track der Platte, aber der volle Motown Sound des Komponistentrios ist hinlänglich bekannt. Da darf natürlich die Gebläseabteilung nicht fehlen und dem Saxofonisten Dan Higgins wird Zeit für eine kurze Soloeinlage gegeben. Später macht es McCallum auf den sechs Saiten etwas rockig.
Ebenso gut im Ohr liegt die R&B-Nummer "It's In His Kiss (The Shoop Shoop Song)", im Original aus dem Jahr 1964 und vielleicht besser als Cher-Hit (1991) bekannt. Ein sehr guter Song, dem die Shepard in ihrer Version nicht von der Seite weicht.

Da lobe ich mir schon viel eher die Pop-Ballade "Baby, Don't You Break My Heart Slow".
Gesungen wird die verträumte Nummer im Duett mit dem Indigo Girl Emily Saliers. In intimerer Besetzung und gleich mit zwei Bassisten lebt dieses Stück von den beiden Stimmen.
Ein weiteres Duett findet sich am Anfang der Scheibe. Da hat sich die Lady für "Chances Are" einen Kerl zum Singen geangelt. Schauspieler Robert Downey Jr., der auch bei "Ally McBeal" aktiv war und 2001 wegen Drogenkonsums verhaftet und gefeuert wurde, singt den Bob Seger-Song mit rauer Stimme... Gegensätze ziehen sich an.

Wer kann es Vonda Shepard verdenken, dass sie die Gunst der "McBeal"-Jahre nutzte?
Allerdings steht die Künstlerin auch auf eigenen Beinen, denn mit "I Know Better" von ihrem Album "From The Sun" offenbart sie ihre Fähigkeiten als Songwriterin. Eine weitere Ballade, die zeigt, dass ihre Kompositionen durchaus Klasse besitzen und auch hier lässt sie einen Schuss R&B nicht vermissen.

Ein wenig auf die Tränendrüse drücken gehört genauso dazu, wie vom Pop infizierter Country. Die Lieder aus der Serie reflektieren wohl das Leben der Hauptperson Ally McBeal und das ist geprägt von unterschiedlichen Emotionen, wie bei Millionen anderen auch.

Line-up:
Vonda Shepard (vocals, piano - #1,4,5,7,8,12,13,14, keyboards - #12, backing vocals - #1,4,6,11,12)
Robert Downey Jr. (vocals - #3)
Val McCullum (guitar - #1,2,3,5,8,9,10,12, mandolin - #1, additional guitars - #11, backing vocals - #9)
Michael Landau (guitars - #4,10,13,14)
Bruce Watson (guitars - #6)
James Ralston (guitars - #7)
Greg Laisz (pedal steel - #8,14)
Jeff Young (Hammond B3 - #1,6,9,10, keyboards - #2, piano - #6,9,10, backing vocals - #1,6,9,11)
Neil Larsen (piano - #3, Hammond B3 - #3)
David Campbell (melltron - #5, viola - #5)
Mitchell Froom (Wurlitzer - #6, additional keyboards - #7, Hammond B3 - #13)
Jarry Hey (trumpet - #2)
Gary Grant (trumpet - #2)
Dan Higgins (saxophone - #2)
Bill Reichenbach (trombone - #2)
Martin Tillman (cello - #4,8)
Larry Corbett (cello - #5)
Lili Haydn (violin - #4)
Joel Derouin (violin - #5)
John Clarke (oboe - #5, english horn - #5, alto flutes - #5, bass clarinet - #5)
Jim Hanson (bass - #1,7,8,9,11,12)
Davey Faragher (bass - #2,3,5,13)
John Pierce (bass - #4,14)
Jimmy Haslip (bass - #6)
Leland Sklar (bass - #13)
Andy Kamman (drums - #1,8,9,11,12, percussion - #11)
Pete Thomas (drums - #3,5,13, percussion - #3,13)
Vinnie Colaiuta (drums - #4,14)
Fritz Lewak (drums - #6)
Matt Chamberlain (drums - #7)
John Keane (additional drums - #14)
Lenny Castro (percussion - #14)
Sy Smith (backing vocals - #2)
Renee Goldsberry (backing vocals - #2)
Vatrina King (backing vocals - #2)
Lynn Davis (backing vocals - #4)
Jean McClain (backing vocals - #4)
Lynn Davis (backing vocals - #6)
Valerie Carter (backing vocals - #12)