Blues? Ja, tiefschwarz. Eddie Tuners Debüte Album "Rise" hat den Blues. Aber nicht nur, denn Turner versteht es, auf der CD sowohl rockig als auch funky zu klingen. Auf "Sin" geht es auch in Richtung Gospel.
In der Band des Trompeters Ron Miles (Jazz) sowie Zephyr oder in der Grammy-nominierten Tracy Nelson Band hat er seinen eigenständigen Gitarrenstil entwickelt.
Der in Kuba geborene Eddie Turner wirkte auf diversen Alben von Otis Taylor als Leadgitarrist mit und konnte diesen CDs durch sein atmosphärisches Spiel seinen persönlichen Stempel aufdrücken.
Keine Frage, es wundert einen nicht, dass "Rise", nachdem Eddie Turner in der Vergangenheit schon so viele verschiedenartige musikalische Stationen hinter sich gebracht hat, zu einem so außerordentlichen Solo-Meisterwerk gediehen ist.
Kenny Passarelli (Bass, Keyboards, Pocket Trumpet), mit dem Turner schon in Otis Taylors Band zusammen spielte, ist gleichzeitig auch Produzent von "Rise" und hat somit seinen nicht unerheblichen Anteil an der hervorragenden Qualität dieser CD beigesteuert.
Mark Clark, der durch sein versiertes Schlagzeug-Percussionspiel beeindruckt, vervollständigt das Trio.
"Rise" ist zum größten Teil eben in dieser Triobesetzung eingespielt worden. Auf wenigen Tracks haben zusätzliche Musiker den Bandsound ergänzt.
Besonders hervorheben möchte ich Anna Givens, die mit bezaubernden backing vocals ihren Beitrag leistet.
Highlights gibt es auf "Rise" zuhauf. Eines der Edelsteine ist das Instrumental "The River". Eddie spielt, begleitet von Alex Maryol (Gitarre), eine umwerfende akustische Slidegitarre, dass es einen aus den Schuhen haut.
Daran schließt sich einer der Coversongs auf "Rise" an. Seine Version von "The Wind Cries Mary" sucht seines Gleichen. Kein weiterer Kommentar.
Eddie Turner präsentiert Johnny "Guitar" Watsons "Gangster Of Love" mit einem kräftigen Groove und furiosem Solo.
Das fast 5-minütige, mid-tempo Stück "Play It Cool", geschrieben von Freddie King, komplettiert die Coversongs. Hier wird deutlich, dass Turner mit den Schwingungen des klassischen Blues umzugehen versteht.
Über welche gesanglichen Qualitäten Eddie Turner verfügt wird u.a. in "Ask Myself Why" deutlich. Leidenschaftlich, engagiert, flexibel und enthusiastisch.
Innovative Bluespfade beschreitet Eddie Turner auf dem Titelsong, auf dem wir direkt auch Kenny Passarelli an der Pocket Trumpet hören und dem fast schon psychedelischen letzten Stück der CD "Secret". Tim Stroh und Michael Chavez sind in beiden Nummern für das Loop-Programming zuständig. Dezent eingesetzt bereichern die Loops Turners sphärische Gitarre. In dieser Konsequenz habe ich so etwas bisher nur auf Rick Holmstroms "Hydraulic Groove" gehört.
Richtig rockig kommt das sozialkritische "Privileged Life" daher. Knackige Riffs machen diesen Track fast schon zu einem Ohrwurm. An dieser Stelle eine kleine Kritik, denn die Liedtexte hätte ich mir in dem schön aufgemachten Digi-Pack schon gewünscht.
"Rise" ist eine außergewöhnliche, kurzweilige Song-Kollektion eines großartigen Gitarristen/Songschreibers mit der Eddie Turner bereits mit seinem Erstlingswerk Maßstäbe für seine musikalische Zukunft setzt.
Eine CD, die man nicht verpassen sollte.
Am Ende dieses Reviews angekommen wünscht sich der Rezensent momentan nur noch eins: Hoffentlich ergibt es sich irgendwie, diesen Ausnahmegitarristen auf den Bühnen in unseren Breitengraden mal 'Live in concert' erleben zu dürfen, denn ich kann mir vorstellen, dass Turner Live etwas ganz Spezielles sein könnte.
Spielzeit: 43:39, Medium: CD, Northern Blues Music, 2005
1:Rise 2:Aks Myself Why 3:The River 4:The Wind Cries Mary 5:Resurrection 6:Itīs Me 7:Ganster Of Love 8:Sin 9:Play It Cool 10:Pivileged Life 11:Confusion Illusion 12:Secret
Joachim P. Brookes, 02.01.2006
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