|
Cassie Taylor / Out Of My Mind
|
|||
|
Ein Tastendruck reicht und man kann, nein, man muss "Out Of My Mind", Cassie Taylors zweites Album, noch einmal hören. Daran führt kein Weg vorbei, auch keine Umleitung. Alleine schon der letzte Track "Again" weist sinnbildlich darauf hin. Die Künstlerin hat ein vortreffliches musikalisches Profil, mit dem sie sich in den dreizehn (hier definitiv eine Glückzahl) Eigenkompositionen ins Herz des Hörers spielt.
Nicht nur sie alleine ist brillant, denn mit Steve Mignano hat die Künstlerin einen hervorragenden Gitarristen an ihrer Seite. Er zeigt seine ausdrucksstarke Fingerfertigkeit nicht nur als begleitender Rhythmusgitarrist oder in den zahlreichen Soli, sondern auch durch den tollen Umgang mit dem Bottleneck.
Ohne am Status der Hauptperson zu kratzen, hat Cassie Taylor mit Steve Mignano eine vortreffliche Wahl getroffen. Dazu wird der sehr langsam vorgetragene Blues "Spare Some Love" wärmstens empfohlen. Die Protagonistin widmet sich allerdings nicht nur dem 12-Takter in Reinkultur. Unter ihren Kompositionen finden sich auch deutliche Ableger in Richtung R&B beziehungsweise Soul.
Sich musikalisch absetzen hat sie wohl zu ihrem Ziel gemacht. Nicht so sein, wie der Vater. Gemäß einer solchen Devise unterscheidet sich ja Tyrone Vaughan auch von Jimmie Vaughan. Cassie Taylor, von Haus aus Bassistin, spielt auf vorliegender Platte auch Orgel, Piano und Theremin, ein elektronisches Gerät, bei dem unterschiedliche Töne durch den Abstand der Hände von zwei Antennen erzeugt werden.
Einsätze von Gastmusikern, die Tuba (Todd Edmunds) oder Trompete (Jon Gray) spielen, erweitern den Sound der Songs entsprechend. Dabei hat die Frontfrau mit "New Orleans" den Nagel perfekt auf den berühmten Kopf getroffen. Durch diese Nummer zieht sich eine eindeutige Duftmarke der musikalischen Metropole, allerdings darf man das Arrangement als sehr modern ansehen. So bekommt das Stück ein spannendes Outfit. Klasse!
Aber nicht nur ein solches Lied macht die CD sehr interessant. "Forgiveness" ist ein herrlich-relaxter Song, der vor Soul, etwas Funk, klasse Orgel und durch Jon Grays Trompete auch noch einen Spritzer Tex Mex abbekommen hat. Wer meint, eine solche Mischung sei des Guten zu viel, lässt sich am Besten durch eine Hörprobe verführen. Ja, diese Cassie Taylor hat auch noch eine sexy Stimme.
Was als entspannter Track jenseits des Blues beginnt, entwickelt sich zu einer experimentell ausgerichteten Soundspielerei. "Gone And Dead" hat seine Wirkung im Spannungsfeld von hypnotischer Relaxtheit und Psychedelic. Wer von Cassie Taylor nur traditionellen Blues erwartet, kann sich wenig Hoffnungen auf Erfüllung machen. Dennoch sollte man einem aus meiner Sicht höchst interessanten Album die alles entscheidende Chance geben.
Am Anfang dieser Rezension wurde das abschließende "Again" schon erwähnt. Auch hier ist Gänsehaut angesagt. Vom Piano eingeleitet, trifft die junge Künstlerin damit direkt ins Herz. Mit einer sich langsam steigernden Dynamik und dem Einsatz des Schlagzeugs werden neben der anfänglichen Sinnlichkeit andere Akzente gesetzt. Also ... ein weiterer Spin. Das Album beginnt relativ ruhig, zumindest, was den ersten Teil von "Ol' Mama Dean (Part 1)" angeht. Da ist man schon sehr angetan von Steve Mignanos Gitarrenkünsten, die hier deutlich im Fluss des Blues schwimmen. Stücke wie "Out Of My Mind" oder "No Ring Blues" sind weitere Aushängeschilder der Platte.
Cassie Taylor hat mit dem Album "Out Of My Mind" ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Es ist der Künstlerin rundum gelungen, ihre musikalische Vielfältigkeit in einem individuellen, großzügig bemessenen Rahmen unterzubringen. Mit dieser Scheibe wird sie, nicht nur bei den Anhängern des Blues, in aller Munde sein.
Line-up:
Cassie Taylor (vocals, bass, organ, piano, theremin) Steve Mignano (guitars) Steve Vidaic (organ) Todd Edmunds (tuba) Jon Gray (trumpet) Owen Tharp (bowed bass) Larry Thompson (drums)
Externe Links:
|
