Artie Traum? Ja, doch, klar ist mir dieser Name ein Begriff. Und zwar aus dem näheren Umfeld von The Band, deren Nachbar in den Catskill Mountains (im US-Bundesstaat New York) und Freund er seit den frühen Siebzigern war und ist. Aber musikalisch war mir von dem Mann bisher noch überhaupt nichts in die Hände gefallen. Eigentlich schade, wie sich während genauerem Studieren, bzw. Anhören dieses, bereits im Jahr 2002 erschienenen Albums herausstellt. Außer einem Co-Songwriting-Credit für Jim Weider (Ex- The Band) gibt es hier allerdings keinen, zumindest offensichtlichen Querverweis auf den berühmten Fünfer, der Ende der sechziger Jahre mit seinem Debüt-Album "Music From Big Pink" durchstartete.
Nicht unbedingt weniger in der amerikanischen Roots Music angesiedelt, lässt es Artie Traum jedoch insgesamt sehr ruhig, sehr getragen angehen. Die Akustik-Gitarre bestimmt das Bild vom ersten bis zum letzten Song. Und das durchgehend in sehr relaxter, getragener Stimmung mit nur wenigen Ausreißern in die extrovertiertere Richtung. Von seinen Mitstreitern wird Artie dabei zumeist in sehr songdienlicher, aber ebenso verzaubernder und effektiver Weise mit Slide-Gitarren, Cello, Harmonika und weiteren Feinheiten unterstützt.
Angenehm verträumt ist die Stimmung in "Memorial Day 1959", in dem ein mit Besen gespieltes Schlagzeug, die wehmütige Harmonika und die Gitarren den Ton setzen. Artie schwelgt in Erinnerungen an alte Tage und man kommt kaum drum herum, selbst in seinen eigenen Gedanken zu versinken. Auch sonst nimmt uns Traum auf "South Of Lafayette" gerne mit auf eine Reise durch seine Memoiren. Weitere Beispiele hierfür sind z.B. das angejazzte "In Paris" über einen langen, warmen und faulen Tag in der französischen Metropole, als er ein Konzert von Steely Dan besuchte, wie auch "Hills Of Sicily".
Neben einem tollen und Akzente setzenden Piano spielen sehr oft auch die traumartig im Hintergrund erklingenden Background Vocals von, in erster Linie Debbie Lan, aber auch Leslie Ritter eine große Rolle. Ganz der Künstler beschreibt Artie Traum in "No Map", wie er allein durch die Tatsache vorangetrieben wird, dass er weder auf Uhren noch Landkarten irgendwelcher Art jemals einen Wert gelegt hat. Man lebt in einer ganz eigenen Zeit, an dem Ort, wo man gerade ist. Und wenn einem der Sinn danach steht, geht man einfach zum nächsten, zum Zeitpunkt der Abreise noch unbekannten Ziel. »Freedom is just another word for nothing left to loose« fällt dem Rezensenten dazu spontan ein.
Artie Traum ist kein Sänger! Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne und das weiß er auch. Im Grunde passend zu den Songs werden die Vocals dann auch meist im Sprechgesang dargeboten. Dieses, je nach Gusto eventuelle Manko macht er jedoch mit seiner sehr schönen Gitarrenarbeit, der, wenn man sich darauf einlassen möchte, perfekten Atmosphäre und den in sich stimmigen Liedern wieder wett.
"South Of Lafayette" ist sicherlich nicht für Jedermann/-frau ein Gewinn und würde einer wilden Party gegen 23.00 Uhr wahrscheinlich erstmal kräftig den Wind aus den Segeln nehmen, aber wer auf sorgfältig gestaltete Songs mit dichter Atmosphäre steht, der sollte hier definitiv mal ein Ohr riskieren. Die Tracks auf "South Of Lafayette" haben nämlich ein sehr interessantes, distinktives Eigenleben.
Auf dem Zeiteisen des Rezensenten bilden sich auf jeden Fall entweder frühe Morgen- bzw. Abendstunden ab. Sprich, Artie Traum kann relaxte 7 von 10 RockTimes-Uhren einfahren. "South Of Lafayette" ist was Schönes für die ruhigen Minuten, bzw. Stunden!
Es folgten noch weitere Alben Arties, wie zum Beispiel "The Last Romantic" aus dem Jahr 2004, bis Artie Traum am 20. Juli 2008 in Bearsville einem Krebsleiden erlag. Rest in peace, Artie, wir vermissen dich.
Line-up:
Artie Traum (lead vocals, acoustic, electric & slide guitar)
Tony Levin (bass)
Jerry Marotta (drums)
Cindy Cashdollar (steel & slide guitar)
Debbie Lan (background vocals)
Dean Sharp (drums)
David Sancious (piano & strings)
Steve Swallow (bass)
Eugene Ruffolo (harmony vocals)
Josh Colow (electric guitar & bass)
Abby Newton (cello)
Tom Mark (shaker, percussion & harmony vocals)
John Sebastian (harmonica)
Karen Mantler (chromatic harmonica)
Dexter Payne (soprano sax)
Leslie Ritter (harmony vocals)
Tracklist |
01:The Map
02:In Paris
03:The Ballad Of Frankie O.
04:South Of Lafayette
05:Yankee Swamp
06:Memorial Day 1959
07:Niagara
08:Hills Of Sicily
09:Rusty Iron Bridge
10:Mockingbird
|
|
Externe Links:
|