Deniz Tek / Detroit
Detroit Spielzeit: 34:48
Medium: CD
Label: Career Records/Cargo Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 05.08.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Aus der Traum. Mitte Juli 2013: The Motor City, Motown ... eine Stadt meldet Insolvenz an. Detroit hat zumindest einen schwarzen Fleck in seiner Geschichte. "Detroit" heißt Deniz Teks Album aus dem Jahr 2012. Anfang der Fünfzigerjahre in Ann Arbor, quasi nur einen Steinwurf von Detroit entfernt, geboren, ist dieser Künstler unablässig musikalisch aktiv. Die Aussie-Band Radio Birdman ist da wohl an erster Stelle zu nennen. Mit ihr trat er in die Fußstapfen von The Stooges beziehungsweise MC5.
TV Jones, The Visitors, Angie Pepper Band oder New Race waren weitere Stationen seines Schaffens. 1992 startete er seine Solokarriere mit "Take It To The Vertical". Im Line-up dieser Platte taucht unter anderem Scott Asheton von den Stooges auf. Touren war angesagt und danach firmierte man mit dem Bassisten Jim Dickson (Barracudas, New Christs, Passengers, Survivors) unter The Deniz Tek Group.
Mit einigen Zwischenstationen kam Deniz Tek zurück nach Detroit und wurde zusammen mit Wayne Kramer (MC5) Mitglied der Gruppe Dodge Main. Eine sehr große Anzahl weiterer Formationen waren und sind mit dem Singer/Songwriter Deniz Tek aktiv. Kaum zu glauben, aber als studierter Mediziner wurde er »a licensed doctor, specialising in emergency and aerospace medicine. He worked for a time as a flight surgeon and aviator. And you might even have heard of his call sign... Iceman.«
Nun ist er nach geraumer Zeit mit der Veröffentlichung eines Soloalbums "Detroit" in aller Munde. Hat er den (finanziellen) Niedergang der Michigan-Metropole geahnt? Zumindest gibt es unzweideutige Hinweise schon im ersten Stück der Scheibe. "Pine Box" ist der punkig-rockige Abgesang einer am seidenen Faden hängenden Großstadt und alleine der Titel "Ghost Town" spricht für sich. Während der Opener abgeht wie ein perfekt eingestellter Sechszylinder, rollt letztgenannter Track eher im zweiten Gang durch die als trostlos beschriebene Szenerie. Musikalisch fährt Deniz Tek allerdings immer auf einem hohen Niveau.
Von Song zu Song fesselt er den Hörer immer mehr. Außerdem hat er klasse Begleitmusiker am Start. Alleine schon Harpspieler Daddy Long Legs zuzuhören ist ein Genuss. Der ist zwar nicht in jedem Song dabei, aber wenn, dann hinterlässt er auf seinem kleinen Instrument deutliche Duftmarken. Auch der Keyboarder Ron Sanchez und Hammond-Mann Tom Morrison geben den Nummern die Sporen.
Mit ausschließlich Eigenkompositionen, die für Qualität stehen, hat der Protagonist schon die Poleposition eingenommen. Musikalisch verfügt seine Art des Rock immer über eine mehr oder weniger große Portion Punk, Blues (auch mit Slidegitarre) beziehungsweise Rock'n'Roll. Mit unterschiedlichen Tempi wird bei den zehn Tracks die Dynamik in ganz großen Buchstaben geschrieben. Über staubaufwirbelnde Ecken und Kanten in den Arrangements darf sich der Hörer auch noch freuen.
Der famose Saiten-Stratege lässt nicht nur der elektrischen Gitarre freie Fahrt. Wenn er die Akustische schultert ist für einen Moment Durchatmen angesagt, bei dem auch eine gehörige Portion Melancholie mitschwingt. Wen wundert es da, dass ausgerechnet dann wieder Daddy Long Legs zur Stelle ist. Übrigens: Der Rausschmeißer ist definitiv unter messerscharfer Gitarre sowie Harp-Inferno abzuheften.
Kein Zweifel ... dieses "Detroit" bohrt sich von Durchlauf zu Durchlauf immer tiefer unter die Haut, ist ein Wolf im Schafspelz. Retro- und up to date-Rock werden zu einer heißen Mischung verquickt.
Line-up:
Deniz Tek (guitar, bass, vocals)
Ron Sanchez (keyboards)
Tom Morrison (Hammond B3)
Daddy Long Legs (harmonica)
Bob Brown (bass)
Andy Newman (bass)
Ric Parnell (drums)
Steve Brown (percussion)
Florent Barbier (percussion)
Tracklist
01:Pine Box (3:40)
02:Fate, Not Amenable To Change (4:09)
03:Twilight Of The Modern Age (3:19)
04:Can Of Soup (2:47)
05:Growing Dim (3:30)
06:Ghost Town (4:07)
07:Perfect World (4:01)
08:Falling (3:03)
09:Let Him Pay For That (3:21)
10:I'm All Right (2:51)
(all songs written by Deniz Tek)
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