Wie schrieben wir doch am 19.11. letzten Jahres anlässlich des Konzerts von Derek Trucks und seiner Bande im 'Bremer Schlachthof' so schön:
"In der Tat, auch ich komme aus dem Staunen den ganzen Abend lang nicht heraus.
Musikalisch bewegt sich die Band in den weiten Sphären von Jazz, Rock, Blues, Soul, Funk, Latin und explizit arabischen bzw. fernöstlichen Einflüssen, so dass aus diesem Konglomerat eine geradezu grenzenlose und brodelnde 'Worldmusic' entsteht.
Am 07. Februar 2006 soll der nächste Studio-Longplayer der Derek Trucks Band unter dem Titel "Songlines" herauskommen und es werden immerhin 5 Stücke aus diesem Werk vorgestellt."
Ja, tatsächlich, die besagte Scheibe ist nunmehr draußen und wohl nicht nur ich bin ob des konzertanten Vorgeschmacks gespannt gewesen wie ein Flitzebogen, was der junge Slide- und Dobrovirtuose, der sein Geld hauptsächlich bei der aktuellen Inkarnation der Allman Brothers Band verdient, uns da wohl auf seinem mittlerweile fünften Studio-Longplayer anzubieten hat.
Ganz einfach, wie nicht anders zu erwarten kreiert die Derek Trucks Band exakt das beschriebene musikalische Konglomerat, noch ergänzt um Reggaeklänge (vor allem bei "Sailing On") und spielt, arrangiert und produziert (unter der Regie von Jay Joyce) auf einem traumwandlerisch hohen Niveau, so dass dem Rezensenten selbst im heimischen Wohnzimmer teilweise die Spucke wegbleibt.
Ich kann nicht anders, aber diese Klänge können nur noch als 'transcendent music'
bezeichnet werden. Dabei ist der Albumtitel durchaus gut gewählt, denn im Vergleich zu den bisherigen Outputs der Band ist dieses Werk überraschend songorientiert ausgefallen. Aber definitiv nichts für die nächste Partybeschallung, sondern gut geeignet als stoffungebundener Rauschmittelersatz!
Obwohl, "Revolution" geht tierisch ab, umgarnt von einem Conga/Percussion-Sturm (gespielt vom Gast Count M'Butu) wird hier eine Soul-Rock-Funk - Rakete ganz besonderer Güte gezündet und mit den überirdischen Schwelgereien ist's kurzfristig vorbei. Wer bis hierher frecher Weise eingenickt sein sollte, wird definitiv geweckt, versprochen! Das Teil geht ab wie Luzie und ist dabei so etwas von irdisch!
Nicht nur hier erweist sich Sänger Mike Mattison bei seinem Studiodebüt für die Derek Trucks Band als absoluter Glücksgriff. Der Mann ist einfach phänomenal, kann in Höhenlagen singen, dass ich schon völlig irritiert ins Booklet schaue, ob nicht noch weitere Gäste aufgeführt sind (vor allem bei "Crow Jane") und shoutet ansonsten in allerbester Soulmanier, ohne dabei eine gewisse Variabilität zu vernachlässigen. Derek selber spielt ebenfalls nicht nur hier manchmal eine Gitarre, dass bei mir unwillkürlich der Verdacht aufkommt, auf diesem Album wirken Duane Allman (RIP) und Eric Clapton in Personalunion mit. Dies ergänzt er dann noch mit afrikanischen und arabisch/fernöstlichen Klangfarben und sehr jazzigen Licks.
Wir schrieben übrigens gleichfalls am 19.11.2005:
" ... und Derek Trucks tritt den Beweis an, dass es von Eric Clapton sehr mutig wäre, selbigen für seine Band für die nächstjährige Tour zu verpflichten, wie es gerüchtehalber kolportiert wird."
Mittlerweile sind es keine Gerüchte mehr, denn Derek Trucks ist definitiv Bestandteil der claptonischen Band für die diesjährige Europatour. Wer bei diesem Album mal ganz genau hinhört, wird sich vor lauter Vorfreude garantiert die Hände wund reiben. Das passt nämlich wunderbar!
Spielzeit: 53:52, Medium: CD, Sony BMG Music Entertainment/Columbia Records, 2006
1:Volunteered Slavery (2:05) 2:I'll Find My Way (4:23) 3:Crow Jane (3:53) 4:Sahib Teri Bandi/Maki Madni (9:53) 5:Chevrolet (2:24) 6:Sailing On (3:47) 7:Revolution (3:08) 8:I'd Rather Be Blind, Crippled and Crazy (4:33) 9:All I Do (6:31) 10:Mahjoun (2:27) 11:I Wish I Knew (How It Would Feel to Be Free) (4:07) 12:This Sky (6:31)
Olaf "Olli" Oetken, 26.03.2006
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