Billy Thompson / Friend
Friend Spielzeit: 60:17
Medium: CD
Label: Soul Stew Records, 2013
Stil: Blues

Review vom 07.10.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Beim Lesen von Billy Thompsons Biografie kommt man sich vor, als würde man in einem Musiklexikon blättern. Die Liste der Künstler, mit denen er, in welcher Form auch immer, zusammengearbeitet hat, ist echt lang. Unter anderem sind Namen wie Chuck Berry, Bobbie 'Blue' Bland, Elvin Bishop, Buddy Guy, Robert Cray, Robben Ford, Anson Funderburgh, Earl King, Albert King, B.B. King, Sonny Landreth, Taj Mahal, Albert Lee, Little Milton, Coco Montoya, Kenny Neal, Art Neville, Ivan Neville, Rod Piazza & The Mighty Flyers, The Neville Brothers,
Lucky Peterson, Boz Scaggs, Jimmie Vaughan oder Joe Louis Walker zu nennen. Außerdem war er als Gitarrist und Songwriter bei einigen Theaterprojekten/Musicals wie "The Rose Of Corazon", "Thunder Knocking At The Door" (Musik von Keb' Mo') beziehungsweise "It Ain't Nothin' But The Blues" tätig. Er schrieb die Musik für die Filme "Out Of The Black" und "Making Contact". In seiner Diskografie tauchen Alben wie zum Beispiel "Tangerine Sky" (1998), "Area 51" (2005) und "A Better Man" (2010) auf.
Billy Thompson kennt nicht nur viele Musiker, sondern ist auch mit ihnen befreundet. Von daher macht der Titel des vorliegenden Albums durchaus Sinn. Es klingt nach Verbundenheit und Vertrautheit. Auch bei "Friend" kommt es unweigerlich zu einem Name-Dropping. Mit von der Partie sind zum Beispiel Bill Payne (Little Feat), Ron Holloway (Warren Haynes, Gil Scott-Heron, Tedeschi Trucks Band), James 'Hutch' Hutchinson (Bonnie Raitt, Neville Brothers), Kenny Gradney (Little Feat, Delaney & Bonnie Bramlett) oder Mike Finnigan (Jimi Hendrix,
Joe Cocker).
Billy Thompson ist ein Blueser durch und durch. Er hat eine tolle Stimme, spielt eine Gitarre mit viel Power und wenn er das Bottleneck benutzt, wird er zu einem wahren Bewegungswunder. Die dreizehn Songs sind mit wenigen Ausnahmen Eigenkompositionen. Bei den Lyrics war Kirsten Trump mit von der Partie und nur Joey Harris' "Garden" beziehungsweise "Ain't No Sunshine" von Bill Withers sind echte Coversongs.
Der Protagonist bürstet dem Blues den Staub aus dem Fell und macht ihn zu einer quirligen, schwarzen Raubkatze, deren ausgefahrene, geschärfte Krallen im Sonnenlicht blinken. Bei den vielen Mitmusikern im Rudel ist Billy Thompson die Leitfigur und es kommt innerhalb der spielfreudigen Bande zu keinen Reibereien.
Das Album darf man getrost als einen Stern am 12-Takter-Himmel bezeichnen. Man kann sich die Tracks separat oder die Scheibe am Stück genießen. Billy Thompson & Co. sind echte Wirbelwinde, die ordentlich auf die Tube drücken, dabei aber nicht mit der fast unbändigen Energie eines Zwanzigjährigen draufhauen, sondern die Sache mehr aus der Sicht einer dynamischen Gelassenheit betrachten.
Seine Freunde sind natürlich auch in den Soli-Aktionen präsent und richtig gut. Man könnte hier jetzt alle mitwirkenden Musiker nennen, verdient haben sie es. Allerdings dürfen ohne weiteres Bill Payne, Mike Finnigan, Chris Dominici, Wes Lanich oder Mike Peed genannt werden. Neben dem Hauptdarsteller kommt ihnen eine wichtige Rolle im Arrangement aller Nummern zu. So erhält "Ain't On Sunshine" von beiden Seiten eine Vitaminspritze verpasst und an dieser Stelle muss man bei so vielen Gästen dann doch dem einzigen Schlagzeuger Eric Selby ein großes Lob aussprechen, gerade für die tolle Rhythmus-Arbeit in Bill Withers' Song. Das Stück steht ja weiter hinten in der Tracklist und in diesem Lied zieht Billy Thompson die Aufmerksamkeit weg vom Original, immer mehr in sein Spielfeld. Klasse!
Am Schluss gibt es noch einen tollen Shuffle mit furiosem Gitarrenspiel sowie feiner Orgelbegleitung. Allerdings ist "While The World's Winding Down" ein lupenreiner Zwölftakter. Mit "Half A Man" mischt er besonders erfolgreich im großen Konzert der Soulballaden mit und "Then I, My Love" stellt seine exzellenten gesanglichen Qualitäten in den Vordergrund. Besonderen Gefallen kann man aus meiner Sicht an seinem zeitweise gutturalen Ton finden.
Bill Payne hört man mit seinem typischen Pianoklang immer raus und Billy Thompson ist mit dem Metallröhrchen höllisch gut unterwegs. Viele Köche verderben hier nicht den Brei. Rock und Balladen werden auf hohem Niveau geboten. Der fein verpackte Boogie kommt auch nicht zu kurz und schließlich muss man schon nach dem ersten Hördurchgang feststellen, dass das Album kein Papiertiger ist, sondern über die hohe Kunst des Blues verfügt. Es wird höchste Zeit! Wer noch keine Bekanntschaft mit Billy Thompson gemacht hat, sollte die "Friend"-Gelegenheit nicht vorbeiziehen lassen.
Line-up:
Billy Thompson (guitar, vocals)
Billy Payne (keyboards)
Chris Dominici (keyboards)
Wes Lainch (keyboards)
Mike Peed (keyboards, organ, clavinet)
Mike Finnigan (organ)
Jonathan Greenburg (trumpet)
Ian Charleton (saxophone)
Tom N. Tierney (saxophone)
Ron Holloway (saxophone)
Danny Campbell (percussion)
Gene Monroe (bass)
James 'Hutch' Hutchinson (bass)
Chris Brown (bass)
James East (bass)
Dave Curtis (bass)
Kenny Grandney (bass)
Eric Selby (drums)
Dani Grays (background vocals)
Xzantiny Grant (background vocals)
Tracklist
01:Soldier Of Misfortune (3:55)
02:Graden (4:52)
03:Interlude (5:53)
04:Farmer Kenny (4:25)
05:Friend (4:37)
06:Half A Man (4:51)
07:Many Faces (4:52)
08:Satisfied (4:37)
09:Then I, My Love (4:26)
10:Ain't But One (4:18)
11:Got To Be Did (4:30)
12:Ain't No Sunshine (4:26)
13:While The World's Winding Down (4:06)
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