Der 'Devilboy' beschwört Wunder und Dämonen. Lange ließ er seine Fans auf dieses Album warten. Ganze vier Jahre zogen ins Land. Was Tourneen in unseren Breitengraden betrifft, war er nie weg vom Fenster und einige Songs auf "Miracles & Demons" haben ihre Bühenbewährung schon hinter sich.
Eddie Turner bringt den bodenständigen Blues ordentlich in Umdrehungen und streckenweise verliert dieser die Bodenhaftung. Was in den Stepbridge Studios, Santa Fe abging, ist gigantisch gut. Der in Colorado lebende Sänger und Gitarrist hat schon lange seinen eigenen Stil entwickelt und daran feilt er stetig mit Erfolg.
Der standesgemäße Tourkeyboarder Andy Nevala ist nicht mit von der Partie. Dafür drückt Kenny Passarelli nicht nur die schwarzen und weißen Tasten, sondern zupft, neben Jimmy Trujillo auch die dicken Saiten. Beim Line-up des zweigeteilten Titelsongs konnte man sich wohl nicht so richtig entscheiden, denn dort sind beide Musiker am Bass tätig.
Wenn der Protagonist persönlich die vorliegende Platte mit Cream sowie Fleetwood Mac (aus den alten Blues-Zeiten) in Verbindung bringt, mag er das gerne tun. Dennoch hat er inzwischen seine eigene Psychedelic entwickelt, die Turner nicht nur live, sondern auch immer wieder auf dem mittlerweile dritten Album einbaut. Als würde er mit dem Finger darauf zeigen, hat ausgerechnet "Blues Falls Down Like Rain" eine höllisch gute Portion davon abbekommen.
Bringt man alle Spielarten des 12-Takters auf "Miracles & Demons" auf den Punkt, dann nenne ich es Panorama-Blues. Turner bezieht Genres schneller in seine Kompositionen ein, als ein Mannequin die Kleidung in der Garderobe wechseln kann. Passarelli spielt auch Piano und in "In The Morning" gibt es Phasen, die den Jazz gemietet haben. Da entführt uns die Band in eine rauchige Lounge, die gewiss nicht in Bayern liegt.
Der Drummer Mark Clark trommelt vorzüglich. Ab und an stehen die Handtrommeln von Marc Clarke besonders im Vordergrund. Zum Beispiel in "Mr Blues" ist das der Fall und wenn der Mann aus dem Herzen Amerikas davon singt: »my darkness has no boundries«, dann weiß nicht nur der Fan, wo die Glocken hängen. Welche Wandlungsfähigkeit ein Chicago Blues à la Turner hat, offenbart er uns in eben diesem Track.
Mit dem zweiten Teil des Titelsongs covert Turner sich selbst. Ist der erste Part eine Angelegenheit, in der aufgezeigt wird, wie wirkungsvoll wenige Gitarrentöne sein können, entwickelt sich der letzte Track schnell zu einer einzigen Psychedelicshow. Der Saitenhexer wirft seine eigenen Schatten und in die Nähe müssen andere Blueser erst einmal kommen.
Vom toll groovenden Opener "Booty Bumpin'", dem balladesken "I'm A Good Man" über das mächtig funkige "Monkey See, Monkey Do" bis hin zum sphärigen "Miss Carrie" passt hier alles zusammen. Wer lacht da am Anfang von "Monkey ... " so heiser? Wenn sich sein Gesicht auf dem Coverbild im Korpus einer Dorbo spiegelt, dann ist das keine Effekthascherei. Die beginnt beim Einsatz dieser Gitarre und die Akustische ist ebenfalls dabei. Das Bottleneck ist immer in Reichweite und braucht sich über Einsätze nicht zu beklagen.
An einigen Stellen kann man sich des Eindrucks einer live im Studio eingespielten Platte nicht erwehren. Turner ist kein x-beliebiger Blueser, bestimmt einer der heißesten Acts im Genre und mit seiner pfiffigen Musik hypnotisiert er den Hörer. Seine Stimme ist ein weiteres Markenzeichen.
Mit der vorliegenden CD hat sich der sympathische Mann aus Amerika ziemlich viel Zeit gelassen, aber das Ergebnis ist wahrlich kein Diät-Blues geworden. Insofern bleibt am Schluss eine ganz dicke Empfehlung für sein "Miracles & Demons" stehen.
Line-up:
Eddie Turner (vocals, guitars)
Kenny Passarelli (piano, Hammond B3, vocals, bass - #1 - 3, 6 - 9, 11 - 13)
Jimmy Trujillo (bass - #2,3,10)
Mark Clark (drums)
Marc Clarke (percussion)
Tracklist |
01:Booty Bumpin' (4:38)
02:I'm A Good Man (4:43)
03:Say (6:25)
04:Because Of You (3:58)
05:Ride A Painted Pony (3:04)
06:Miracles & Demons (Part 1) (2:01)
07:I Remember (4:09)
08:Blues Fall Down Like Rain (4:48)
09:Monkey See, Monkey Do (2:54)
10:In The Morning (4:55)
11:Miss Carrie (3:57)
12:Mr Blues (4:50)
13:Miracles & Demons (Part 2) (3:22)
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