Der Berliner Radiosender 88.8 veranstaltet in seinem Sendesaal gelegentlich für ausgewählte Gäste Konzerte mit namhaften Künstlern. Einer von ihnen ist
Chris Thompson, ehemaliger Sänger der
Manfred Mann's Earth Band. Seine markante Stimme ist sicherlich jedem im Ohr und falls nicht, nach den ersten Tönen bringt er sich definitiv in Erinnerung. In Begleitung einer Handvoll Musiker aus Skandinavien, darunter Gitarrist
Mads Ericsen, wurde sein Radio-Gig auf eine Doppel-CD, mit dem schlichten Titel "Berlin Live", gebannt. Als Bonus liegt außerdem eine DVD bei, die Ausschnitte aus dem Konzert im Aschaffenburger Colos-Saal zeigt, sowie ein Interview mit
Thompson und der Band beinhaltet.
Chris Thompson, der bekanntermaßen neben seinen Sangeskünsten auch ein sehr guter Songschreiber ist, singt und spielt bei diesem Konzert neben einigen wenigen Eigenkompositionen hauptsächlich die Songs aus der
Earthband-Ära. Um es vorweg zu nehmen, das kleine CD/DVD-Paket hat es in sich und ist eine absolute Kaufempfehlung. Angefangen von meinem
Earthband-Lieblingssong "Father Of Day, Father Of Night", den
Thompson außergewöhnlich gefühlvoll mit sehr weinerlicher Stimme präsentiert, bis hin zum Klassiker "Mighty Quinn", liefert bereits CD Nummer eins eine Abfolge von Hits. Beim Hören der ersten CD fällt mir auf, dass die Reihenfolge der Songs, so wie sie auf dem Backprint angegeben ist, nicht stimmt. Titel drei und vier sind vertauscht, und der an elfter Stelle angegebene Song "Don't Kill It Carol", fehlt gänzlich.
Thompson zieht beim Singen alle seine Register, mal singt er sehr leise, mal kräftig mit überschreiender Stimme. "Land Of The Long White Cloud" besteht nur aus Sprechgesang, dafür wird das Stück aber durch eine traumhaft schöne Gitarre geprägt. Der normalerweise sehr ausdrucksstarke "Redemption Song" wird nur sehr leise mit Keyboard-Begleitung gespielt und völlig ungewöhnlich streut
Thompson mit "Whole Lot To Give" ein Blues-Stück ein. Gespielt und gesungen im Stil von
John Lee Hooker oder
B.B. King. Direkt im Anschluss folgt die sehr ruhige Ballade "If You Remember Me", die nur mit dem Klavier so gar nicht passen will, besonders weil anschließend "Demolition Man" sehr heavy eingeläutet wird. Über seine sieben Minuten Laufzeit entwickelt sich der Track bis hin in den Prog Rock-Bereich.
Thompson und seine Begleitband bringen alles was das Herz des Fans höher schlagen lässt, und sorgen dabei für viel Abwechslung, die auch einige Überraschungen bereit hält. Die erste CD hat mich bereits völlig begeistert, und ein Blick in die Setliste von Nummer zwei deutet darauf, dass es ohne Pause so weiter geht.
Die als Bonus beigefügte DVD gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was den Besucher eines
Chris Thompson-Konzertes erwartet. Insgesamt elf Songs der Show in Aschaffenburg werden in erstaunlich guter Qualität gezeigt. Die Lichtausbeute, sowie die Anordnung der Kameras sind in dem sehr kleinen Colos-Saal nicht optimal, dennoch wird über die Köpfe der Zuschauer hinweg ein gutes Panorama geboten. Sehr gut zu sehen ist auch, wie
Thompson beim Blues-Stück "Whole Lot To Give" die Harmonika bläst. Auch das auf der CD fehlende "Don't Kill It Carol" kommt auf der DVD zum Zuge. Zum Glück, wie ich finde, denn es wird sehr gut interpretiert. Als kleines Gimmick wurden die letzten vier Songs von einem Fan gefilmt, der anscheinend eine Handy-Cam bedient hat. Verwackelungen und Szenen des Publikums gehören ebenso dazu, wie das aus der hintersten Reihe gefilmte Drumsolo, bei dem so einiges an Equipment von dem kleinen Podest stürzt, als Drummer
Zsolt Meszaros auf die Becken drischt. Als weiteres und abschließendes Extra enthält die DVD einzelne Interviews mit allen Musikern der Band. Zwar sind es manchmal nur kurze Statements, die kaum die Zwei-Minuten-Grenze überschreiten, dafür kommt aber wenigstens
Chris Thompson mit etwas über fünf Minuten zu Wort. Wer mehr von ihm in einem Interview erfahren möchte, kann sich hier informieren, als wir Anfang des Jahres in Berlin mit ihm gesprochen haben:
Vom Kirchenchorsänger zum Weltstar