Kanadas Arbeitstier number one is back: Devin Townsend, der Multi-Instrumentalist und Cyperpsycho in Personalunion, hat mal wieder ein neues Langeisen zusammengebastelt.
Dass man bei Mister Townsend nie so richtig weiß, an welcher Adresse man sich befindet, scheint dem Burschen unbändigen Spaß zu bereiten, denn nichts ist unberechenbarer als die Veröffentlichungen des Meisters.
Ebenso weiß man nie, unter welchen Namen Devin seine musikalischen Auswüchse herausbringt, sei es unter Strapping Young Lad, Ocean Machine, Devin Townsend Band, Devin Townsend oder mal wieder unter Devin Townsend Project. Eines haben alle seine Babys gemeinsam, nämlich dass man sofort ohne zu zögern erkennt, wer hier Musik macht.
Auch welche Art von Musik man zu hören bekommt, dessen kann man nie sicher sein, denn das musikalische Spektrum Devins reicht von härtester Überschall-Mucke (SYL) bis hin zu rockig verträumt (Ocean Machine).
Und nun, nachdem der Meister endlich mal allen seinen Drogen, außer der Musik, abgeschworen hat, unterhält er uns mit einer neuen Dimension in seinem Schaffen, dem ersten Teil eines Zyklus, der zukünftig aus vier CDs bzw. alles in allem irgendwann als acht CDs plus einer DVD erscheinenden Box verwirklicht wird. Der Lümmel plant weiter in die Zukunft als manches Unternehmen!
Devin Townsend hat diesmal eine ganz besondere Mannschaft um sich geschart, die ihm hilft, seine verrückten Gedanken in Musik zu fassen, als da wären Duris Maxwell (immerhin ist der Knabe schon 62) der u.a. schon bei Heart und Jefferson Airplane spielte, und sogar schon bei Jimi Hendrix die Stöcke schwang.
Der Basser spielte jahrelang in einer Beatles-Coverband auf einem Kreuzfahrtschiff, und der Keyboarder ist wahnsinnig genug, schon seit ein paar Jahren zusammen mit Devin Musik zu machen. Noch mit dabei: Ché Dorval, eine kanadische Folk-Pop-Sängerin, deren Stimme an Frontfrau Floor Jansen der holländischen After Forever erinnert. Mit denen versucht er nun »Flüstern das lauter ist, als ein Brüllen« umzusetzen.
Also zu CD 1: Etwas völlig anderes sollte es werden, etwas mit dem wohl niemand gerechnet hat, eine Seite, die Devin sehr selten zeigt, nämlich seine ruhigere, weniger aggressive, entspanntere.
Auf den ersten Blick bzw. Höreindruck erweist sich "Ki" tatsächlich als entspannt und weniger aggressiv (einzige Ausnahme macht "Heaven Send"), als manche seiner anderen Projekte, aber eben nur beim ersten Mal, denn was die Begleitband um Townsend hier erzeugt ist alles andere als leichte Kost. Was anderes hätte ich auch nicht erwartet, das Project bringt das Kunststück fertig, auf akustischen bzw. halb verzerrten E-Gitarren und E-Bässen eine dermaßen brutale und aufwühlende Achterbahnfahrt zu veranstalten, dass einem Hören und Sehen vergeht, und vor allem geschieht dies unterschwellig und nur mit den wirklich einfachsten Mitteln.
Obwohl auch bei "Ki" Momente zu finden sind, die einem das Gefühl geben, man höre drei Platten auf einmal (das besondere an all seinen Projekten ist, es klingt nie dissonant oder chaotisch), klingt die ganze CD hinweg sehr lounchig, oder soll man schon von Cocktail Bar-Musik sprechen? Ich weiß es nicht, denn in einem Moment spielt die Band fast schon an Blues erinnernde Passagen, nur um im nächsten rockige, ja fast schon Death Metal-mäßige Arrangements zu verwenden… eine Dynamik die nur der quirlige Kanadier beherrscht.
Aber vorrangig sind die leisen, beschaulichen Momente im Vordergrund (sonst könnte man ja gleich SYL hören), Melodien wie man sie von Pink Floyd her kennt, und lieben gelernt hat, besonders das Gitarrenspiel klingt oft nach David Gilmour.
Einzig aus dem Rahmen schlägt "Trainfire", bei dem der Haufen wie die parodistische Version von Elvis Presley klingt. Jaa, einen merkwürdigen Humor haben die Herren schon, Western-mäßige Gitarren, und drumherum die herrlich kranken Geräusche von Dampflokomotiven, das hat schon was.
Ach ja, das zwölfte Lied, "Quiet Riot", hat seinen Namen nicht von ungefähr, denn die Melodie ist von
deren "Cum On Feel The Noize" entliehen, ein weiterer Beweis dafür, dass Mister Townsend anders tickt als andere.
Als Anspieltipps seien mal das Titellied "Ki", "Heaven Send", und "Winter" genannt, aber Fans von Devin kaufen sowieso blind. Das können sie auch beruhigt, und wer noch keines seiner Projekte kennt, dem empfehle ich auf jeden Fall "Ki".
Line-up:
Devin Townsend (vocals, guitars)
Dave Young (keyboards)
Jean Savoie (bass)
Duris Mawwell (drums)
Ché Dorval (guest vocals)
Tracklist |
01:A Monday
02:Coast
03:Disruptr
04:Gato
05:Terminal
06:Heaven Send
07:Ain't Never Gonna Win...
08:Winter
09:Trainfire
10:Lady Helen
11:Ki
12:Quiet Riot
13:Demons League
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