Selbst diejenigen, die bisher mit dem Namen Jeff Tweedy nichts anfangen konnten, sollten zumindest schon von den Bands Uncle Tupelo und Wilco gehört haben. Bei beiden war, bzw. ist (Wilco) Tweedy an forderster Front und als treibende Kraft zu finden.
Im Februar 2006 begab sich der Protagonist auf eine Solo-Akustik-Tour durch den Nordwesten der USA, die er mit Kameras festhalten ließ. Das oben genannte Wort 'Solo' ist in Tweedys Fall im Übrigen wörtlich zu nehmen, denn mit Ausnahme von ganz wenigen Songs steht er tatsächlich ganz alleine, nur mit seiner Gitarre, seiner Harmonika und mit sich selbst auf der Bühne. Aber das sehr überzeugend.
Zum einen ist da die Bandbreite, aus der sich die Tracklist zusammensetzt. Geboten werden Songs von Uncle Tupelo, Tweedys Projekt Loose Fur, Wilco und mit "The Thanks I Get" ist sogar ein bisher unveröffentlichter Track enthalten. Und die Songs dieser Formationen funktionieren auch in der abgespeckten Akustik-Version allesamt ganz prächtig.
Zum zweiten ist das Ganze klasse gefilmt. Die Kamera ist ganz nah dran, es gibt lange Einstellungen und keine Hektik, so dass der Film eine sehr intime Atmosphäre ausstrahlt, fast als wenn man dabei gewesen wäre. Und schließlich ist da noch der Mensch Jeff Tweedy.
Die Kameras liefen bei fünf verschiedenen Konzerten in fünf verschiedenen Städten. Und etwas übersteigert ausgedrückt, haben wir es auch mit fünf unterschiedlichen Jeff Tweedys zu tun.
Okay, ich will nicht übertreiben, aber die jeweiligen Gemütsverfassungen, bzw. Launen von sowohl Tweedy, als auch dem Publikum wurden exzellent eingefangen. Wir bekommen einen gut gelaunten Barden zu sehen, der mit der Audience jede Menge Spaß haben kann.
Beim nächsten Konzert ist Jeff so sehr von ein paar Leuten genervt, dass er einen Song abbricht und die (vermutlich kleine) Gruppe, offensichtlich sauer, fragt, warum sie denn gekommen sind und ob es hier nicht eigentlich um die Musik gehen sollte. Bzw., wenn sie sich nur zum Quatschen getroffen haben, warum sie dann verdammt nochmal soviel Kohle für eine Eintrittskarte ausgegeben haben...
Einerseits eine sehr übertriebene Reaktion, andererseits (und jeder, der selbst schon mal auf einer Bühne gestanden hat, wird es nachfühlen können) aber auch verständlich.
Und dann bekommen wir noch den selbstironischen Jeff zu Gesicht, z.B. als er sich am Anfang von "A Shot In The Arm" verspielt und dann ganz trocken »Yeah...right...I've only played this song for fuckin' six billions times before...« vom Stapel lässt.
Oder wenn er einer weiblichen Anhängerin, die ihm zuruft, dass sie ihn heiraten möchte, erneut
ganz trocken »Oooh, nein, das willst du ganz bestimmt nicht...frag' mal meine Frau...die kann dir das bestätigen...« entgegnet.
Zur Musik Jeff Tweedys noch viel zu sagen, hieße Eulen nach Athen tragen.
Der Mann ist ein fantastischer Songwriter und Interpret eben dieser. Selbst, wenn er wahrscheinlich nie den Erfolg, sprich Bekanntheitsgrad eines Bob Dylan oder Neil Young erreichen wird, so sind seine Songs dennoch in direkter Konkurrenz zu sehen.
Aufgelockert werden die Konzertausschnitte übrigens mit Interviews, die ebenfalls während dieser Tour geführt wurden.
Der Mann ist gut! Anchecken lohnt sich ungemein!
Line-up:
Jeff Tweedy (Guitars, Vocals, Harmonica)
Tracklist |
01:Intro (Seattle)
02:Sunken Treasure
03:Theologians
04:The Ruling Class
05:Intro (Portland)
06:How To Fight Loneliness
07:Summerteeth
08:The Thanks I Get
09:Intro (Eugene)
10:I Am Trying To Break Your Heart
11:ELT
12:A Shot In The Arm
13:Intro (Arcata)
14:Black Eye
15:In A Future Age
16:Laminated Cat
17:Intro (San Francisco)
18:(Was I) In Your Dreams
19:Airline To Heaven
20:Heavy Metal Drummer
21:War On War
22:Acuff Rose
|
|
Externe Links:
|