Wahrlich, der Mann hat es drauf!
Greg Troopers Stippvisite im Nightclub auf Roepaen war rundum toll. Der aus New Jersey stammende Roots-Musiker reagierte gleich zu Beginn auf das Scheißwetter in unserer Gegend. Regen ohne Pause und dieser ständige mehr oder weniger heftige Wind veranlassten ihn, seine Version von Bill Withers' "Ain't No Sunshine" an den Anfang des Gigs zu stellen. Herrlich, toll, super! Trooper hatte verdammt viel Soul in der Stimme und sein Gitarrenspiel war oftmals geprägt von feinstem Fingerpicking. Allerdings konnte er auch vollends überzeugen, wenn er die Saiten seiner akustischen Gitarre mit dem Plektrum zum Schwingen brachte.
 Der erste Track war bereits der musikalische Eisbrecher der intimen Show. Hinzu kam, dass der Musiker auch noch zur Gattung der aufgeschlossenen Künstler gehörte. Er hatte durch seine Wortbeiträge stante pede Kontakt zum Publikum und gelacht werden durfte auch. Die Kommunikation mit den Zuschauern war klasse. Trooper war ein Witzbold. Nach dem ersten Song klingelte ein Handy. Dieser Blick des Amerikaners sprach schon Bände. Er nahm es auf die lockere Art. Natürlich standen Songs aus seinem momentan aktuellen Album Upside-Down Town auf dem Programm.
Ergänzt wurde die Setlist durch Lieder aus dem reichhaltigen Verzeichnis älterer Platten. Links neben dem Protagonisten stand eine Pedal Steel Guitar. Das Instrument an sich war schon beeindruckend, allerdings blieb der Hocker dahinter eine ganze Zeitlang verwaist. Zunächst war Trooper solo angesagt. Wenn er nicht am Mikrofon stand, hatte er zumeist eine gebückte Körperhaltung, so als lasteten Tonnen auf seinen Schultern.
 Schön melodisch waren seine Kompositionen und immer wieder diese klasse Stimme. "This I Do" sowie "We Won't Dance" waren Musterexemplare der Unterschiedlichkeit in Troopers Songwriting. Einerseits hatten die Tracks Swing und aktivierten die Fußwippe. Andererseits schraubte er in den Balladen natürlich auch den Gitarrenrhythmus runter. Emotional wurde es auch bei "They Call Me Hank". Dieses andächtige neue Stück mit Country-Flair könnte zu einer weiteren Visitenkarte für ihn werden. Dann ging es rhythmisch aufregender weiter und endlich wurde es auch Zeit, dass der Arbeitsplatz hinter der Pedal Steel Guitar besetzt wurde. Greg Trooper kündigte mit Johan Jansen einen Special Guest an. Der großgewachsene Mann setzte sich wie selbstverständlich an sein Instrument und gemeinsam legte man mit dem luftig arrangierten "We've Still Got Time" los.
 Automatisch stieg die Temperatur der schon tollen Begeisterung um einige Grad höher. Erst in der Setpause sollte sich herausstellen, um wen es sich bei Johan Jansen handelte. Er spielt in mehreren Bands, unter anderem bei Cash On Delivery oder The Secret Combination. Jansen überraschte und überzeugte das Publikum im Handumdrehen. Dann griff er zur Dobro. Jansen hatte das Saiteninstrument in der Waagerechten vor dem Bauch und benutzte weiterhin sein Tonebar. "We Won't Dance" hatte Drive und Jansens Solo war super. Randbemerkung: Von den Socken war ich, als er mir erzählte, dass er auch im Kreis Kleve wohnt.
Trooper sowie Jansen kannten sich vorher gar nicht und man hatte beim Soundcheck lediglich zwei Songs geprobt und dennoch klang deren Zusammenspiel wie selbstverständlich. Der Hauptakteur konnte sich das eine oder andere Freudenlächeln nicht verkneifen. Der Gast wollte die Bühne wieder verlassen. Troopers Reaktion: »Where ya goin', man?« Jansen blieb! "Second Wind" war dann noch einen Duo-Angelegenheit und schon vor dem Ende des ersten Sets stand felsenfest, dass dieses Konzert so richtig gut war. "Hummingbird" von seinem Album "Floating" hatte mächtig Groove und eine schöne Prise Rock'n'Roll. Da ließ er es sich nicht nehmen, zwischendrin auch als Hard Rock-Gitarrist zu posen. Klasse!
 In seiner Songliste befanden sich keine Ausfälle und dennoch sollten sich zwei Nummern als etwas ganz Besonderes herausstellen: "Inisheer" und "Ireland". Das waren zwei Tracks, bei denen die Emotionen wie bei einem kurz vor dem Platzen befindlichen Luftballon waren. Oh Mann, Trooper konnte vielleicht Gefühle äußern!
 Plötzlich fragte er die Anwesenden: »Any requests?« Das hätte er wohl besser nicht machen sollen, denn es hagelte förmlich Songtitel. Dann gab es, wie vorher auch schon einen schönen bluesigen Teil und niemand nahm es Trooper übel, dass er zu einem Song nicht mehr den gesamten Text parat hatte. Dann bedankte er sich bei den aufmerksamen Zuhörern, verließ die Bühne, setzte sich auf einen der wenigen freien Stühle und applaudierte mit. Ungewöhnlich! Als er wieder seinen Arbeitsplatz eingenommen hatte, meinte er, dass sein Beifall Johan Jansen gehörte. Für die Zugabe war man wieder im Duo und es gab viel verdienten Szenenapplaus für den in Deutschland lebenden Niederländer. So überraschend, wie Trooper sein Konzert mit "Ain't No Sunshine" begann, endete auch der Auftritt: Warren Zevons "Carmelita" war ein perfekter Schlusspunkt.
Greg Trooper live ... immer wieder gerne.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Greg Trooper (acoustic guitar, vocals)
Special Guest:
Johan Jansen (pedal steel guitar, Dobro)
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