Schon wieder eine junge Dame, die sich dem 12-Takter verschrieben hat, aber auch der Soulmusic eine Menge abgewinnen kann. Kirsten Thien heißt die Shouterin, die auch noch akustische Gitarre spielt und für das Songwriting zuständig ist.
Geboren in einer amerikanischen Militärbasis in Berlin, verlegte die Familie ihren Wohnsitz aber schon nach kurzer Zeit zurück in die USA, genauer gesagt in den Bundesstaat Maine. Sehr schnell entdeckte Kirsten ihre Liebe zum Blues, nachdem sie alte Aufnahmen von Memphis Minnie und Sister Rosetta Tharpe gehört hatte. Aber auch der Gesang von Aretha Franklin, Linda Ronstadt und der traditionelle New Orleans Jazz weckten zusehends ihr Interesse.
Nach ersten gesanglichen Erfahrungen in Kirchenchören der 'Northern Baptist Church' gründete Kirsten im Jahr 2000 ihre erste eigene Band und veröffentlichte ihr Debüt "She Really Is", dem mit "You've Got Me" (2006) ein weiterer Longplayer folgte.
Nun also mit "Delicious" Album Nummer drei, bei dem Eric Boyd für die Produktion zuständig war. Da er auch noch den Bass bediente und für das quasi handverlesene Band Line-up dieses Albums sorgte, spielte der Mann neben Kirsten Thien eine ganz wichtige Rolle für das Gelingen der CD. Man kann also durchaus von einer gelungenen Zusammenarbeit im Duett sprechen.
Acht der elf Songs, die in den Dirt Floor- und Engine Sound Studios in New York aufgenommen wurden, stammen aus der Feder von Kirsten Thien. Lediglich "Taxi Love", im Original von Wilson Pickett gesungen, sowie der Ida Cox-Song "Wild Women Don't Have The Blues" und Willie Dixons "I Ain't Superstitious" sind als Coverversionen auf dem Silberling vertreten.
Schon beim ersten Anhören fällt auf, mit was für einer musikalischen Bandbreite hier gearbeitet wurde. Den größten Teil der Aufnahmen nehmen brodelnde Soul-Nummern ein, die mit großem Line-up, also auch mit Bläser-Sektionen, eingespielt wurden, wobei alle Musiker extrem gut eingespielt wirken. Die Arrangements sind bis ins kleinste Detail ausgetüftelt und bilden den idealen Hintergrund für die klasse Stimme von Kirsten Thien. Beste Beispiele dafür sind gleich die ersten beiden Titel "Love That's Made To Share" und "Nobody's Ever Loved Me Like You Do".
Mit "Please Drive" folgt einer meiner Favoriten des Albums. Ein extrem verschleppter Blues, bei dem Hubert Sumlin seine Gitarre singen lässt.
Das schon erwähnte "Taxi Love", bei dem gesanglich Ähnlichkeiten zu Dani Wilde herauszuhören sind, besticht auch durch ein wunderschönes Orgelsolo im Mittelteil. Dieser Song ist übrigens, genau wie "Treat 'Im Like A Man", noch einmal in einer verkürzten Radioversion auf dem Album vertreten.
Der Titeltrack "Delicious" kommt dann ohne Gebläse aus, wirkt dadurch etwas roher als die übrigen Songs und ist der rockigste des ganzen Albums. Ganz stark ist hier die Gitarrenarbeit von Arthur Neilson. Es folgt mit "Ain't That Be The Truth" die Ballade auf der CD. Alle Instrumente werden ganz dezent eingesetzt und verbreiten jede Menge Feeling, und auch hier ist jeder einzelne Ton perfekt arrangiert.
Und dann "Wild Woman Don't Have The Blues". Nur vocals, acoustic guitar und harp, sonst nichts. Und mehr braucht es auch gar nicht. Dieser Song, der übrigens auch beim Einlegen der CD in einen Computer als Video zu sehen ist, bietet so viel Kontrast zu den restlichen Stücken, dass es fast wie ein Kulturschock rüber kommt. Country Blues pur.
Nachdem "I Ain't Superstitious" kraftvoll und mit ganz starker Lead-Gitarre runter geritten wurde, folgt noch ein lupenreiner Country-Song. "A Woman Knows" mit Vibraphon und Resonator Gitarre. Der Ohrwurm des Albums.
Den krönenden Abschluss bildet dann mit "Get Outta The Funk Got Into The Groove" ein Titel, der das Becken unweigerlich in Bewegung versetzt. Rabenscharzer Funk Rock in Reinkultur.
"Delicious" ist ein unheimlich vielseitiges Album geworden, das die verschiedenen Talente von Kirsten Thien voll zur Geltung bringt. Die Frau ist einfach klasse!
Line-up:
Kirsten Thien (vocals, acoustic guitar)
Arthur Neilson (guitar)
Eric Boyd (bass, Nashville guitar - #1, Resonator guitar - # 9)
Steve Holley (drums)
Tommy Mandel (organ, piano, keyboards)
With:
Hubert Sumlin (guitar - #1,3)
Johnny Pisano (bass - #1,9)
Kent Smith (trumpet - #1,2,4,6,7)
Andy Snitzer (tenor saxophone - #1,2,4,6,7)
Kent Smith (horn arrangement - #1,2,4,6,7)
Galia Arad (background vocals - #1,2,7)
Mike Freeman (vibraphone - #2,9)
Dan Myers (tambourine - #2, keyboards - #5)
Susan Didrichsen (background vocals - #2,5,7)
Karen Lloyd (background vocals - #2,7)
Dave Patterson (guitar - #4,9)
Dylan Wissing (drums - #4,6-9)
Noel Cohen (acoustic guitar - #5)
Wes Little (drums - #5)
Billy Gibson (harmonica - #8)
Tracklist |
01:Love That's Made To Share (4:08)
02:Nobody's Ever Loved Me Like You Do (4:15)
03:Please Drive (5:14)
04:Taxi Love (4:51)
05:Delicious (4:00)
06:Ain't That The Truth (3:55)
07:Treat 'Im Like A Man (6:19)
08:Wild Women Don't Have The Blues (3:17)
09:I Ain't Superstitious (4:17)
10:A Woman Knows (4:25)
11:Get Outta The Funk, Get Into The Groove (3:45)
12:Treat 'Im Like A Man [Radio Edit] (4:02)
13:Taxi Love [Radio Edit] (4:04)
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